Bebauung am alten Schulhaus hat begonnen
Ein kleines Spiel: Finden wir in Freiburg einen Platz mit historischer Bebauung, der noch völlig unverfälscht und frei von unpassenden Neubauten ist. Im nahegelegenen Colmar kein Problem, auch in Heidelberg, Baden Baden oder Tübingen nicht. Aber in Freiburg?
Der Münsterplatz? Nein, da stört doch das Kaufhaus Breuninger ziemlich. Der Augustiner Platz? Nein, der Neubau des OLG mit den Metallversätzen, die an Verladerampen einer Spedition erinnern, auch nicht. Der Rathausplatz? Auch nicht komplett erhalten. Der Stühlinger Kirchplatz? Der riesige völlig deplatzierte Neubau macht alles zunichte. Der Adelhauser Platz? Auch nicht komplett erhalten und der unschöne Neubau im hinteren Bereich nach Abriss eines Barockhauses ist vom Platz aus zu gut sichtbar.
Da wäre aber noch der Annaplatz in der Unterwiehre. Zwar findet sich etwas seitlich ein ziemlich schlimmer Neubau aus den 1970er-Jahren, ansonsten aber ein noch gut erhaltenes Kleinod, bei dem noch Reste des alten Dorfes Adelhausen vorhanden sind.
Doch damit kann es nun vorbei sein. Nach Aufgabe eines Geschäftsbetriebs will der neue Eigentümer das Gebäude Lorettostraße 8 umbauen und mit einem eingeschossigen Anbau im Gartenbereich erweitern. Das denkmalgeschützte Gebäude ist das ehemalige Schulhaus der Wiehre. Es besitzt einen Baukern aus der Spätbarockzeit, wurde aber in den 1930er-Jahren umgebaut und erweitert. Die Denkmalbehörde hat dem Bauvorhaben zugestimmt. Mit dem Umbau wurde vor kurzem begonnen.
Anwohner zeigen sich empört über das Bauvorhaben. Zurecht, denn ein achtsamer Umgang mit der äußerst geschichtsträchtigen und sensiblen Baustruktur in diesem historischen Ortskern von Adelhausen sieht anders aus. Und jegliche Neubebauung kann eigentlich nur schiefgehen zumal die rechtliche Handhabe, einem Bauträger wenigstens Gestaltungsvorgaben zu machen, in trauter Beharrlichkeit fehlt. Seit Jahren fordert der Bürgerverein einen Bebauungsplan, um wenigstens den baulichen Wildwuchs im historischen Teil der Wiehre einzudämmen. Auf die Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen, bereits für Herbst 2019 für den Stadtteil vorgesehen, wartet die Wiehre bis heute.
Das Gute im Schlechten: Wenigstens der Denkmalstatus blieb für das alte Schulhaus erhalten. Ungewöhnlich in Freiburg, denn in der Regel wird schon bei kleinsten Veränderungen der Denkmalschutz versagt oder gar aufgehoben, was nicht selten den Abriss eines historischen Gebäudes zur Folge hat.
Das Schlimmste – der Abriss des alten Schulhauses – blieb uns am Annaplatz erspart. Doch können wir uns damit zufriedengeben? Wäre es nicht besser gewesen, das Beste einfach zu erhalten?