„Entschleunigung bei der Stadtentwicklung“

Die Bewegung „Cittaslow“ setzt auf eine Entschleunigung bei der Stadtentwicklung. Insgesamt sind dem internationalen Verein derzeit 240 Städte in dreißig Ländern beigetreten, in Deutschland sind es 21 kleinere Städte. Präsident und Erfinder der Organisation ist Manfred Dörr, Bürgermeister der rheinland-pfälzischen Stadt Deidesheim. Er beschreibt das Leitbild der Bewegung „Cittaslow“ in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vom 26. Juli 2020 so:

„Wir wollen gerade nicht, dass sich die Städte rasend schnell entwickeln. Wir glauben zum Beispiel nicht, dass es der richtige Weg ist, an den Rändern immer mehr Neubaugebiete auszuweisen und dabei die Stadtkerne zu vernachlässigen. Jede Stadt muss ihre eigenen Stärken identifizieren und dann aus den gewachsenen Strukturen die Potentiale für die Zukunft schöpfen. So erhält man Städte, in denen die Menschen gern leben. Ein langsames Wachstum einer Stadt ist immer besser als ein schnelles. Wer schnell gewachsen ist, ist deutlich anfälliger für Krisen. Wir setzen auf eine nachhaltige Entwicklung von lebenswerten kleinen Städten.“

Dörr warnt davor, „alle politischen Entscheidungen zugunsten der Großstädte“ zu fällen und die kleineren Städte dabei zu vergessen. Denn er ist überzeugt, dass „die Menschen merken, dass die Lebensqualität in den Megacitys nicht besonders hoch ist. Sie versuchen gegenzusteuern und nehmen Cittaslow als Vorbild. Menschen brauchen Orte, an denen sie sich auszubalancieren, wieder Kraft schöpfen können – gerade in einer digitalisierten Welt, die immer schneller wird“, so Dörr.

„Wir wollen nicht, dass sich die Städte rasend schnell entwickeln und an den Rändern immer mehr Neubaugebiete ausweisen.“

Auch wenn eine Mitgliedschaft für Freiburg vielleicht nicht in Frage kommt, da es bereits zu groß ist (?), können wir aus dem Programm und den Kriterien für eine Mitgliedschaft bei „Cittaslow“ doch viel lernen. In § 2 der Satzung dieses Vereins tauchen so wichtige Schlagworte auf wie „nachhaltige Stadtentwicklung, Erhalt von regionaltypischen Stadtbildern und Kulturlandschaften, Verbesserung der Umweltqualität, Förderung und Erhalt regionaler Wirtschaftskreisläufe, Förderung regionaler Besonderheiten und Produkte, Förderung von Regionalbewusstsein, Gastfreundschaft und internationaler Austausch, Lebensfreude, Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt“.

Freiburg Lebenswert (FL) hat sich für diese Themen immer besonders eingesetzt und plädiert ausdrücklich für eine „Entschleunigung bei der Stadtentwicklung“. Denn es ist höchste Zeit, sich vorausschauend auf die „Postwachstumsgesellschaft“ einzustellen. In diesem Zusammenhang kann „Cittaslow“ einen wichtigen Beitrag leisten, den wir sehr befürworten.

Siehe dazu: https://www.cittaslow.de/

Siehe auch: https://freiburg-lebenswert.de/stadteplanung-fuer-die-postwachstumsgesellschaft/

Einen Link zum Interview der FAS gibt es bei https://faz.net derzeit leider nicht.

Protest gegen den Landverbrauch auf dem Dietenbach-Gelände (Foto: W. Deppert)