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Photovoltaik auf die Dächer der Knopfhäusle-Siedlung

Zum Thema „Sanierungsverfahren Soziale Stadt Knopfhäusle-Siedlung“, hier speziell zur Installation von Photovoltaik auf deren Dächern, haben die Stadträte von Freiburg Lebenswert (FL) am 27. September 2019 – im Hinblick auf die anstehende Entscheidung im Gemeinderat am 1. Oktober 2019 – folgende Anfrage an OB Martin Horn bzw. an die Stadtverwaltung gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

am 1.10.2019 soll der Gemeinderat mit der Drucksache G-19/194 das Sanierungsverfahren „Soziale Stadt Knopfhäusle-Siedlung“ beschließen. Die Häuser stehen unter Denkmalschutz. Dies schließt wesentliche Veränderungen an den Gebäuden aus.

Angesichts des Klimawandels ist nun ein dringender, schneller Umbau der weltweiten Energieversorgung hin zu regenerativen Energieträgern überfällig. Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat sich aus diesem Grund äußerst ehrgeizige Zielmarken gesetzt. So soll Freiburg bis zum Jahr 2030 eine 50%ige CO2-Reduzierung gegenüber dem Jahr 1990 erreichen und bis 2050 klimaneutral sein. Die Bewegung „Fridays for Future“ geht noch darüber hinaus und fordert Klimaneutralität bis 2030.

Photovoltaik und Denkmalschutz müssen sich nicht in jedem Fall gegeseitig ausschließen!

Wir schlagen daher vor, dass die Stadt und die Freiburger Stadtbau Verhandlungen mit den Denkmalschutzbehörden aufnimmt mit dem Ziel, für die Häuser der Knopfhäusle-Siedlung eine Ausnahmegenehmigung bezüglich der Installation von Photovoltaik-Anlagen zu erlangen. Würden diese als Aufdachanlagen ausgeführt, wäre ein Rückbau prinzipiell jederzeit möglich, ohne die Denkmaleigenschaft beeinträchtigt zu haben.Insbesondere die vier östlichen Gebäuderiegel sind ideal geeignet. Ihre Nord-Süd-Firstausrichtung erlaubt die Belegung sowohl der östlichen als auch der westlichen, weitgehend unverschatteten Dachflächen, wodurch über den Tag eine relativ gleichmäßige Stromerzeugung realisiert werden kann. Begünstigt würde das Vorhaben durch die geplante zentrale Wärmeenergieversorgung, wodurch die Einzel-Kamine auf den Häusern künftig sicher entfallen werden.

Denkbar wäre die Durchführung eines Mieterstrommodells analog zu dem von „Freiburg Lebenswert“ angeregten und inzwischen auf den Weg gebrachten Modell für die Stadtbau-Gebäude Belchenstraße 12 – 34.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)




Schlimme Auswirkungen des neuen Erbbaurechts

2014 wurden die Grundsätze der Erbbaurechtsverwaltung vom Gemeinderat beschlossen und damit der Erwerb von Erbbaugrundstücken geregelt, sofern es sich um Ein- bzw. Zweifamilienhäuser handelt. Es wurde festgelegt, dass sich der Kaufpreis nach dem jeweiligen Bodenrichtwert/m² richtet. Ende 2018 hat der GR mit knapper Mehrheit die Verwaltung beauftragt, die Grundsätze des Erbbaurechts erneut zu überarbeiten, wobei der Kauf von städtischen Erbpachtgrundstücken ausgeschlossen wurde.

Welche Konsequenzen hat das?

Wenn ein Haus auf städtischem Erbpachtgrundstück nicht von Kindern
oder Enkeln übernommen wird, so gilt der bisherige Erbpachtvertrag nicht mehr. Die
Erben würden gerne verkaufen oder zumindest vermieten. Da sich aber mittlerweile
die Bodenrichtwerte in astronomischen Höhen bewegen, wurden die künftigen
Erbpachtzinsen ebenfalls enorm erhöht. So beläuft sich der Erbpachtzins für ein
Grundstück in Landwasser von 300 bis 500 m² heute auf 500 bis 800 € monatlich,
bisher waren das ca. 150 € pro Jahr! Für große Grundstücke von 800 bis 1000 m² werden
monatlich zwischen 1200 bis 1600 € fällig. Deshalb können die Erben diese
Häuser auf den Erbpachtgrundstücken weder verkaufen noch vermieten. Bei einer
derartig hohen zusätzlichen Belastung werden Interessenten vom Kauf
abgeschreckt.

Also verbleiben meist alleinstehende ältere Menschen in riesigen Wohnungen. Manche Häuser stehen aber auch leer. Wir sehen keinen Sinn darin, diese im Streubesitz befindlichen Grundstücke nicht zu verkaufen, denn eine Überplanung ist aufgrund der Eigentumsverhältnisse nicht möglich.

Dieser Text ist im Amtsblatt der Stadt Freiburg (Ausgabe Nr. 752, Jahrgang 32, vom 27.09.2019) erschienen.

Die Stadträte der damaligen Fraktionsgemeinschaft FL/FF gehörten zu den Wenigen, die versucht hatten, auf diesen Missstand hinzuweisen. Leider ohne Erfolg. Eine linke Mehrheit meinte alles besser zu wissen, ohne auf die warnenden Stimmen – auch des Finanzbürgermeisters – zu hören.




Milieuschutzsatzung im Stühlinger

Folgende Rede hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) im Freiburger Gemeinderat am 17.9.2019 zum Thema Milieuschutzsatzung im Stühlinger (TOP 8, G-19/213) gehalten:

Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Erstellung von Sozialen Erhaltungssatzungen, auch Milieuschutzsatzungen genannt, ist u.a. in der bayrischen Landeshauptstadt München gängige Praxis. Ziel ist dabei immer die Erstellung einer Abwendungsvereinbarung zwischen der Stadt und den Bau-Investoren.

Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL)

Die Aufstockung des Gebäudes der Bauunion zur Behebung der Wohnungsknappheit, der Bau von Aufzügen bei einem dann fünfstöckigen Gebäude und dessen energetische Sanierung sind für uns völlig akzeptable Maßnahmen. Entscheidend ist, dass die Mieten anschließend nur moderat erhöht werden. Dies wurde beispielsweise mit der d.i.i. (Deutsche Invest Immobilien) für ihre Sanierungsmaßnahmen in Landwasser einvernehmlich in einer Abwendungsvereinbarung geregelt. Der Antrag der Bauunion auf eine Abgeschlossenheitsbescheinigung, um Eigentumswohnungen bilden zu können, zeigt allerdings, dass hier offensichtlich Gentrifizierung beabsichtigt ist. Ebenso lässt der Umstand, dass die Balkone nur dann „freigeschaltet“ werden sollen, wenn die Erhöhung der Miete akzeptiert wird, wenig Gutes erahnen. Das ist ein äußerst seltsamer Vorschlag. Ich denke da an ähnliche Aktivitäten der Bauunion im „Heldenviertel“.

Beides zeigt, dass hier unbedingt eine Abwendungsvereinbarung geschlossen werden muss, um Auswüchse zu verhindern. Wir werden daher der Vorlage zur Aufstellung einer Sozialen Milieuschutzsatzung zustimmen.

Siehe auch aus unserem Programm: https://freiburg-lebenswert.de/fuer-erhaltungs-und-gestaltungssatzungen/




Mehr Eigenheime, aber nicht für junge Menschen

Einerseits
gab es in Deutschland nie so viele Käufe von Eigenheimen.
Andererseits fällt die Quote bei jungen Menschen, die sich ein
Eigenheim kaufen; sie mieten lieber bzw. müssen mieten. Das
berichtete die FAZ im August in zwei Beiträgen über Untersuchungen,
über die wir hier kurz berichten möchten.

„Die Bundesbürger
haben 2018 so viele Ein- und Zweifamilienhäuser gekauft wie nie
zuvor. Nach Rückgängen in den Vorjahren stieg die Zahl der
Abschlüsse um 2,1 Prozent auf den Rekord von 248.500, zeigt eine
Auswertung des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und
Wohnforschung (Gewos)“, so die FAZ im ersten Beitrag. Ein Grund
dafür sei das im vergangenen Jahr von der
Bundesregierung eingeführte Baukindergeld, so der Gewos-Fachmann
Sebastian Wunsch gegenüber der Zeitung. Dem entsprechend sei vor
allem der Umsatz mit Ein- und Zweifamilienhäusern gegenüber dem
Vorjahr um fast zehn Prozent auf 66,3 Milliarden Euro gestiegen.
Diese hätten die Eigentumswohnungen als umsatzstärkstes Segment am
Immobilienmarkt abgelöst.

Siehe dazu:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/baukindergeld-kaeufe-von-eigenheimen-steigen-auf-rekord-16355682.html

Fast gleichzeitig steht in einem anderen Beitrag der FAZ, dass die
Zinsen für Immobilienkredite zwar niedrig sind, dass jedoch junge
Menschen davon kaum profitieren könnten, was vor allem an der
höheren Eigenkapitalhürde liege. Das zeige eine Untersuchung des
Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln im Auftrag der
Bausparkasse Schwäbisch Hall.

„In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen waren es 2017 noch 12
Prozent, in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen 38 Prozent. Das sind
jeweils 5 Prozentpunkte weniger als noch 2010. Gleichzeitig stieg der
Anteil in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen um 2 Prozentpunkte auf
58 Prozent“, so die FAZ. „Faktisch finden junge Haushalte, die
dann auch entsprechend mehr Zeit für die Rückzahlung ihrer Kredite
hätten, kaum noch Zugang zum Wohneigentumsmarkt“, heißt es in der
IW-Untersuchung.

Das Eigenheim – Ziel und/oder Lebenstraum vieler Familien (Zeichnung ©: M. Managò)

„Da sich die Erwerbsnebenkosten und der Eigenkapitalbedarf nach
den in den letzten Jahren vielerorts gestiegenen Kaufpreisen
bemessen, müssen Haushalte heute deutlich mehr Kapital gespart haben
als früher, mancherorts mehr als 50 Prozent als noch vor fünf
Jahren“. Das treffe in erster Linie junge Haushalte, die angesichts
der niedrigen Zinsen wenig Geld ansparen konnten. Wer die
Eigenkapitalhürde hingegen einmal überwunden habe, profitiere von
den niedrigen Zinsen für Immobilienkredite.

Siehe dazu:
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/junge-leute-ziehen-seltener-in-die-eigenen-vier-waende-16325136.html

Schwerwiegend ist dabei auch die Feststellung, dass Deutschland
bei der Eigentumsquote im europaweiten Vergleich auf dem vorletzten
Rang liegt. Nur in der Schweiz leben mehr Haushalte zur Miete. Da
tröstet auch die Tatsache nicht sehr, dass der Anteil der Haushalte
im eigenen Heim in Baden-Württemberg mit 54,4 Prozent innerhalb
Deutschlands besonders hoch ist.




„Bauscham“ für die Klimasünde Neubau

Anlässlich der Demonstrationen am kommenden Freitag, dem 20. September 2019, an denen in Freiburg auch viele Mitglieder von Freiburg Lebenswert (FL) aus tiefster Überzeugung teilnehmen werden, möchten wir hier einen Text unseres Freundes Daniel Fuhrhop als Diskussionsbeitrag veröffentlichen. Der Autor, Architektur- und Bauexperte plädiert darin für ein Maßhalten beim Bauen – so wie derzeit allseits für ein Maßhalten beim Fleischessen, beim Fliegen oder beim Kreuzfahrtreisen gefordert wird. In seinem Blog „Verbietet das Bauen“ schreibt er:

Wenn ab dem 20. September „fridays for future“ zu
Aktionstagen aufruft und die Bundesregierung über Klimaschutzgesetze
verhandelt, dann wird zweifellos wieder vom Fliegen geredet, von SUVs
und vom Fleischessen. Das spiegelt sich in Begriffen wie Flugscham,
und bei Websuchen findet man auch SUV-Scham und Kreuzfahrtscham.
Bisher fehlte allerdings #Bauscham: Niemand sollte stolz darauf sein,
gebaut zu haben – wegen des Klimas kann man sich dafür ebenso
schämen wie für Autofahren und Fleischessen.

Fridays-for-future-Demo in Freiburg am 24. Mai 2019 (Foto: Michael Managò)

Zum Sündenregister des Bauens zählt:

  • Der Abbau von Sand für die
    Betonherstellung zerstört die Natur, teilweise verschwinden Strände
    und ganze Inseln versinken.

  • Um Kies für Beton zu bekommen,
    werden Wälder abgeholzt, wie
    zum Beispiel nahe bei München
    geplant im Planegger Holz und im
    Forst Kasten.

  • Nicht zuletzt belastet die Betonherstellung das Klima
    durch die energieaufwändige Zementherstellung: Sie verursacht zwei
    Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen und acht Prozent der
    globalen, sagt der WWF in seiner aktuellen Publikation „Klimaschutz
    in der Beton- und Zementindustrie“ (online verfügbar, pdf
    öffnet direkt
    ).

Zwar kann man vermeintliche „Energiesparhäuser“ bauen,
doch sollte man sich von dieser Bezeichnung nicht verwirren lassen:
Energiesparhäuser sparen keine Energie, sie verbrauchen nur weniger
Betriebsenergie (vor allem Heizenergie) als andere Häuser. In einer
ganzheitlichen Lebenszyklusanalyse ergibt sich daraus aber, dass der
größte Energieaufwand und die größte Treibhausgasemission durch
das Bauen selbst entsteht, durch die Erstellung von Gebäuden. Darum
gilt: Massiver Neubau ist massive Klimazerstörung!

Deswegen ist nicht nur #Bauscham
angesagt, sondern #Bauverbot.
Das ist nicht so unrealistisch, wie mancher meinen mag, denn wir
haben bereits genug gebaut: im Jahr 2018 gab es sogar einen
#Bauüberfluss,
es entstanden in Deutschland mehr neue Wohnungen, als für Zuwachs
der Bevölkerung nötig gewesen wäre. Der Platz würde für alle
reichen, wenn wir das Wachstum beenden – auch das Wachstum der
Wohnfläche pro Person. Um Wohnraum zu schaffen, ist es das
klimafreundlichste, den unsichtbaren Wohnraum zu entdecken, etwa
ungenutzte ehemalige Kinderzimmer. Als Teil der Klimaschutzgesetze
brauchen wir darum ein Programm für Umbau, Umzugsmanagement und
Untermiete, um bestehenden Raum besser zu nutzen.“

Siehe:
http://www.verbietet-das-bauen.de/bauscham-klimaschutzgesetze-bauwut/?fbclid=IwAR0mgFKjKSI7knrS_X6StCfpzbZtxB-bNvvaYpYnObzU7_ldCJWyYfP4UY8

Siehe auch den Beitrag bei N-TV dazu: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Bauen-schadet-Klima-wie-Autos-und-Fleisch-article21280049.html

Auch der Bund deutscher Architekten (BDA) hat ein radikales Umdenken beim Bauen gefordert und plädiert für eine „Gesamtbetrachtung von Bauten und Gebäudegruppen über ihren gesamten Lebenszyklus“. So spricht der Präsident des BDA, Heiner Farwick, ganz deutlich aus, was Freiburg Lebenswert (FL) schon immer betont hat: „Dass die Wachstumsfixierung der Wirtschaft und das Mantra ‚Bauen, Bauen, Bauen‘ angesichts der Notwendigkeit des Klimaschutzes keine Zukunft mehr haben können.“

Siehe dazu: Bauen im Bestand ist wichtiger als Neubau

Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) spricht bei der Schülerdemo „Friday for future“ in Freiburg am 18.01.2019 (Foto: W. Deppert)



Interview mit W.-D. Winkler zum Thema „Lichtverschmutzung“

Gestern, am 16. September 2019, ist in der Wochenzeitung „Der Sonntag“ ein ausführliches Interview mit FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler zum Thema „Lichtverschmutzung“ erschienen. Die Stadträte von Freiburg Lebenswert (FL) im Gemeinderat hatten zuvor in einem Brief an die Stadtverwaltung darum gebeten, sich des Themas auch in Freiburg anzunehmen und ggf. dem Beispiel der Stadt Fulda zu folgen und ebenfalls einen Lichtschutzbeauftragten zu benennen.

Hier das Interview in „Der Sonntag“ (PDF): W. D. Winkler Interview zu Lichtverschmutzung in Der Sonntag am 15.09.2019.pdf

Und hier der Link zum Interview auf der Homepage der Badischen Zeitung: https://www.badische-zeitung.de/wie-und-warum-freiburg-aktiver-gegen-lichtverschmutzung-vorgehen-soll–177257290.html

„Freiburg leuchtet“ – Abendlicher Blick vom Schlossberg (Foto: M. Managò)

Siehe auch: https://freiburg-lebenswert.de/anfrage-zum-thema-lichtverschmutzung/




Rücksichtslose Vermüllung konsequenter ahnden

Schon oft haben wir (auch an dieser Stelle) auf die
Vermüllung in der Stadt hingewiesen und ein strenges Vorgehen gegen die
Verursacher eingefordert. Nun möchte Bundesumweltministerin Svenja Schulze die
Hersteller von Einweg-Produkte an den Entsorgungskosten, die in der Regel von
den Gemeinden getragen werden, beteiligen und damit eine EU-Richtlinie umsetzen,
die genau dies fordert.

Unserer Ansicht nach sollten bzw. müssen aber vor allem auch die Verursacher, sprich Verbraucher, die Pizzaschachtel, Einwegbecher, Flaschen oder Zigarettenkippen wegwerfen, zur Kasse gebeten werden. Bedauerlicherweise wird man deshalb auch in Freiburg auf restriktive Maßnahmen wie Verhängung von Bußgeldern durch den Ordnungsdienst zurückgreifen müssen, um der Vermüllung des öffentlichen Raums Einhalt zu gebieten. Das hat in anderen Städten geholfen und Freiburg sollte hier vor allem bei der Durchsetzung der bereits vorhanden Bußgelder dringende nachziehen.

Wir sind der Meinung, dass auch in Freiburg die Strafen für Müllsünden erhoben werden sollten. Bereits seit Dezember 2018 ist ein neuer Bußgeldkatalog des Landes in Kraft. Die Spanne der Bußgelder reicht da von 50 bis 250 Euro. Für scharfkantige Gegenstände, etwa Glasscherben, erhöht sich der Rahmen sogar von 100 auf 800 Euro. In der Stadt Mannheim wurden aufgrund dieser Änderung die Bußgelder für Müllsünden drastisch erhöht. Für das Wegwerfen einer Kippe oder eines Papiertaschentuches werden jetzt 75 Euro fällig, ein auf den Boden gespuckter Kaugummi kostet gar 100 Euro.

Siehe dazu: https://freiburg-lebenswert.de/muellsuenden-konsequenter-ahnden/

Und: https://freiburg-lebenswert.de/ruecksichtslose-vermuellung/

Sowie aus unserem Programm:  https://freiburg-lebenswert.de/unser-programm/sauberkeit-in-der-stadt/

Plakat aus der Schweizer Gemeinde Horgen (Foto: Prof. Klaus Rückauer)



„Bauboom ist die falsche Antwort“

Unter dieser Überschrift steht ein Beitrag, den der
Radiosender „Deutschladfunk Kultur“ am 23.07.2019 gesendet hat. Darin weist der
Sachbuchautor und Bauexperte Daniel Fuhrhop, der seit 2019 auch wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist, wo er den
Forschungsschwerpunkt „Wohnen“ bearbeitet, auf die Widersprüchlichkeiten beim
Wohnungsbau hin: Dem Phänomen von immer weiter boomenden Städten einerseits und
ständig steigendem Leerstand in ländlichen Regionen andererseits.

Bauwahn: Spekulationsobjekte HotelOne und Luxusstudentenwohnheim Fizz (Foto: M. Managò)

Geändert, so der Experte Fuhrhop, habe sich vor allem wo
wir wohnen: „Seit zehn bis 15 Jahren ziehen viele Menschen in die boomenden
Großstädte. Sie verlassen schrumpfende Orte und ländliche Regionen: Dort stehen
in Deutschland seit mehreren Jahren zwei Millionen Wohnungen leer, und die Zahl
steigt. Mit fatalen Folgen: Weil schon so viele Menschen aus diesen ländlichen
Gegenden weggezogen sind, fehlen dort Arbeitskräfte.“ Hinzu kommt, dass die
Preisentwicklung und niedrige Zinsen die Spekulation mit Wohnraum und den
Bauboom weiter anheizen.

„Wir wohnen anders als früher, wir wohnen anderswo, und wir verlieren Wohnraum durch Spekulation.“

Es sei also höchste Zeit, nicht nur in die
vermeintlich hippen Stadtviertel wie Prenzlauer Berg in Berlin zu streben.
Dabei könne die Politik helfen, indem sie mit einer neuen Art der
Wirtschaftsförderung „nicht boomende Städte noch voller, sondern unterschätzte
Orte stärker“ mache. Das größte Potential, um Wohnraum ohne Neubau zu schaffen,
biete aber das „Wie“ des Wohnens: Familien werden kleiner und immer mehr
Menschen wohnen allein. „Über 80 Quadratmeter Wohnraum als Alleinlebende haben
in Deutschland vier Millionen Menschen. Ihre Wohnungen und Häuser sind so groß,
dass ein, zwei oder mehr Personen noch Platz finden könnten“, so Fuhrhop
weiter.

Monotone, monströse Neubau-Luxuswohnungen in Herdern, die teilweise von russischen Oligarchen als Geldanlage erworben wurden und die meiste Zeit leer stehen.

„Seit zehn Jahren werden in Deutschland Jahr für Jahr mehr Wohnungen gebaut. Und doch hat man den Eindruck, es fehlten in den Großstädten so viele Wohnungen wie lange nicht. Warum eigentlich? Die Zahl der Einwohner Deutschlands stieg seit 1991 um zwei Millionen. Durchschnittlich leben zwei Personen in einem Haushalt. Das heißt: Eigentlich hätte eine Million neue Wohnungen ausgereicht. Gebaut wurden seit 1991 aber sieben Millionen Wohnungen. Wo sind die sechs Millionen zusätzlichen Wohnungen hin? Die Antwort führt zu sichtbarem Leerstand und zu verstecktem Wohnraum. Und das hat drei Ursachen: Wir wohnen anders als früher, wir wohnen anderswo, und wir verlieren Wohnraum durch Spekulation.“

Siehe (auch als Audio): https://www.deutschlandfunkkultur.de/wohnungsmangel-bauboom-ist-die-falsche-antwort.1005.de.html?dram%3Aarticle_id=454502&fbclid=IwAR0op1jY-QEAHQvFr6X3aXEErlK7krVJUtr9RBH1sI5aOihd4P_Ue7hPmfc

Das Buch von Daniel Fuhrhop: „Verbietet das Bauen!“ – Eine Stretschrift.



Anfrage zum Thema Lichtverschmutzung

Zum Thema Lichtverschmutzung und Lichtschutzbeauftragte/r
haben die beiden Stadträte der Wählervereinigung Freiburg Lebenswert, Gerlinde
Schrempp und Dr- Wolf-Dieter Winkler, am 4. September 2019 folgende Anfrage (nach
§ 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an den
Oberbürgermeister bzw. die Stadtverwaltung gestellt.

Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister,

die
Lichtverschmutzung in unseren Städten nimmt immer mehr zu. In einem Artikel der
BZ von heute („Rettet die Nacht“, 3. Seite) werden die dadurch entstehenden
Probleme anhand der Stadt Fulda näher beschrieben. Das Kunstlicht in den
Städten hat überhandgenommen, viele Lichtquellen werden zu früh angeschaltet
und es gibt in vielen Regionen praktisch keine Nacht mehr. Alle Lebewesen der
Erde sind an einen Tag-/Nacht-Rhythmus angepasst, der für die Synchronisation
und Ordnung des Lebens auf unserem Planeten maßgeblich ist, aber der Mensch hat
dies konsequent durcheinandergebracht. Mögliche Folgen für die Gesundheit wie
Schlaf-, Herz- und Kreislaufstörungen werden diskutiert. Auch vor dem
Hintergrund des Insektensterbens sollte etwas gegen die Lichtverschmutzung
unternommen werden, da fliegende, nachtaktive Insekten durch das Licht von
Straßenbeleuchtungen in ihrem natürlichen Lebensrhythmus gestört werden.

Die Stadt
Fulda hat ein Beleuchtungskonzept entwickelt, um der Lichtverschmutzung
entgegen zu wirken und die Nacht zu schützen. Es gäbe drei einfache
Möglichkeiten, dies zu erreichen, die jeder Bürger und jede Stadt selbst in die
Hand nehmen könne:

Erstens:
weniger Lichtstärke.

Zweitens:
warmes Licht.

Drittens:
Lampen nicht nach oben ausrichten, Strahler herunterklappen. Licht, das in den
Himmel strahlt, stört alle Lebewesen und ist reine Geldverschwendung.

Fulda hat, um
u.a. diese einfachen Maßnahmen umzusetzen, als erste Stadt in Deutschland eine
Lichtschutzbeauftragte eingesetzt.

Das Freiburger Rauthaus in Adventsstimmung (Foto: M. Managò)

Hierzu unsere
Fragen:

1.         Wird in Freiburg überprüft, ob Lampen
zielgenau und nicht zu früh eingeschaltet werden? 

2.         Wie werden die drei genannten einfachen
Möglichkeiten zur Reduktion der Lichtverschmutzung in Freiburg umgesetzt?

3.         Wer ist für die Umsetzung
verantwortlich?

4.         Auf unsere Anfrage vom Februar 2018
bezüglich Bewegungsmeldern an Straßenbeleuchtungen wurde geantwortet, dass die
Stadt Freiburg i. Br. bei Neuinstallationen konsequent auf die LED-Technik
setze. Wird dabei darauf geachtet, dass zum Schutz der Tierwelt, insbesondere
der Insekten, warmgelbe LEDs mit einer Lichttemperatur von weniger als 3000
Kelvin verwendet werden?

5.         Wäre es nicht auch in Freiburg
notwendig, eine/n Lichtschutzbeauftragte/n einzusetzen?

Wir möchten
um eine zeitnahe Beantwortung unserer Fragen bitten.

Mit
freundlichen Grüßen

Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)
Gerlinde Schrempp (Stadträtin)