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Investor fällt letzten Baum bei Bauprojekt in der Sternwaldstraße

Investor hält sich nicht an Auflagen der Baugenehmigung – GuT war informiert

Anwohner aus der Sternwaldstraße haben uns berichtet, dass der Investor bei seinem umstrittenen Bauprojekt Sternwaldstraße 7/9 am Freitag, den 12.5.2023 den letzten verbliebenen Baum ebenfalls gefällt hat. Um das Bauprojekt zu realisieren, hatte der Investor bereits 2021 eine Vielzahl alter Bäume auf dem Grundstück entfernen lassen.

Wird wie im vorliegenden Fall im ungeplanten Innenbereich gebaut, kann auch eine Baumschutzsatzung eine Fällung nicht verhindern, wenn ein Eigentümer oder ein sonstiger Berechtigter aufgrund bauplanungsrechtlicher Vorschriften die Fläche, auf der sich ein Baum befindet, überbauen darf (§ 6 Abs. 2 Nr. 2 der Satzung). Bedauerlicherweise lag dieser Sachverhalt bei den bereits gefällten Bäumen vor. Der Baum, der nun gefällt wurde, war jedoch von dieser Ausnahmeregel nicht betroffen. So durften auch laut Schreiben vom Garten- und Tiefbauamt vom 11.01.2021 (Az. 20-746 – Bestandteil der Baugenehmigung Baurechtsamt Az. 03762-20) die verbliebenen Bäume durch die Bautätigkeit nicht in Ihrem Bestand beeinträchtigt werden, insbesondere durften im Wurzelbereich keinerlei Verdichtungsmaßnahmen und Materiallagerungen vorgenommen werden.

Laut Investor seien die Bauarbeiter durch den Baum gefährdet gewesen, eine fadenscheinige Begründung, mit welcher der Investor die Fällung zurechtzutricksen versuchte. Auf Anfrage teilte das Garten- und Tiefbauamt (GuT) mit, der Bergahorn auf dem Grundstück sei bereits bei den Aushubarbeiten für den Neubau verbotswidrig am Wurzelwerk so stark beschädigt worden, dass ein Erhalt des Baumes aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich sei. Das GuT habe damit die Befreiung zur Fällung des aktuell noch bestehenden Baums von der Baumschutzsatzung erteilt (§ 6 Abs. 2 Nr. 5 der Satzung). Der Verstoß gegen die Auflagen in der Baugenehmigung sei mit einem Ordnungswidrigkeitenverfahren geahndet worden. Das Schlimme daran: Das GuT, von Anwohnern rechtzeitig informiert, dass der Baum nicht den Auflagen gemäß behandelt wurde, hielt ein Einschreiten nicht für nötig.

Was lief schief in der Sternwaldstraße? Alles. Ein Investor will im Innenhof eines gewachsenen Grundstücks zwei völlig unpassende Klötze errichten und zerstört damit nicht nur die bauliche Harmonie dieser schönen Gegend in der Oberwiehre, sondern auch die Natur, bestehend aus mehreren alten Bäumen. Eine Gesprächsbereitschaft bestand seitens des Investors zu keiner Zeit, weder mit der Stadt noch mit den Anwohnern, die nun wieder einmal mit dem Schlimmsten leben müssen. Dass bei den bereits erfolgten Fällungen auch Bäume und Sträucher auf dem Nachbargrundstück betroffen waren, setzt dem unrühmlichen Vorgang die Krone auf. Schließlich verstößt der Investor gegen die Auflagen, darf den letzten Baum fällen und kauft sich über ein Bußgeld frei. Und dann ist da noch das GuT, an welches sich die Anwohner gewandt haben in der Hoffnung, sich auf die Behörde verlassen zu können.

Mit einer Bauleitplanung ließe sich dieser bauliche Wildwuchs verhindern. Gemäß § 1 a BauGB könnten auch Belange des Umweltschutzes besser berücksichtigt werden. Eine solche Bauleitplanung, sei es durch Bebauungspläne oder durch Satzungen, wird seit Jahren für die Wiehre von den Bürgervereinen gefordert. Die längst verabschiedeten Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen werden verschleppt. Inakzeptable Nachverdichtungen wie in der Sternwald- oder auch in der Kronenstraße sind die Folge.

Es wird Zeit, dass die Stadt ihrer Verantwortung nachkommt und für solch gewachsene Quartiere endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft, um derart uneinsichtige und unkooperative Bauträger in die Schranken zu weisen.

Der Baum ist gefällt. Dass sich der Betonbau nicht in die Umgebung einfügt, ist unschwer zu erkennen
Das Areal Sternwaldstraße vor den Baumfällungen

Fotos: P. Vogt




FL im Gespräch am 13.5.2023

Am Samstag, den 13.5.2023 um 11:00 Uhr treffen wir uns zu einem Rundgang durch die Mittel- und Unterwiehre. Wir wollen uns dabei die baulichen Entwicklungen im Stadtteil der letzten Jahre anschauen.

Treffpunkt ist am neuen Wiehrebahnhof.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Interessierte sind herzlich willkommen. Bitte gerne auch an andere weitergeben.

Bitte beachten Sie: Bei extrem schlechter Wetterlage müssten wir die Veranstaltung kurzfristig verschieben. Schauen Sie daher immer wieder hier oder auf unserem Instagram-Kanal vorbei.




Anfrage zur Kirchstrasse

Zur Kirchstraße hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 12.4.2023 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Anwohner der Kirchstraße sehen sich seit Jahren einer großen Geduldsprobe ausgesetzt. Die Straße ist seit 2017 Dauerbaustelle. Es begann 2017 mit dem bedauerlichen Abriss der ehemaligen Schreinerei Hügle. Diese Baumaßnahmen zogen sich mehr als zwei Jahre hin. Kaum war die Baustelle dort abgebaut, begannen Sanierungsmaßnahmen an Haus Nr. 3 und nach Beendigung dieser an Haus Nr. 5. Beide Baumaßnahmen zogen sich ebenfalls mehrere Jahre hin. Die Baustelle an Nummer 5 wurde nun vor kurzem geräumt. Die Hoffnung der Anwohner auf eine Straße frei von Behinderungen und ohne den Blick auf Baukräne währte nicht lange. Gleich nach Abbau der Baustelle an Nr. 5 wurde der Bereich an den Häusern Nr. 38 und 40 abgesperrt und ein Kran aufgestellt. Offensichtlich wird im hinteren Bereich angebaut. Sorge bereitet indessen der Altbau Nr. 15 direkt gegenüber. Dieser steht seit mehreren Monaten leer und so ist zu befürchten, dass nach Abschluss der Bauarbeiten an Nr. 38/40 die Baustelle lediglich die Straßenseite wechselt. Doch dies ist nicht alles: Auch im Bereich zwischen Konradstraße und Annaplatz gab es in den letzten Jahren ebenfalls etliche Baustellen.

Daher hier die folgenden Fragen und Anmerkungen der Anwohner:

1. Sind weitere Baumaßnahmen in der Kirchstraße geplant?
2. Was passiert mit dem Altbau Nr. 15? Dieser Bau ist in hohem Maße schützenswert, jedoch nicht denkmalgeschützt. Bleibt der Altbau in seinem Bestand erhalten?
3. Im Hinterhof im Bereich Nr. 42 bis 46 steht seit mehr als zwei Jahren offensichtlich ohne Funktion ein Kran. Dieser muss sich im Wind drehen können, was er auch tut. Tagsüber sieht dies bei entsprechender Wetterlage gefährlich aus, nachts wird das Geschepper zur Lärmbelästigung. Hat dieser Kran eine nachvollziehbare Funktion,
sodass er nach wie vor an dem Ort stehen bleiben muss?
4. Die Baustellen sind vor allem für Fußgänger eine hohe Belastung. Diese sehen sich gezwungen, ständig wegen der dicht parkenden Autos die Straßenseite zu wechseln. Erschwerend kommt hinzu, dass nach Einführung von Tempo 30 auf der Günterstalstraße die Kirchstraße vermehrt als Ausweichstrecke benutzt wird, was für eine erhebliche Zunahme des Verkehrs in der Straße gesorgt hat. Vor ein paar Jahren hat ein Anwohner die Initiative ergriffen und angefragt, ob die Straße zur verkehrsberuhigten Zone umgestaltet werden könne. Damals fand diese Initiative bei der Stadt keinen großen Anklang. Doch Zeiten und vor allem Verkehr ändern sich. Wäre aus heutiger Sichtweise diese Art der Verkehrsberuhigung denkbar?
5. Eine erhebliche Belastung sowohl in der Kirch- als auch in der Konradstraße sind parkende Wohnmobile, die teilweise über die zulässige Markierung (gemäß § 39 Abs. 5 StVO ein Verkehrszeichen) hinaus parken und offensichtlich in diesen engen Straßen nicht rechtmäßig parken können, von der Behinderung durch diese zu großen Fahrzeuge ganz abgesehen. Merkwürdigerweise haben viele Wohnmobile einen Anwohnerparkausweis. Wie kann etwas seitens der Stadt für teures Geld ausgegeben werden, was nur ordnungswidrig genutzt werden kann?
6. Die Ecke Kirchstraße/Konradstraße wird in der Regel durchgehend zugeparkt, was für alle Verkehrsteilnehmer eine große Behinderung darstellt. Wäre es möglich, die Kreuzungen mit Sperrungen wie z. B. Pollern oder Bügeln zu versehen, um wenigstens den Kreuzungsbereich gemäß StVO autofrei zu halten?

Ich darf darauf hinweisen, dass es in der Kirchstraße vier Kitas und ein Seniorenheim gibt. Auch wohnen in der Straße etliche Familien mit schulpflichtigen Kindern. Nicht nur die seit Jahren anhaltende Baustellensituation, auch die Verkehrssituation allgemein ist für alle Anwohner eine hohe Belastung und keineswegs frei von Gefahren. Es sollte nicht erst was passieren, bevor die Stadt handelt.

Soweit die Anmerkungen der Anwohner und ihre Fragen, für deren Beantwortung ich mich bedanke.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)

2017 begann mit dem Abriss dieser schönen alten Fabrik eine Baustellenserie in der Kirchstraße, die bis heute andauert (Foto: K. U. Müller)



Was passiert mit dem Altbau Talstraße 18?

Seit mehr als einem Jahr steht der Altbau in der Talstraße 18 leer. Im Eingangsbereich ist ein Bauzaun angebracht. Wildwuchs breitet sich aus. Ein beunruhigender Anblick in einer Stadt, in der immer wieder historische Gebäude abgerissen werden. Besagtes Haus ist nicht denkmalgeschützt, aber in hohem Maße schützenswert.

Freiburg Lebenswert hat inoffiziell beim Baudezernat angefragt und die Antwort erhalten, dass für das Haus ein Antrag auf Renovierung gestellt worden sei. Auf erneute Anfrage, ob das Haus denn erhalten bleibe, kam die Antwort, ein Abbruchantrag sei nicht gestellt worden.

Kein Denkmalschutz – trotz kunstvoll gestalteter Elemente (Foto: K. U. Müller)

Ob dies eine gute oder eine beunruhigende Nachricht ist, bleibt abzuwarten. Leider ist das Interesse bei der Stadt Freiburg, historische Bauten zu erhalten, äußerst begrenzt. Die Zahl der abgerissenen Gebäude ist beträchtlich, allein in den letzten Jahren mussten viele schützenswerte und auch denkmalgeschützte Gebäude in der Regel gesichtslosen Neubauten weichen. Und selbst wenn das Haus in der Talstraße nicht abgerissen wird, ist keineswegs gesichert, dass bei einer Renovierung der Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. Auch in dieser Hinsicht gibt es einige Negativbeispiele.

Der wiehretypische Hinterhof dürfte kaum erhalten bleiben (Foto: K. U. Müller)

Die Wiehre hat von Juli 2017 bis Juli 2018 fünf (!) historische Gebäude verloren. In keinem Fall konnte der Neubau dem abgerissenen Altbau optisch auch nur annähernd das Wasser reichen. Diverse völlig inakzeptable Nachverdichtungen, wie z. B. in der Kronen– oder in der Sternwaldstraße, tragen maßgeblich dazu bei, dass das Gesicht dieses herrlichen Stadtteils nach und nach verlorengeht. Die beschlossenen Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen sind für die Wiehre immer noch nicht erlassen. Diese könnten im besten Fall einen Abriss und bei Neubau und Renovierung wenigstens das Schlimmste verhindern. 

Hier die o. g. Abrisse in der Wiehre 2017 und 2018 im Überblick:

  • Juli 2017: Abriss einer Villa in der Silberbachstraße. Der eckzahnartige Investorenbau hat die herrliche Stadtlandschaft für immer zerstört.
  • August 2017: Abriss einer Hinterhofwerkstatt in der Kirchstraße. Austauschbarer Neubau.
  • Oktober 2017: Abriss einer Villa in der Erwinstraße. Der Gestaltungsbeirat fand deutliche Worte über den unpassenden Neubau, der Investor zeigte sich uneinsichtig.
  • November 2017: Abriss in der Erzherzogstraße. Neubau wirkt wie ein Fremdkörper.
  • Juli 2018: Abriss Lorettostraße 14, eines der letzten Häuser des alten Dorfes Adelhausen. Haus stammt vor 186, wahrscheinlich schon aus den 1820er-Jahren. Dennoch mit fadenscheinigen Begründungen nicht als denkmalwürdig erachtet.

Siehe auch: Erfolg für Freiburg Lebenswert – Beschluss Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen




Bebauung in der Sternwaldstraße unter massiver Verletzung von Anwohnerrechten

Zaun und Bepflanzung auf Nachbargrundstück von Baufirma entfernt. Anwohner werden bedroht.

Der denkmalgeschützte Eingang steht den Baufahzeugen im Weg (Foto: K. U. Müller).

Nachdem bereits im Februar 2021 unter Polizeiaufgebot sämtliche alte Bäume im rückwärtigen Bereich zwischen Sternwald- und Nägeleseestraße abgeholzt wurden, wurde nun mit dem Bau zweier Wohnhäuser begonnen. Das Bauvorhaben war nicht einfach zu realisieren, fehlte es schlichtweg an einem ausreichend großen Zugang zu den Gärten zwischen den Häuserreihen. Erfolgreich hatten die Anwohner dem Investor das Leben so schwer wie nur möglich gemacht. Ein Wegerecht an der Sternwaldstraße 9 sicherte dem Investor jedoch das Durchkommen mit kleinen Baumaschinen. Dazu muss allerdings der denkmalgeschützte Eingangsbereich an dem Haus Nr. 9 abgebrochen werden.

Der Bagger parkt auf dem Nachbargrundstück (Foto: P. Vogt).

Leider genügte dieser Durchgang immer noch nicht, so dass die Baufirma gleich den kompletten Zaun, wie auch die zur Nr. 11 gehörende Bepflanzung plattmachte. Anwohner, welche die Bauarbeiter auf deren rechtswidriges Verhalten hinwiesen, wurden kurzerhand mit Eisenstangen und Steinen bedroht. Auch wurde uns von einem älteren Ehepaar berichtet, das aus Angst vor aggressiven Bauarbeitern die Wohnung nicht mehr verlässt. Dem nicht genug, parkt ein Bagger komplett auf dem Nachbargrundstück.

Der Zugang vorher (Foto: P. Vogt).

Freiburg Lebenswert verurteilt aufs Schärfste das Vorgehen des Investors wie auch der beauftragten Baufirma. Nicht nur, dass das Bauvorhaben in diesem hochsensiblen Bereich ökologisch wie auch städtebaulich eine Katastrophe ist – dort entstehen unter maximaler Auslotung der Baugrenzen zwei architektonisch anspruchslose und nicht in die Gegend passende Klötze – es ist offensichtlich auch in dem zugestandenen rechtlichen Rahmen nicht zu realisieren. Es liegt auf der Hand, dass die Zufahrt auch für kleine Baumaschinen zu klein ist. Dann allerdings ist es in keiner Weise statthaft oder gar gerechtfertigt, in die Rechte der ohnehin schon über das Bauvorhaben zurecht verärgerten Anwohner einzugreifen.

FL-Ortsbegehung in der Sternwaldstraße am 21.5.2022 (Foto: K. U. Müller).

Freiburg Lebenswert fordert von allen Beteiligten, auch von der Stadt, eine Beendigung dieses rechtswidrigen Zustandes. Insbesondere muss wieder auf die Notwendigkeit einer Bauleitplanung in solch hochsensiblen Gebieten hingewiesen werden. Schon vor Jahren hat der Gemeinderat Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen für ebensolche Quartiere beschlossen, auch um deren Charakter zu wahren eben jenen Charakter, der mit solchen Bauvorhaben verlorengeht. Wurden zunächst Anfang 2019 im Stadtteil Waldsee die Satzungen erlassen, sollte im Herbst 2019 die Wiehre folgen. Leider wurden die Satzungen verschleppt, was vor allem daran lag, dass Altbauten angeblich energetisch nicht ausreichend ausgestattet werden können.

Die Zufahrt nach dem Eingriff der Baufirma. Alles, auch die Bepflanzung auf dem Nachbargrundstück, wurde plattgemacht (Foto: P. Vogt).

Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass auch Altbauten energetisch ertüchtigt werden können und dass Neubau enorm klimaschädlich ist. Auch sind Grünflächen wie in der Sternwaldstraße für das Stadtklima und anlässlich des dramatischen Artenschwundes unabdingbar. Wird lediglich auf die energetische Ausstattung von Gebäuden verwiesen, gleichzeitig aber abgerissen, neu gebaut und Grünflächen betoniert, werden im Kampf gegen den Klimaschutz falsche Akzente gesetzt.

Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen hätten eine Bebauung wie sie in der Sternwaldstraße geplant und leider wohl auch realisiert wird, verhindert. Worauf warten wir noch?

Nach den Baumfällungen 2021 hat sich die Natur wieder halbwegs erholt. Leider muss sie bald fahlem Beton weichen (K. U. Müller).



FL vor Ort in der Wiehre am 21.5.2022

Rundgang mit Klaus Ulrich Müller und Joachim Scheck (ARGE Stadtbild und Vistatour) am Samstag, den 21.5.2022 von 11:30 bis ca. 13:00 Uhr.

Treffpunkt: 11:30 Uhr an der Maria-Hilf-Kirche (Nordseite).

In Fortsetzung unserer Veranstaltung vom 24.03.2022 „FL im Gespräch – Baustelle Wiehre“ wollen wir einen kleinen Rundgang durch die Wiehre machen und dabei einige der diskutierten Bauvorhaben aufsuchen. Bei der Gelegenheit werden wir aber auch viel erfahren über unbeschädigte, kulturell und historisch bedeutende Orte und Bauwerke.

Wir beginnen unseren Rundgang an der Maria-Hilf-Kirche, gehen weiter durch interessante aber gefährdete Areale, für die eine Bauleitplanung zu bedenken wäre, z. B. als Erhaltungssatzung oder Bebauungsplan. In der Sternwaldstraße 11 erleben wir ein besonders umstrittenes Bauvorhaben, dem bereits viel alter Baumbestand zum Opfer gefallen ist.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Bei einem zweiten Rundgang soll demnächst der Bereich Unterwiehre-Süd besucht werden, insbesondere Abrisse und Neubauten am Lorettoberg.




FL im Gespräch am 24.3.2022

In unserer Veranstaltungsreihe „FL im Gespräch“ wollen wir am Donnerstag, den 24.3.2022 von 18:30 bis 20:00 Uhr das Thema Baustelle Wiehre: Verdichtung, Abriss, Neubau behandeln. Wo lagen die Fehlentwicklungen im Stadtteil in jüngster Vergangenheit, was lief positiv?

Geplanter Ablauf:

18.30-19.15, Kurzvorträge  (Diskussion nach jedem Beitrag):

  • Joachim Scheck (ARGE, Vistatour), Überblick – Tiefgreifender und beschleunigter Wandel.
  • Klaus-Ulrich Müller (FL),  Brennpunkte (Bildervortrag).
  • Peter Vogt (FL), Bebauung in der Sternwaldstraße 9 a.

Auch haben wir die beiden Bürgervereine des Stadtteils eingeladen, deren Sichtweise uns natürlich interessiert.

19:30 bis 20:00 Uhr: Abschlussdiskussion.

Interessierte können gerne über folgenden Zoom-Link teilnehmen:

https://us06web.zoom.us/j/89138662304?pwd=R1duRW1FU2g1Umpad3NDVDdHQkJtQT09

Abriss der Villa in der Siberbachstr. 25 (Foto: K.-U. Müller)



Keine Bebauung in zweiter Reihe in der Konradstraße

Stadt hält Bauvorhaben in der Konradstraße nicht für genehmigungsfähig

Hier war in zweiter Reihe eine Bebauung geplant (Foto: K. U. Müller).

Nein zu einer Bebauung auf der parkartigen Grünfläche zwischen Schwimmbad-, Goethe- und Konradstraße. Anwohner und Bürgerverein hatten sich vehement gegen eine Bebauung in zweiter Reihe in der Konradstraße ausgesprochen. Nun kam Entwarnung von der Stadtverwaltung. Sie hält das Vorhaben für nicht genehmigungsfähig und hat die Bauvoranfrage negativ beschieden. Freiburg Lebenswert hat Bestrebungen, solche hochwertigen Grünflächen von jeglicher Bebauung freizuhalten, stets unterstützt und begrüßt ausdrücklich die Entscheidung der Stadtverwaltung.

Bei Genehmigung wäre ein Präzedenzfall zur Bebauung weiterer Grundstücke in diesem Areal geschaffen worden. Ein Bauträger hätte ziemlich freie Hand im Hinblick auf die Architektur gehabt, mit im schlimmsten Fall katastrophalen Auswirkungen auf die bisher intakte Stadtlandschaft in besagter Gegend der Unterwiehre. Ein sehr unrühmliches Beispiel dafür ist der Fall des 2021 gebauten, höchst eintönigen und nicht zu der Gründerzeitbebauung passenden Kubus in der Kronenstraße.

In Zeiten von Klimawandel und Artenschwund sind Grünflächen zum Erhalt eines gesunden Stadtklimas wichtiger denn je. Der hohe Bestand alter Bäume ist überdies ein Biotop für diverse Tierarten. Die Gärten zwischen den Häuserzeilen der Gründerzeit sind wertvolle Naturräume. Hier müssen rote Linien gezogen werden, die auch mit dem Totschlagargument „Wohnungsnot“ nicht überschritten werden dürfen. 

Freiburg Lebenswert hat sich schon immer für den Erhalt städtischer Grünflächen eingesetzt. Auch in Zukunft wird sich FL für den Erhalt schönster Stadtlandschaften und für eine Verbesserung beim Denkmalschutz einsetzen. Damit sich das Stadtklima nicht weiter verschlechtert, Biotope erhalten bleiben und schützenswerte Häuser den Schutz bekommen, den sie verdienen.

Im Bereich Schwimmbad-, Goethe- und Konradstraße harmonieren Grünflächen mit alten Baumbeständen und intakte Stadtlandschaft perfekt miteinander. Das gilt es (ohne Beton) zu erhalten (Foto: K. U. Müller).
Kein Bebauungsplan, keine Satzung: Der Bauträger hat freie Hand – mit im schlimmsten Fall katastrophalen Folgen, so wie hier in der Kronenstraße (Foto: K. U. Müller).



Quäkerstraße: Erfolg für Bürgerinitiative und Bewohner

Für das Quartier Quäkerstraße gibt es jetzt ein Moratorium bis 2029. Somit hat sich der jahrelange Widerstand der Bewohner und ihrer Bürgerinitiative „Wiehre für alle“ gegen Abrisspläne der Baugenossenschaft Familienheim gelohnt. Stadtverwaltung und Familienheim haben einen seit Jahren bestehenden Streit mit einem Kompromiss beigelegt. Demnach sollen die Pläne für die weitere Entwicklung des Quartiers bis 2029 auf Eis gelegt werden, wohingegen die Stadt auf die bereits beschlossenen Erhaltungssatzungen verzichtet. Dem muss der Gemeinderat allerdings noch zustimmen.

Die Vorgeschichte

Die Genossenschaft Familienheim Freiburg wollte 2017 einen Teil ihres Objekts an der Quäkerstraße/Adalbert-Stifter-Straße abreißen und neu bebauen. Im Innenhof sollte zusätzlich ein Neubau entstehen. Die Gebäude seien, so die Genossenschaft damals, nicht mehr in gutem Zustand. Dies sahen die Bewohner anders. Es bildete sich die Initiative „Wiehre für alle“. Im Jahr 2019 beschloss der Gemeinderat eine soziale und eine städtebauliche Erhaltungssatzung für das Quartier. Ein Gutachten der LPG Landesweite Planungsgesellschaft mbH Berlin vom März 2021, von der Stadt in Auftrag gegeben, hat ergeben, dass die Voraussetzungen für eine Erhaltungssatzung vorliegen. Demgemäß befürwortete das Gutachten diese Satzung: „Ohne eine Soziale Erhaltungssatzung nach § 172 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 BauGB mit den damit verbundenen Genehmigungsvorbehalten würde eine Verdrängung der ansässigen Wohnbevölkerung stattfinden“.

Bewertung der Vereinbarung

OB Horn zeigte sich mit dem nun erarbeiteten Kompromiss zufrieden. Die Initiative „Wiehre für alle“ begrüßte es, dass in der Vereinbarung zwischen Stadtverwaltung und Familienheim Aspekte sozialer und baulicher Erhaltungssatzungen für das Quartier zwischen den Wiehrebahnhöfen aufgenommen worden seien; sie beklagte jedoch gleichzeitig, dass diese lediglich als nicht nachprüfbare Absichtserklärungen formuliert wurden. Klare und damit überprüfbare Kriterien fehlten. Dazu gehöre insbesondere, dass der Erhalt der Gebäude nicht als wesentliches Ziel enthalten sei.

Mit dieser Vereinbarung haben zwar die Bewohner wenigstens die nächsten Jahre die Gewissheit, in ihren Wohnungen zu bleiben. Doch auf lange Sicht bleibt die Unsicherheit, denn ein Abriss ist für die Zeit danach keineswegs ausgeschlossen. Befürchtet wird vor allem, dass die Gebäude in den kommenden Jahren nicht instandgehalten werden, was eine kontinuierliche Verschlechterung der Gebäudesubstanz zur Folge hätte und damit ein Abriss wahrscheinlicher würde. Dies hätte für die eher geringverdienenden Bewohner, die bereits jetzt einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen, eine finanziell nicht mehr tragbare Mieterhöhung zur Folge. Auch städtebaulich wären die Auswirkungen eines Abrisses auf das Quartier alles andere als positiv. Dass die Befürchtungen nicht unberechtigt sind, zeigt der Abriss des ehemaligen St.-Luitgard-Wohnheims auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die städtebaulich eher eintönigen und nichtssagenden Blöcke haben vor allem eins geschaffen: Teuren Wohnraum.

Fazit

Bei genauer Betrachtung kann man nur von einem Teilerfolg für die Bewohner und die Bürgerinitiative sprechen. In diesem Jahrzehnt ist der Erhalt der Gebäude und damit der Wohnraum immerhin gesichert. Langfristig ist dies leider nicht in trockenen Tüchern. Wenigstens sollen die Bewohner am Planungsprozess beteiligt werden. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Metzgergrün. Dort hat sich die Freiburger Stadtbau in Basta-Manier über die Belange der Bewohner hinweggesetzt.

Die austauschbaren Blöcke auf der Straßenseite gegenüber bieten teuren Wohnraum.

Siehe auch: https://www.wiehre-für-alle.de/

https://freiburg-lebenswert.de/inakzeptables-verhalten-der-fsb-im-metzgergruen/




Erhalt der Gebäude auf dem Schützenareal

Im März 2017 wurde öffentlich bekannt,
dass die Areal Projektentwicklung GmbH aus Waldkirch die Gebäude in der
Schwarzwaldstraße 36-38 durch einen Neubau ersetzen wolle. Doch die Vorschläge
des Investors gefielen weder der Stadtverwaltung noch dem Bürgerverein
Oberwiehre-Waldsee.

Zur gleichen Zeit teilte das
Baurechtsamt der Stadt Freiburg mit, dass die
Gebäude nicht als Kulturdenkmäler inventarisiert seien. Deshalb sei davon
auszugehen, dass eine Denkmaleigenschaft der Gebäude nicht gegeben ist.  Die Überprüfung der Denkmaleigenschaft wurde
an das Landesamt für Denkmalspflege übertragen. Dabei stellt sich die Frage,
warum dies  nicht schon früher veranlasst
wurde?

Die zweigeschossige Häusergruppe in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gasthaus Schützen, Lycée Tyrenne und Maria-Hilf-Kirche gehört zu den Siedlungskernen des alten Dorfes Wiehre. Es handelt  sich mit dem ehemaligen Ökonomiegebäude um insgesamt vier historische und geschichts-trächtige Gebäude, die zur ältesten Bausubstanz der Wiehre zählen.

Das Lycee Turenne (Luftaufnahme aus dem Jahr 2013 von Dr. W.-D. Winkler)

Da in Freiburg in
den vergangenen Jahren der Verlust zahlreicher historischer Gebäude durch
Abbruch zu beklagen ist, war es für uns inakzeptabel, ohne Not diese wenigen
aus der Spätbarockzeit und der ersten Hälfte des 19. Jh. übriggebliebenen
Bauten abzureißen. Bis im Juni 2017 gab es keine Rückmeldung bezüglich der
Denkmaleigenschaft der Gebäude, weshalb die  damalige Fraktionsgemeinschaft Freiburg
Lebenswert/Für Freiburg bei der Stadt nachfragte.

Siehe: https://freiburg-lebenswert.de/anfrage-zum-schuetzenareal/

Ergebnis dieser
Anfrage war, dass die Denkmalbehörde das Gebäude Nummer
38 nicht für  schutzwürdig hielt, da nicht
mehr genügend originale Bausubstanz da sei. Im Gegensatz dazu stufte die
Behörde das Gebäude Nummer 36 aus stadtbau-, stadt- und kulturgeschichtlichen
Gründen als  Kulturdenkmal ein. Die Folge
davon war, dass das Gebäude nicht abgerissen werden darf, sondern nur
denkmalverträglich um- oder ausgebaut werden kann.

Freiburg Lebenswert hat sich immer für den Erhalt  denkmalgeschützter und stadtbildbildprä-gender Gebäude eingesetzt. Sehr oft blieben unsere Bemühungen erfolglos, z. B. beim Ratsstüble,  Schwarzwaldhaus in der Wintererstraße 28 oder Amerika-Haus. Im vorliegenden Fall konnte aber erfolgreich ein Abriss der Gebäude gestoppt werden. Freiburg Lebenswert wird sich auch weiterhin für den Erhalt historisch wichtiger Gebäude einsetzen.

Siehe auch: https://freiburg-lebenswert.de/erfolg-fuer-fl-und-fuer-den-denkmalschutz/

Sowie: https://freiburg-lebenswert.de/das-gesicht-der-wiehre-wahren/

Und: https://freiburg-lebenswert.de/abriss-hiobsbotschaften-aus-der-wiehre/

Protest der Anwohner gegen des Abriss der intakten, schützenswerten Gebäude de Genossenschaft in der Quäkerstraße (Foto: M. Managò)
Das denkmalgeschützte „Dreikönigshaus“ will die Stadtverwaltung nach wie vor abreißen, um eines Tages vielleicht dem Stadttunnel Platz zu machen (Foto: M. Managò).