Rede zur Zähringer Höhe

Zur Zähringer Höhe (Drucksache G-24/018 und G-24/019) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 19. März 2023 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren
!

Es reichen also die in der Umsetzung befindlichen Baugebiete wie Zinklern, Dietenbach, Hinter den Gärten nicht, jetzt muss noch die Zähringer Höhe dem Bauwahn zum Opfer fallen. Die Zähringer Höhe ist ein ökologisches Kleinod, für den Artenschutz weit bedeutender als die gerade genannten Gebiete. Wann will man endlich einsehen, dass sich Freiburg bezüglich Klimawandel und Artensterben nicht vom Rest des Globus abkoppeln und so tun kann, als würde das alles nicht für uns gelten.

Die BZ stellte am 30.1.2023 fest, dass allein die Vorgeschichte zu diesem Baugebiet ein Unding ist. Anfang der 70er Jahre stellte der damalige Baubürgermeister Hermann Zens im überfüllten Gasthaus „Kandelblick“ in Wildtal das Baugebiet „Höhe“ vor und ermunterte zum Grundstückskauf. Auch der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes, Wolfgang Bäumle, forderte – wohlgemerkt auf städtischem Briefpapier – seine finanzstarken Freunde in der illustren Freiburger Gesellschaft zum Kauf dortiger Grundstücke auf. Interessantes Detail ist, dass nun der Bebauungsplan-Entwurf zum Sieger gekürt wurde, der von Bäumles Sohn in Darmstadt angefertigt wurde.

Zu dem ganzen Vorgang muss man sich doch gleich mehrere Fragen stellen. Zum ersten stand das Gebiet, als einige Stadtobere sich zu der seltsamen Kaufaufforderung hinreißen ließen, unter Landschaftsschutz. Man muss entweder sehr naiv sein oder Risikokapital besitzen, um unter diesen Gegebenheiten einer solchen Aufforderung Folge zu leisten. Woraus leiten die Käufer also ihr angebliches Recht her, dort bauen zu dürfen, dem einige dann, darunter ein ehemaliger CDU-Stadtrat,  mit gezielten Abholzaktionen Nachdruck verleihen wollten?

Und dann muss man sich als Zweites fragen, was haben denn diese seit 50 Jahren um ihr Geld trauernden Finanzjongleure wirklich bezahlt? Die Rede ist davon, dass der Kaufpreis eine DM pro Quadratmeter nicht überstieg. Da hat man also beim Kauf eines 2.000 m² großen Grundstücks doch tatsächlich den schier unfassbaren Betrag von etwa 2.000 DM bezahlt. Kein Wunder, dass viele der damaligen Käufer inzwischen völlig verarmt sind. Also, ich biete hiermit dem Ärmsten dieser Armen an, dass ich ihm das Grundstück für den dreifachen Preis abkaufe, um ihn aus seiner Finanznot zu befreien und um das Grundstück ökologisch zu erhalten.

Als Drittes stellt sich die Frage nach dem Zeithorizont. Der Kauf wurde vor rund 50 Jahren abgewickelt, ein damals 30jähriger ist also heute 80 Jahre alt. Was will der dort bauen?

Und von wem wurden denn – viertens – die Grundstücke verkauft? Von den Verkäufern ist nirgends in den von mir durchforsteten Unterlagen die Rede. Kann es sein, dass mal wieder Landwirte die Dummen waren, denen man vorsichtshalber erst mal verschwieg, dass ihre Grundstücke im Wert explodieren sollen? Denn anders kann man sich die preislich völlig unterbewerten Grundstücke eigentlich nicht erklären. Würde auch gut zu den heutigen Gepflogenheiten passen, den Landwirten durch Enteignungsdrohungen Flächen für den Wohnungsbau und die damit notwendigen Ausgleichflächen abzuluchsen, während Leerstands-Spekulanten fröhliche Urständ feiern.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, verweigern Sie diesem Baugebiet Ihre Unterstützung. Stimmen Sie gegen die Vernichtung dieses ökologischen Kleinods. Insbesondere von den Grünen erwarte ich, dass sie wenigstens  in diesem Fall ihre politischen Ziele nicht über Bord werfen. Zum Abschluss ein Zitat vom damaligen Baureferenten Norbert Schröder-Klings im Jahr 2006: „Die „Höhe“ ist nicht als Baugebiet geeignet.“ Punkt!

Ich lehne die Vorlage ab!

Am Ende stimmten nur ESFA (Eine Stadt Für Alle) und Freiburg Lebenswert gegen die Bebauung.