In der Konradstraße wird nun doch gebaut

Bauträger obsiegt vor dem Verwaltungsgericht – Stadt verzichtet auf Rechtsmittel

Niemand in der Wiehre will eine weitere Nachverdichtung mit faden Betonkuben, welche die Natur zerstören und baulich in keiner Weise in diese einzigartige Stadtumgebung passen. Es sei denn, damit lässt sich Geld verdienen. So plant ein Bauherr in zweiter Reihe auf dem parkartigen Grundstück zwischen Schwimmbad-, Goethe- und Konradstraße ein dreigeschossiges Haus mit zwei Wohnungen, Flachdach und Garage. Doch selbst die Stadt hielt diese Nachverdichtung für unpassend und schmetterte Anfang 2022 eine Bauvoranfrage ab. Die Erleichterung währte nicht lange. Der Bauherr klagte und bekam Recht. Die BZ berichtete am 3.9.2023.

Grund für die Entscheidung des Verwaltungsgerichts: Großräumig sind in dem Areal bereits Gebäude in zweiter Reihe vorhanden. So hat die Stadtverwaltung am Ende auch mangels Erfolgsaussichten auf Rechtsmittel verzichtet.

Ein weiterer höchst bedauerlicher Vorgang in Freiburgs Baupolitik. Und leider mit Ansage. Schon bei der katastrophalen Bebauung in der nahegelegenen Kronenstraße im Jahr 2021 wurde befürchtet, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen wurde. Zwar hat die Stadt stets beteuert, die großen parkartigen Gärten in der Wiehre von Bebauung freihalten zu wollen, ohne rechtliche Handhabe jedoch ein nahezu unmögliches Unterfangen, wie man nun leider schmerzlich erfahren musste.

Seit Jahren fordert der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre erfolglos einen Bebauungsplan für die Wiehre, um in dieser einzigartigen Stadtlandschaft den baulichen Wildwuchs zu kontrollieren. Doch erst nach besagter Bauvoranfrage brachte die Stadt ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg. Damit hoffte die Verwaltung, das Bauvorhaben noch verhindern zu können. Tatsächlich wird ein Bebauungsplan lediglich Bauprojekte für die Zukunft verhindern können, das aktuelle Bauvorhaben wird aber höchstwahrscheinlich umgesetzt. Und dieses im Nachgang durch Bebauungsplan und Veränderungssperre zu verhindern, wäre zwar möglich, wurde aufgrund erheblicher Regresspflicht der Stadt am Ende jedoch unterlassen. Unverständnis löst diese Vorgehensweise bei den Anwohnern aus. Frühzeitig sei die Stadt bereits im Herbst 2021 auf die hohen Erfolgsaussichten einer Klage aufmerksam gemacht worden und hätte damals noch mit einem Bebauungsplan mit Veränderungssperre das Bauvorhaben sicher verhindern können, so ein Anwohner gegenüber der BZ.

Freiburg verliert insgesamt immer mehr sein Gesicht. Selbst einzigartige Stadtgegenden wie die Wiehre werden immer mehr durch falsche Gebäude am falschem Ort verschandelt. Völlig unter den Betonhammer kam der Lorettoberg, bei der Nachverdichtung in der Kronenstraße hätte jede KI (Künstliche Intelligenz) eine bessere und passendere Architektur hervorgebracht. Bei der Nachverdichtung in der Sternwaldstraße wurde viel wertvolle Natur zerstört. All dies blüht nun auch in der Konradstraße. Mit der längst beschlossenen Erhaltungs- und Gestaltungssatzung, welche für die Wiehre immer noch nicht erlassen wurde, hätte man dem Bauträger wenigstens im Hinblick auf die Gestaltung Vorgaben machen können. Immerhin sieht auch die Stadtverwaltung aus klimatischen Gesichtspunkten die Notwendigkeit, die großen Wiehre-Gärten zu erhalten. Freiburg Lebenswert schließt sich dem an und fordert nun wenigstens für die Zukunft ein entschlossenes Handeln. Damit die Wiehre ihr Gesicht behält und nicht irreversibel den Interessen von Bauträgern geopfert wird.

Die Befürchtungen eines Präzedenzfalls sind eingetreten – Bebauung in zweiter Reihe mit schlechter Kubenarchitektur in der Kronenstraße