Städte für Menschen, nicht für Architekten

Jan Gehl will
Jan Gehl will „Städte für Menschen“ (Foto: Gene Driskell, Wikipedia)

„Liveable cities for the 21st century“, also: „Lebenswerte Städte für das 21. Jahrhunder“, so lautete der Titel des Vortrags, den der Kopenhagener Architekt und Städteplaner Jan Gehl am 22. Juli 2015 im Wintererfoyer des Freiburger Theaters hielt. Auch wenn der Vortrag mehr oder weniger eine Werbeveranstaltung für sein Buch „Städte für Menschen“ war, so enthielt er doch viele Appelle, die Städteplanern unbedingt ans Herz gelegt seien.

Viele Aussagen müssen für den anwesenden Baubürgermeister Haag wie Kritik geklungen haben. Entsprechend säuerlich und ohne sich noch einmakl ausdrücklich zu bedanken, nahm er am Ende von Jan Gehl dessen Buch als Geschenk entgegen. Wir können nur hoffen, dass er wenigstens hinein schauen wird.

Die zentralen Aussagen in Gehls Vortrag waren: „Architektur muss für die Menschen da sein, Städte müssen für die Menschen da sein, nicht für Stadtplaner und Architekten.“ So fragt er als Architekt ganz offen: „Warum intzeressieren sich Architekten nicht für den Menschen, sondern nur für Formen.“ Architektur sei schließlich die Verbindung zwischen Form und Menschen. Stadtplaner und Architekten könnten nicht vom Hubschrauber aus planen, sondern müssten dies aus der Perspektive der in der Stadt lebenden Menschen tun.

Für lebenswerte, nachhaltige und gesunde Städte warb Jan Gehl in seinem Vortrag in Freiburg (Foto: M. Managò)
Für lebenswerte, nachhaltige und gesunde Städte warb Jan Gehl in Freiburg (Foto: M. Managò)

Und schließlich bekennt Jan Gehl freimütig: „Ich bin sehr kritisch gegenüber Modernisten.“ Leidenschaftlich und eindringlich appelliert er für einen Paradigmenwechsel hin zu lebenswerten (liveable), nachhaltigen (sustainable) und gesunden (healthy) Städten. Und er wiederholte in dem Zusammenhang eine Binsenweisheit, die aber immer noch nicht bei allen Stadtplanern angekommen zu sein scheint: „Zusätzliche Straßen ziehen zusätzlichen Verkehr an!“ – man denke nur an die Planung des Stadttunnels in Freiburg als Autobahn. Und auch mit Blick auf den Augustinerplatz ließ eine Anmerkung aufhorchen: „Lärm in belebten Innenstädten muss organisiert und geregelt werden.“ Speziell zu Freiburg meinte er: „What you need is a city police.“

Den Appellen von Jan Gehl für mehr Bürgebeteiligung und für eine „lebenswerte Stadt“ kann Freiburg Lebenswert (FL) nur zustimmen!

Mehr zu Jan Gehl siehe bei https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Gehl

Zum Vortrag in Freiburg siehe auch: https://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/raeumt-die-stadt-frei-von-autos–108263411.html