
Der zum KartĂ€userkloster gehörende Meierhof ist aus Sicht des Denkmalschutzes Teil des Gesamtkunstwerks KartĂ€user-Kloster, das vor etwa 30 Jahren mit all seinen Bestandteilen als Gesamtheit zum âKulturdenkmal von besonderer Bedeutungâ erklĂ€rt wurde. âIhre Einzelteile seien zwar vom Charakter her verschieden, aber aufeinander bezogen. Der Gesamtkomplex habe eine hohe historische Aussagekraft.â So die Aussage der Denkmalbehörde gegenĂŒber der Badischen Zeitung (BZ) vom 3. Mai 2014. âDer ehemalige Meierhof liegt am FuĂ des Hangs, an der Kurve der KartĂ€userstraĂe. Das stattliche Gehöft hat alles unter einem groĂen Dach: Wohnteil, Stall, Scheune, an der die Jahreszahl 1745 stehtâ, schrieb die BZ damals.
Inzwischen hat die Robert-Bosch-Stiftung das gesamte GelĂ€nde erworben und im Kloster und auf dem Areal ein âUnited World Collegeâ (UWC), das sogenannte âRobert Bosch Collegeâ, eingerichtet. Dazu wurden als WohngebĂ€ude in den Hang, neben dem Kloster völlig unpassende, von vielen geradezu als abweisend empfundene moderne BetonwĂŒrfel errichtet, die gegenĂŒber dem âKulturdenkmal mit hoher historischer Aussagekraftâ, wie der Denkmalschutz vor einem Jahr noch betonte, rĂŒcksichtslos erscheinen.
Nun beabsichtigt die Robert-Bosch-Stiftung auch noch den Meierhof abzureiĂen, da er âzu marodeâ sei. Dies teilte sie in einer Pressemitteilung vom 18.06.2015 mit, nachdem die Stadtverwaltung schon am Tag zuvor den Bauausschuss des Gemeinderates ĂŒberraschend entsprechend informiert hatte.
Freiburg Lebenswert möchte daran erinnern, dass die Robert-Bosch-Stiftung – zumal der Namensgeber durch sein soziales Engagement bekannt ist – eine Verpflichtung zum Erhalt des Meierhofs hat, da er der letzte erhaltene Hof dieser Art in Freiburg ist und vor allem, da durch die Errichtung der BetonwĂŒrfel das Gesamtbild des Klosterareals schon eine erhebliche BeeintrĂ€chtigung erfahren hat. Nach dem âGasthaus zu Amerikaâ in der HabsburgerstraĂe und dem âDreikönigshausâ in der SchwarzwaldstraĂe ist dies nun schon das dritte denkmalwĂŒrdige bzw. unter Denkmalschutz stehende GebĂ€ude, das mit der allzu leichtfertig akzeptierten BegrĂŒndung, es sei âzu marodeâ, abgerissen werden soll. Wenn man in anderen Teilen Deutschlands völlig durchnĂ€sste Wasserschlösser erhalten und wiederherrichten kann, dann sollte dies beim Meierhof ebenfalls möglich sein.
Der Erhalt des Meierhofs ist möglich und wĂŒnschenswert. Die Sicherung alter Bauwerke ist eine reizvolle Aufgabe, erfordert gute bauliche Kenntnisse, handwerkliches Geschick und den Willen, einen Beitrag zur Baugeschichte einer Landschaft zu leisten. Dies wĂ€re sicherlich im Sinne des Namensgebers der Stiftung. Und es wĂ€re ein Geschenk an die Bevölkerung Freiburgs. Und selbst wenn dies tatsĂ€chlich nicht möglich sein sollte, dann muss unserer Ansicht nach sichergestellt werden, dass zumindest die GebĂ€udehĂŒlle erhalten oder rekonstruiert wird.
Der Meierhof ist einer wenigen erhaltenen historischen Bauten der ehem. Klosteranlage. Er steht fĂŒr das Kloster als eigenstĂ€ndige Wirtschaftseinheit und hat schon deshalb eine sehr hohe Wertigkeit. Gegen die Ansagen zum Abbruch bestehen erhebliche âkonstruktive Zweifelâ (Robert Jungk) – bis zum Beweis des Gegenteils. Unseres Erachtens wĂ€re wichtig, einzufordern, dass in einer Veranstaltung der Ăffentlichkeit die Ergebnisse der Bestandsaufnahme vorgestellt werden.
Die Kosten der Instandsetzung sind zudem – soweit bisher zu hören war – noch gar nicht quantifiziert. Eine Planungsvariante könnte z.B. auch der Abbruch eines GebĂ€udeabschnittes sein. Erst wenn vergleichenden Betrachtungen geplant und berechnet sind,
könnte fair abgewogen werden, welche Lösung die gĂŒnstigste ist, sowohl fĂŒr die Erhaltung von Altsubstanz wie fĂŒr eine neue Nutzung.
Siehe dazu:Â Freiburg_Lebenswert_Pressemitteilung_20_06_2015
Siehe auch den Beitrag in der BZ: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/der-meierhof-an-der-kartaus-soll-abgerissen-werden
Sowie die Pressemitteilung der Stadt Freiburg und der Robert-Bosch-Stiftung: 2015_06_17_PR_PM_Gutachten_Meierhof_Kartaus