Verpflichtung zum Erhalt des Meierhofs in der Kartaus

Das Areal des Kartäuserklosters in Freiburg: Unten in der Mitte der Meierhof, links oberhalb das Seniorenheim aus den 70er Jahren, in der Mitte oberhalb das alte Kloster und rechts neben dem Kloster die Baustellen für die Betonwürfel des UWC (Luftaufnahme vom 18.05.2014: Dr. W.-D. Winkler)
Das Areal des Kartäuserklosters in Freiburg: Unten in der Mitte der Meierhof, links oberhalb das Seniorenheim aus den 70er Jahren, in der Mitte oberhalb das alte Kloster und rechts neben dem Kloster die Baustellen für die Betonwürfel des UWC (Foto vom 18.05.2014: Dr. W.-D. Winkler)

Der zum Kartäuserkloster gehörende Meierhof ist aus Sicht des Denkmalschutzes Teil des Gesamtkunstwerks Kartäuser-Kloster, das vor etwa 30 Jahren mit all  seinen Bestandteilen als Gesamtheit zum “Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung” erklärt wurde. “Ihre Einzelteile seien zwar vom Charakter her verschieden, aber aufeinander bezogen. Der Gesamtkomplex habe eine hohe historische Aussagekraft.”  So die Aussage der Denkmalbehörde gegenüber der Badischen Zeitung (BZ) vom 3. Mai 2014. “Der ehemalige Meierhof liegt am Fuß des Hangs, an der Kurve der Kartäuserstraße. Das stattliche Gehöft hat alles unter einem großen Dach: Wohnteil, Stall, Scheune, an der die Jahreszahl 1745 steht”, schrieb die BZ damals.

Inzwischen hat die Robert-Bosch-Stiftung das gesamte Gelände erworben und im Kloster und auf dem Areal ein “United World College” (UWC), das sogenannte “Robert Bosch College”, eingerichtet. Dazu wurden als Wohngebäude in den Hang, neben dem Kloster völlig unpassende, von vielen geradezu als abweisend empfundene moderne Betonwürfel errichtet, die gegenüber dem “Kulturdenkmal mit hoher historischer Aussagekraft”, wie der Denkmalschutz vor einem Jahr noch betonte, rücksichtslos erscheinen.

Nun beabsichtigt die Robert-Bosch-Stiftung auch noch den Meierhof abzureißen, da er “zu marode” sei. Dies teilte sie in einer Pressemitteilung vom 18.06.2015 mit, nachdem die Stadtverwaltung schon am Tag zuvor den Bauausschuss des Gemeinderates überraschend entsprechend informiert hatte.

Freiburg Lebenswert möchte daran erinnern, dass die Robert-Bosch-Stiftung – zumal der Namensgeber durch sein soziales Engagement bekannt ist – eine Verpflichtung zum Erhalt des Meierhofs hat, da er der letzte erhaltene Hof dieser Art in Freiburg ist und vor allem, da durch die Errichtung der Betonwürfel das Gesamtbild des Klosterareals schon eine erhebliche Beeinträchtigung erfahren hat. Nach dem “Gasthaus zu Amerika” in der Habsburgerstraße und dem “Dreikönigshaus” in der Schwarzwaldstraße ist dies nun schon das dritte denkmalwürdige bzw. unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das mit der allzu leichtfertig akzeptierten Begründung, es sei “zu marode”, abgerissen werden soll. Wenn man in anderen Teilen Deutschlands völlig durchnässte Wasserschlösser erhalten und wiederherrichten kann, dann sollte dies beim Meierhof ebenfalls möglich sein.

Der Erhalt des Meierhofs ist möglich und wünschenswert. Die Sicherung alter Bauwerke ist eine reizvolle Aufgabe, erfordert gute bauliche Kenntnisse, handwerkliches Geschick und den Willen, einen Beitrag zur Baugeschichte einer Landschaft zu leisten. Dies wäre sicherlich im Sinne des Namensgebers der Stiftung. Und es wäre ein Geschenk an die Bevölkerung Freiburgs. Und selbst wenn dies tatsächlich nicht möglich sein sollte, dann muss unserer Ansicht nach sichergestellt werden, dass zumindest die Gebäudehülle erhalten oder rekonstruiert wird.

Der Meierhof ist einer wenigen erhaltenen historischen Bauten der ehem. Klosteranlage. Er steht für das Kloster als eigenständige Wirtschaftseinheit und hat schon deshalb eine sehr hohe Wertigkeit. Gegen die Ansagen zum Abbruch bestehen erhebliche „konstruktive Zweifel“ (Robert Jungk) – bis zum Beweis des Gegenteils. Unseres Erachtens wäre wichtig, einzufordern, dass in einer Veranstaltung der Öffentlichkeit die Ergebnisse der Bestandsaufnahme vorgestellt werden.

Die Kosten der Instandsetzung sind zudem – soweit bisher zu hören war – noch gar nicht quantifiziert. Eine Planungsvariante könnte z.B. auch der Abbruch eines Gebäudeabschnittes sein. Erst wenn vergleichenden Betrachtungen geplant und berechnet sind,
könnte  fair abgewogen werden, welche Lösung die günstigste  ist, sowohl für die Erhaltung von Altsubstanz wie für eine neue Nutzung.

Siehe dazu: Freiburg_Lebenswert_Pressemitteilung_20_06_2015

Siehe auch den Beitrag in der BZ: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/der-meierhof-an-der-kartaus-soll-abgerissen-werden

Sowie die Pressemitteilung der Stadt Freiburg und der Robert-Bosch-Stiftung: 2015_06_17_PR_PM_Gutachten_Meierhof_Kartaus