1

Stolberger Zink

Dem wiederholten Vorschlag die Altlastenfläche in Kappels Ortsteil Neuhäuser für die Nutzung von Wohnbau „herzurichten“, diesmal gefordert von Grünen, SPD/Kult, ESFA, CDU und Freien Wählern (BZ vom 17.4.2023), widerspricht Freiburg Lebenswert.

Auf dieser Altlastenfläche lagern rund 65.000 m³ schwermetall-belastete Erde und Schlamm aus dem Bergbau. Bei Nutzung dieser Fläche für Wohnungsbau muss dieses belastete Material zu irgendeiner, mit Sicherheit weit entfernten Deponie verbracht werden. Da Deponieraum rar ist, kann man mit horrenden Kosten an Deponiegebühren rechnen. Weiter muss das Gelände zu etwa 70 % wieder aufgefüllt werden. Macht rund 45.000 m³. Zusammen also rund 110.000 m³, die weg bzw. zu gefahren werden müssen. Unter der Annahme, dass dabei große 4-Achs-Kipplastwagen mit einer Nutzlast von 19 Tonnen und einem Nutzvolumen von 12 m³ zum Einsatz kommen, sind das weit über 9.000 Fahrten von vermutlich dieselbetriebenen LKW. Transportkosten und CO2-Ausstoß der Diesellaster dürfen somit ebenfalls als horrend angenommen werden.

Letzter Stand von 2014 ist, dass die Anzahl der Wohnungen auf dem Altlastengelände gegen den Protest des Bürgervereins Neuhäuser von 80 auf 150 erhöht werden sollte. Bei 9.000 Fahrten kommen auf jede der 150 Wohnungen 60 LKW-Fahrten für Aushub bzw. Auffüllmaterial. 60 Fahrten pro Wohnung! Und bis zu diesem Zeitpunkt ist noch keine einzige Wohnung gebaut. Für deren Bau kommen ja noch weitere LKW-Fahrten hinzu. Wie sollen unter diesen Randbedingungen zu wirtschaftlich seriösen Bedingungen Wohnungen gebaut werden können? „Bezahlbar“ werden sie auf keinen Fall sein!

Geologen und Chemiker raten in aller Regel davon ab, schwermetallhaltige Erzabraumhalden zu öffnen, da dadurch die Schwermetalle oft erst mobilisiert würden. Sie empfehlen eher, die Inertisierung der Schwermetalle zu festen chemischen Verbindungen wie Oxiden, Carbonaten etc. oder zu organischen und anorganischen Komplexen der Natur zu überlassen. Nebenbei bemerkt nahm die Schwermetallbelastung der deutschen Gewässer, aus denen oft Trink- und Brauchwasser als Uferfiltrat gewonnen wird, seit den 1970er Jahren rapide ab, stellt also für die Trinkwasseraufbereitung kein großes Problem mehr dar.

Der HPC-Gutachter wies damals daraufhin, dass er während der Sanierung keine Möglichkeit sieht, die Lärm-Grenzwerte für das dortige reine Wohngebiet einzuhalten. Da diese Werte bindend seien und der Stadt daher kein Ermessen zustünde, könnten klagebereite Anwohner die Sanierung behindern und zumindest hinauszögern. Dazu komme, dass bei einer Stilllegung der Baustelle aufgrund von Klagen die Anwohner den giftigen Stäuben der dann offenen Sanierungsfläche ausgesetzt wären.

Fazit von Stadtrat Wolf-Dieter Winkler: „Ein solcher Aufwand für 150 Wohnungen ist nicht finanzierbar und damit nicht vermittelbar. Am besten überlässt man daher diese Abraumhalde sich selbst, entfernt den eingetragenen Wohlstandsmüll, kontrolliert die Abflüsse gelegentlich auf Schwermetallbelastung und wertet die Fläche einfach zu einem Biotop auf.“

Pressemitteilung FL vom 21.4.2023, Autor: Dr. Wolf-Dieter Winkler. Siehe auch unseren Beitrag im Amtsblatt vom 29.4.2023, Seite 3.




Aktiventreffen am 26.4.2023

Am Mittwoch, den 26.4.2023 um 19:00 Uhr findet unser nächstes Aktiventreffen im Grünen Baum, Lorettostraße 12 statt.

Wir beginnen mit einem Gespräch mit der bürgerinitiative „Grüner Schatz für Freiburg“ (für den Erhalt des Geländes der Gärtnerei Hügin).

Weitere Programmpunkte:

  • Bericht aus dem Gemeinderat
  • Bericht aus den Arbeitskreisen
  • Vorbereitung Wahlkampf
  • Veranstaltungen

Dazu laden wir unsere FL-Mitglieder und alle Interessierte herzlich ein.




Anfrage zur Gärtnerei Hügin

Zur Gärtnerei Hügin hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 17.4.2023 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

mit Datum 21. November 2022 hatte ich Ihnen eine Anfrage zur Zukunft des Areals der Gärtnerei Hügin geschickt. Die nicht erfolgte Beantwortung der Fragen ist nun zum Teil auch hinfällig geworden, da sich diese in erster Linie auf die Nutzung des Geländes für eine temporäre Flüchtlingsunterbringung bezogen. Ich möchte der Stadtverwaltung zunächst nachträglich dafür danken, dass für die Unterbringung von Flüchtlingen eine andere Lösung gefunden wurde. Dies hat allgemein zu großer Erleichterung bei der Gärtnerei-Initiative und ihren Sympathisanten geführt, darunter viele Zähringer Bürger.

Was Ihnen bisher nicht bekannt sein dürfte: Am 13.12.2022 trafen sich Vertreter der Gärtnerei-Initiative, der Ziegenwiese-Initiative und des TSV Alemannia Freiburg-Zähringen, um ihre Interessen gegenseitig vorzutragen und um auszuloten, ob es einen für alle Beteiligten akzeptablen Kompromiss bezüglich der Geländenutzung geben könnte. Zu diesem Treffen war ich als Stadtrat auch eingeladen. Tatsächlich ist es in sehr kurzer Zeit gelungen, eine für alle Seiten gute Lösung zu erarbeiten, für die man auf Zustimmung des Zähringer Bürgervereins, der Stadtverwaltung und des Gemeinderates hoffte.

Hier nun in Kürze der Vorschlag, der alle Interessen berücksichtigen würde und der nicht ganz mit dem übereinstimmt, was zum Jahreswechsel, am 31.12.2022, in der BZ geschrieben stand: Die Alemannia besitzt sieben Tennisplätze, zwei auf Alemannia-Nord und fünf auf -Süd. Für Tennis-Turniere sind sechs Plätze vorgeschrieben. Es würde also reichen, wenn einer der beiden Plätze nach A-Süd verlegt würde. Dies wäre möglich, wenn der dortige Sportplatz näher an die Zähringer Straße rücken würde. Dort ist momentan ein ungenutzter Grünstreifen. Anstelle der beiden Tennisplätze auf A-Nord könnte an dieser Stelle ein Multifunktionsplatz entstehen, der vom dortigen Flutlicht profitieren würde, das für die Tennisplätze nicht benötigt wird.

Anders als in der BZ geschrieben, würde so die Alemannia das Gärtnerei-Gelände nicht beanspruchen, sondern durch relativ kostengünstige Platz-Umwidmungen auf dem eigenen Gelände ihre Interessen gewahrt sehen. Durch den Wegfall des Sport-Geländes des S.V. Solvay Freiburg e.V. ist im Norden der Stadt mit der Alemannia nur noch ein Sportverein vorhanden. FL und ich halten daher ein finanzielles Entgegenkommen für die Platzumgestaltung der Alemannia mehr als angebracht. Zumal diese Umgestaltung einen Verzicht auf das Gelände der Gärtnerei möglich machen würde. Ich erinnere daran, dass erst vor wenigen Jahren die Umwidmung von A-Süd in Wohnbauflächen zur Diskussion stand. Es sollte daher möglich sein, auf die Fläche der Gärtnerei für den Sport zu verzichten, da A-Süd durch die Aufgabe der Wohnbau-Idee ja immer noch komplett für den Sport zur Verfügung steht.

Auch die aktuellen Pläne der Stadt, auf dem Gärtnereigelände einen „Sport- und Bewegungsgarten“ zu errichten, sind aus meiner Sicht nicht sinnvoll, da das Gelände mitsamt aller Infrastruktur und somit für alle anderen vielfältigen, grünen Nutzungen verloren wäre, ebenso dessen Biotopfunktion. Wenn es einen Bewegungspark braucht, dann kann dieser auch ohne Probleme beispielsweise auf der an das Gärtnereigelände östlich angrenzenden Wiese realisiert werden.

Auf dem Gärtnerei-Gelände kann, wie von der Initiative „Grüner Schatz für Freiburg“ vorgeschlagen, ein grünes Kulturzentrum entstehen. Die vorhandene gärtnerische Infrastruktur kann im Rahmen gemeinschaftlicher Gartenprojekte weiterbetrieben werden, die Gebäude können für mannigfaltige Kurse, Vorträge, kulturelle Veranstaltungen lokaler Gruppen primär rund um die Themen Umwelt-/Naturschutz/Gartenkultur/Klima und Energie genutzt werden und der Begegnung der Freiburger Bürger dienen. Zugleich kann so das über Jahrzehnte gewachsene Biotop erhalten bleiben und weiter gefördert werden. Biotope können nicht aus dem Nichts erschaffen werden, sie entstehen über lange Zeit, und sind deshalb nicht adäquat ersetzbar. Auch in Freiburg sind sie rar und erschweren der Stadt die Einhaltung ihrer Ziele im Hinblick u.a. auf die Förderung der Biodiversität.
Durch den Erhalt und die Umnutzung der Gebäude kann hier zudem ein positives Beispiel gesetzt werden für CO2-Einsparungen durch Nutzung von Bestandsgebäuden – Stichwort Graue Energie. Das Gärtnereigelände könnte übrigens z. B. auch als Ausgleichsfläche für unvermeidbare Baumaßnahmen dienen.

Hier nochmals die Argumentation der Gärtnerei-Initiative:

Die Initiative Grüner Schatz für Freiburg setzt sich ganz klar für den Erhalt des gesamten Geländes ein. Es gilt, dieses gewachsene Biotop mit Streuobstwiese, speziellen Pflanzengemeinschaften und seiner immensen Vielfalt an Fauna und Flora inklusive einer jahrzehntelangen unverdichteten Bodendiversität zu wahren und Raum zu geben.

Auf diesen fruchtbaren Böden muss mehr gedeihen:
– gemeinschaftlicher Anbau von Nahrungsmitteln
– körperliches, sinnstiftendes und erfülltes Arbeiten mit der Erde und den Pflanzen
– erlebbare Naturpädagogik für Klein und Groß
– eine wichtige neue Kultur- und Begegnungsstätte in Zähringen
– naturbezogene Kulturprojekte
– eine Migrationsküche
– ein Ort der Erholung für Körper und Seele – essentiell in unserer heutigen
Zeit.

Die Stadt ist durch den Klimawandel mehr denn je auf grüne Oasen in der Stadt angewiesen. Dies wäre mit dem Erhalt der Gärtnerei in die Tat umgesetzt. Ich weise in diesem Zusammenhang auch auf die interfraktionelle Stellungnahme vom 23.11.22 hin, in der der Wunsch einer Gemeinderatsmehrheit nach Erhalt des Gärtnereigeländes als grüne Oase klar zum Ausdruck kommt.

Daher hier nun meine Fragen:

1. Ist eine Umgestaltung der Alemannia-Flächen unter großer finanzieller Beteiligung der Stadt möglich?
2. Ist der Stadt angesichts des Klimawandels die Wichtigkeit einer grünen Oase wie dem Gärtnereigelände bewusst und ist sie bereit, diese im Sinne der Gärtnerei-Initiative zu erhalten?

Vielen Dank für die Beantwortung der beiden Fragen!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)




Anfrage zur Kirchstrasse

Zur Kirchstraße hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 12.4.2023 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Anwohner der Kirchstraße sehen sich seit Jahren einer großen Geduldsprobe ausgesetzt. Die Straße ist seit 2017 Dauerbaustelle. Es begann 2017 mit dem bedauerlichen Abriss der ehemaligen Schreinerei Hügle. Diese Baumaßnahmen zogen sich mehr als zwei Jahre hin. Kaum war die Baustelle dort abgebaut, begannen Sanierungsmaßnahmen an Haus Nr. 3 und nach Beendigung dieser an Haus Nr. 5. Beide Baumaßnahmen zogen sich ebenfalls mehrere Jahre hin. Die Baustelle an Nummer 5 wurde nun vor kurzem geräumt. Die Hoffnung der Anwohner auf eine Straße frei von Behinderungen und ohne den Blick auf Baukräne währte nicht lange. Gleich nach Abbau der Baustelle an Nr. 5 wurde der Bereich an den Häusern Nr. 38 und 40 abgesperrt und ein Kran aufgestellt. Offensichtlich wird im hinteren Bereich angebaut. Sorge bereitet indessen der Altbau Nr. 15 direkt gegenüber. Dieser steht seit mehreren Monaten leer und so ist zu befürchten, dass nach Abschluss der Bauarbeiten an Nr. 38/40 die Baustelle lediglich die Straßenseite wechselt. Doch dies ist nicht alles: Auch im Bereich zwischen Konradstraße und Annaplatz gab es in den letzten Jahren ebenfalls etliche Baustellen.

Daher hier die folgenden Fragen und Anmerkungen der Anwohner:

1. Sind weitere Baumaßnahmen in der Kirchstraße geplant?
2. Was passiert mit dem Altbau Nr. 15? Dieser Bau ist in hohem Maße schützenswert, jedoch nicht denkmalgeschützt. Bleibt der Altbau in seinem Bestand erhalten?
3. Im Hinterhof im Bereich Nr. 42 bis 46 steht seit mehr als zwei Jahren offensichtlich ohne Funktion ein Kran. Dieser muss sich im Wind drehen können, was er auch tut. Tagsüber sieht dies bei entsprechender Wetterlage gefährlich aus, nachts wird das Geschepper zur Lärmbelästigung. Hat dieser Kran eine nachvollziehbare Funktion,
sodass er nach wie vor an dem Ort stehen bleiben muss?
4. Die Baustellen sind vor allem für Fußgänger eine hohe Belastung. Diese sehen sich gezwungen, ständig wegen der dicht parkenden Autos die Straßenseite zu wechseln. Erschwerend kommt hinzu, dass nach Einführung von Tempo 30 auf der Günterstalstraße die Kirchstraße vermehrt als Ausweichstrecke benutzt wird, was für eine erhebliche Zunahme des Verkehrs in der Straße gesorgt hat. Vor ein paar Jahren hat ein Anwohner die Initiative ergriffen und angefragt, ob die Straße zur verkehrsberuhigten Zone umgestaltet werden könne. Damals fand diese Initiative bei der Stadt keinen großen Anklang. Doch Zeiten und vor allem Verkehr ändern sich. Wäre aus heutiger Sichtweise diese Art der Verkehrsberuhigung denkbar?
5. Eine erhebliche Belastung sowohl in der Kirch- als auch in der Konradstraße sind parkende Wohnmobile, die teilweise über die zulässige Markierung (gemäß § 39 Abs. 5 StVO ein Verkehrszeichen) hinaus parken und offensichtlich in diesen engen Straßen nicht rechtmäßig parken können, von der Behinderung durch diese zu großen Fahrzeuge ganz abgesehen. Merkwürdigerweise haben viele Wohnmobile einen Anwohnerparkausweis. Wie kann etwas seitens der Stadt für teures Geld ausgegeben werden, was nur ordnungswidrig genutzt werden kann?
6. Die Ecke Kirchstraße/Konradstraße wird in der Regel durchgehend zugeparkt, was für alle Verkehrsteilnehmer eine große Behinderung darstellt. Wäre es möglich, die Kreuzungen mit Sperrungen wie z. B. Pollern oder Bügeln zu versehen, um wenigstens den Kreuzungsbereich gemäß StVO autofrei zu halten?

Ich darf darauf hinweisen, dass es in der Kirchstraße vier Kitas und ein Seniorenheim gibt. Auch wohnen in der Straße etliche Familien mit schulpflichtigen Kindern. Nicht nur die seit Jahren anhaltende Baustellensituation, auch die Verkehrssituation allgemein ist für alle Anwohner eine hohe Belastung und keineswegs frei von Gefahren. Es sollte nicht erst was passieren, bevor die Stadt handelt.

Soweit die Anmerkungen der Anwohner und ihre Fragen, für deren Beantwortung ich mich bedanke.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)

2017 begann mit dem Abriss dieser schönen alten Fabrik eine Baustellenserie in der Kirchstraße, die bis heute andauert (Foto: K. U. Müller)



Rückhaltebecken eingeweiht

Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Rückhaltebecken im Bohrertal eingeweiht. Dafür wurden 3500 Tonnen Beton und 550 Tonnen Stahl verbaut. Das Becken soll die Stadtteile Günterstal, die Wiehre und eines Tages auch Dietenbach vor Überflutungen schützen. Immerhin, auch Dietenbach. Denn genau darin liegt der Hauptgrund für den Bau dieses Beton- und Stahlmonsters. Dietenbach wird auf Überschwemmungsgebiet gebaut und wäre ohne dieses Becken nicht genehmigungsfähig. Dieser Zusammenhang wurde seitens der Stadt stets heruntergespielt, während die überschaubaren Risiken für Günterstal und die Wiehre hochstilisiert wurden.

Der Hochwasserschutz von Günterstal und der Wiehre wäre mit weit weniger Aufwand zu erreichen gewesen, zumal bereits Maßnahmen für den Hochwasserschutz unternommen wurden (siehe dazu unseren Beitrag zur Historie von Dietenbach).

Erstaunlich, dass diese Umweltsünde auch noch vom Umweltministerium gefördert wurde. Dabei blieb offensichtlich die hohe CO2-Belastung durch den Bau und die Tatsache, dass für das Projekt Unmengen an Bäumen gefällt wurden, völlig außer Betracht. Während kurz zuvor Baumfällungen am Eugen-Keidel-Bad die Gemüter erhitzten, regten diese Fällungen so gut wie niemanden auf.

Auch kein Thema war mal wieder die Verschandelung der Landschaft. Kaum ein Land der Welt ist so verbaut und verunstaltet wie das Unsere. Direkt vor den Toren der Stadt gab es bis 2020 noch ein landschaftlich intaktes Schwarzwaldtal. Damit ist es nun vorbei.

Massive Erdbewegungen zerstören das Bohrertal
Der Blick von Horben Richtung Freiburg
Derselbe Blick 2020 kurz vor Baubeginn. Etliche Bäume sind bereits gefällt (vorne und in der Bildmitte hinten)

Siehe auch: Rede im Gemeinderat vom 11.12.2018

Fotos: K. U. Müller




Walderhalt hat allerhöchste Priorität!

Der Freiburger Gemeinderat erklärte die Eindämmung der Klimakrise und des Artensterbens als städtische Aufgabe von „allerhöchster Priorität“. Diese Verpflichtung gilt gemäß „Klima- und Artenschutz-Manifest“ von 2019 und der „Waldkonvention 2020“. Standhaft weigern sich bisher dennoch der größte Teil des Rats und die Verwaltung, das Bauen an diesen übergeordneten Zielen auszurichten. Das zeigt sich wieder einmal im Architekturwettbewerb für den Schul- und Sportcampus des geplanten Stadtteils Dietenbach. In der Auslobung wurde der Erhalt von Bäumen und Wald als ein zentrales Entscheidungskriterium genannt.

Zum Entsetzen vieler, die sich für den Erhalt des Dietenbachwaldes einsetzen, hat nun aber eine 17-köpfige Jury, in der auch Stadträte vertreten sind, bei diesem Planungswettbewerb ausgerechnet den Entwurf zum Sieger gekürt, der am wenigsten Rücksicht auf den Erhalt dieses Waldes legt. Dieser rücksichtslose Umgang mit dem Wald ist insofern noch unverständlicher, als das Planungsbüro mbpk Architekten aus Freiburg kommt und somit eigentlich sensibel sein müsste für die Belange der Stadt und seiner Bewohner.

Dass es möglich ist, waldgerechtere Planungsalternativen zu finden, zeigen unterlegene Entwürfe. Der prämierte Plan bügelt dieses Ziel jedoch einfach weg. Dies ist ein Schlag in das Gesicht nicht nur all jener, die sich seit Langem für diesen Wald einsetzen, sondern auch für jene unterlegenen Mitbewerber, die sich an dem Auslobungstext orientierten.

Unser Beitrag im Amtsblatt vom 1.4.2023, Seite 3. Autor: T. Vogts




Plattenbauten an der Sundgauallee

Zu den Plattenbauten der Studentensiedlung an der Sundgauallee hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 31.3.2023 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

auf Bitte von Bewohnern des Stadtteils Betzenhausen erhalten Sie meine heutige Anfrage. Es geht um das Gebäudegrün, aber auch um das Bodengrün in dem inzwischen zu einer Riesen-Studentensiedlung mit insgesamt 25 Bauten angewachsenen Wohngelände des Studierendenwerks Freiburg. Dieses hat zwischen Sundgauallee und Seepark baulich massiv nachverdichtet und sich dabei architektonisch an die Betonplattenbauweise des Bestands aus den 60er Jahren gehalten.

Beim Blick von der Sundgauallee aus nach Norden hätte man das Gefühl in einer Trabantensiedlung der 60er Jahre à la Berlin-Marzahn gelandet zu sein. Weder an den Fassaden der Bestandshochhäuser noch an den aktuell hinzugekommenen sei das kleinste grüne Rankpflänzchen zu erkennen. In Betzenhausen, einem Stadtteil mit sehr hoher Bevölkerungsdichte, sei diese massive und architektonisch ungestaltete Nachverdichtung eine Zumutung. Die Siedlung wäre momentan eine Adresse, die so gar nicht zu dem grünen Selbstverständnis des heutigen Freiburgs passen würde.

Hierzu meine Frage:

Welche Maßnahmen kann die Stadt Freiburg im Rahmen ihrer Initiative GebäudeGrün hoch3 oder ganz allgemein ergreifen, um das Studierendenwerk dazu zu bringen, an den Gebäuden ihrer Studentensiedlung Fassadengrün wachsen zu lassen und so die Wucht der vielen Beton-Gebäude abzumildern.

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)

Eine blanke Zumutung ist die Architektur an der Sundgauallee

Fotos: K. U. Müller