Rede zur Standortbestimmung Klimaschutz

Zu den folgenden Tagesordnungspunkten bzw. Themen hat unsere Stadtrat Karl-Heinz Krawczyk  für die Fraktion Freiburg Lebenswert / Für Freiburg (FL/FF) am 25.10.2017 im Gemeinderat die unten wiedergegebene Rede gehalten: Freiburg klimaneutral bis 2050: Standortbestimmung Klimaschutz (hier: Klimabilanz für die Jahre 2013 und 2014 und Erfolgsmonitoring 2014 – 2016, vorläufiger Maßnahmenplan 2017–2022) sowie Fortschreibung Förderprogramm „Energiebewusst Sanieren“ und Maßnahmen zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Unterlagen der Tagesordnungspunkte 3-4-5 sind umfangreich und von der Verwaltung gut und ausführlich aufbereitet. Vielen Dank an alle Beteiligten. Auch unsere Fraktion Freiburg Lebenswert/Für Freiburg begrüßt es, dass Freiburg einen neuen Anlauf zum Klimaschutz nimmt. Klimaschutz in Freiburg ist ein Erfolgsmodell und man darf jetzt nicht anfangen zu schwächeln.

Erfreulich ist die Absichtserklärung, die Bürgerschaft sowie Sach- und Fachverständige bei der Ausformung der Maßnahmen mit einzubeziehen. Es darf hier natürlich nicht bei einer Absichtserklärung bleiben.

Stadtrat Karl-Heinz Krawczyk (FL)

Wenn die geplanten Maßnahmen Erfolg haben sollen, müssen, wie damals bei der Gründung der Energieagentur Freiburg, alle interessierten Personen, Multiplikatoren und Institutionen mitgenommen werden. Ich denke da insbesondere an Energieberater, Architekten und Handwerker sowie die dazugehörigen Innungen und Verbände. Für diese, aber auch für die Bürgerin und den Bürger selbst sollten ausreichend und weiterführende Informationsveranstaltungen und Schulungen öffentlichkeitswirksam stattfinden. Ich stelle immer wieder fest, dass die Fördermittel der Stadt Freiburg nicht ausreichend bekannt sind, nicht entsprechend beraten oder erst gar nicht in Anspruch genommen werden.

Um die weitere Entwicklung bei den Klimaschutzzielen besser verfolgen und gegebenenfalls zeitnah weiter verbessern zu können sind noch aktuellere Daten wie bisher erforderlich. Vielleicht kann die bisher schon sehr gute Internetseite der Stadt Freiburg bezüglich Klimaschutz weiter ausgebaut werden. Warum nicht mit einer online-Grafik, welche die geplanten und bereits erreichten Ziele tagesaktuell darstellt und auf welcher die Fördermittel noch übersichtlicher dargestellt werden?

Ein wichtiger Punkt ist auch die dezentrale Stromversorgung. Bei Förderungen und Projekten ist darauf zu achten, dass Erzeugungsanlagen auch notstrom- bzw. inselbetriebsfähig werden. Die Speichertechnologie bei Solarstrom hat sich in den letzten Jahren insofern verbessert, dass dies sinnvoll ist. Insbesondere dann, wenn die Elektromobilität stark zunimmt und man seine eigene Solartankstelle am Haus nutzen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob und warum nur Lithium-Batterien gefördert werden sollen? Hier wäre eine technologieneutrale Förderung sicherlich angebrachter.

Der ungebremste Neubau in Freiburg und die Expansion der Stadt an sich machen die Erreichbarkeit der Klimaschutzziele leider nicht unbedingt einfacher. Große und neue Wohnflächen aber auch unwirtschaftliche oder energetisch schlechte Gebäude im Bestand bedeuten zunehmend mehr Heizenergie- und auch mehr Stromverbrauch. Insofern darf man sich nicht nur als Getriebener der Wohnungsnot fühlen und mit dem Bagger der Generalunternehmer über die Äcker der Bauern brettern, sondern muss sich auch für eine realistische, sinnvolle, nachhaltige und bezahlbare Bauentwicklung einsetzen.

Das Potential sanierungsfähiger Gebäude im Bestand energetisch zu verbessern, um diese langfristig zu erhalten, ist bei weitem noch nicht ausgereizt. Dies insbesondere auch hinsichtlich der Schaffung von preiswertem Wohnraum. Um Ziele zu erreichen, gehört es auch dazu, gelegentlich innezuhalten, die bisherige Vorgehensweise zu hinterfragen und neue Bautechniken verbunden mit innovativen und ökologischen Materialien verstärkt in Betracht zu ziehen. Die Stadt Freiburg ist hier auf einem guten Weg. Wir konnten uns vor kurzem bei der Exkursion in Vorarlberg über entsprechende Entwicklungen informieren.

Besonders beeindruckt hat der Umstand, dass ein Gebäude aus Holz heutzutage besser sein kann als ein konventionell gebautes Gebäude und dass es bei führenden Architekten bereits wieder ein Rückbesinnen auf maßvolle Dämmung und weniger Gebäudetechnik, z.B. weniger Lüftungsanlagen, gibt. Die manuelle Stoßlüftung durch ein einfaches Öffnen der Fenster scheint plötzlich wieder gesellschaftsfähig zu werden.

Eine spannende und positive Entwicklung, die wir alle gemeinsam mit verstärkten Kräften, unabhängig von politischen Querelen, vorantreiben sollten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.