Rede zum 4. Freiburger Bildungsbericht

Zum vierten Freiburger Bildungsbericht (Drucksache G-17/213) hat unsere Vorsitzende, StadtrĂ€tin Gerlinde Schrempp (FL), und stellvertretende Fraktionsvorsitzende am 20.03.2018 im Gemeinderat fĂŒr die Fraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert / FĂŒr Freiburg (FL/FF) folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr OberbĂŒrgermeister, sehr geehrte Frau BĂŒrgermeisterin Stuchlik, meine Damen und Herren,

im Namen meiner Fraktion darf ich mich fĂŒr den ausfĂŒhrlichen 4. Freiburger Bildungsbericht bei der Verwaltung, hier ganz besonders bei den Herren Maier und Allgaier und Mitarbeitern, bedanken.

Es ist – wie schon an anderer Stelle gesagt – sehr erfreulich, dass in Freiburg die Quote der Versorgung mit PlĂ€tzen  in Krippen und KindergartenplĂ€tzen weit ĂŒber dem Landesdurchschnitt liegt. Insgesamt können auch wir bestĂ€tigen, dass Freiburg sehr gut aufgestellt ist.

Jetzt jedoch einige kritische Anmerkungen:

StadtrÀtin Gerlinde Schrempp (FL)

Im Bericht ist zu lesen, dass sich der Trend hoher Übergangsquoten auf das Gymnasium stabilisiert habe mit inzwischen 53%. Darin sehe ich keinen Erfolg. Diese Zahl ist nur durch die nicht mehr verbindliche Grundschulempfehlung zu erklĂ€ren. Was uns aber fehlt, sind Angaben zu den RĂŒcklĂ€ufern vom Gymnasium in Real-, aber auch von Realschulen in Werkrealschulen. Wir lesen, dass die im 3. Bildungsbericht beschriebene Reduzierung der Wiederholerquoten sich nicht fĂŒr alle Schularten kontinuierlich fortsetze. Leider, aber fĂŒr mich völlig logisch!  Diese Reduzierung des Anstiegs  galt vor allem an Gymnasien und Werkrealschulen, bei Realschulen hingegen stieg sie bis zum Schuljahr 2015/16 stetig an. Das Ergebnis fĂŒr viele betroffene SchĂŒlerinnen und SchĂŒler ist dann leider sehr hĂ€ufig der worst case, nĂ€mlich ohne Schulabschluss dazustehen. Und dieser Tatsache wird aus unserer Sicht zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet, auch in diesem Bericht. Denn gerade diese jungen Menschen werden im schlimmsten Fall die Gesellschaft jahrzehntelang, wenn nicht lebenslang als LeistungsempfĂ€nger belasten, viel schlimmer ist aber die folgende persönlich unbefriedigende Lebenssituation. .

Es ist noch keine zwei Wochen her, dass bei der BZ-Veranstaltung in Landwasser, bei der Sie Herr OberbĂŒrgermeisterder auch zugegen waren, deutlich wurde, dass vor allem die Grundschulkinder ĂŒber einen deutlichen Mangel an Sprachkompetenz verfĂŒgen. Dass aber gerade die Sprache die zentrale Voraussetzung ist, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, wird auch in diesem Bildungsbericht festgestellt. Daraus folgert, dass wir alle uns mit dem leider hĂ€ufig festzustellenden mangelnden Integrationswillen oder auch nur dem mangelnden Bewusstsein der Wichtigkeit der Sprache auseinandersetzen mĂŒssen. Wohl gemerkt, ich spreche hier nicht von FlĂŒchtlingen der letzten zwei Jahre, sondern von den seit Jahrzehnten hier lebenden Menschen. In diesem Bereich erhoffen wir uns durch die im Bericht ausfĂŒhrlich beschriebene non-formale Bildung, der möglichen Nutzung von Bildungsangeboten und entsprechenden Inhalten, eine Verbesserung der bisherigen Situation.  

Eine besondere Bedeutung wird dem Projekt „DurchgĂ€ngige sprachliche Bildung“ – initiiert durch das Freiburger Bildungsmanagement – zukommen, das es bisher nur in Landwasser und ZĂ€hringen gibt.

Ich bin persönlich froh darĂŒber, dass unter Punkt 4 der Drucksache ĂŒber die Zunahme der sowohl allgemeinbildenden, wie auch beruflichen privaten Schulen in Freiburg zu lesen ist. Ohne diese Tatsache zu kommentieren, muss aber jedem klar sein, dass bei den staatlichen Schulen – zurĂŒckhaltend formuliert – in jeder Hinsicht ein ordentlicher Nachholbedarf besteht.

Jetzt noch ein Wort zu den Zahlen, die die Sonderschulen betreffen. Es  genĂŒgt es uns nicht zu lesen, dass die Quote der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler, die an Sonderschulen bzw. SonderpĂ€dagogischen Einrichtungen eingeschult wurden, seit 2012/13 faktisch halbiert wurde. Leider kann man der Drucksache nicht entnehmen, worauf dieser RĂŒckgang beruht. Sind es die gesetzlichen Vorgaben oder sind  RĂŒckfĂŒhrungen in die Regelschule aufgrund des Erfolges einer intensiven, kleingruppigen Klassensituation fĂŒr die Halbierung verantwortlich? Ich frage mich schon, ob die SchĂŒler die ihnen gerechte, notwendige Förderung an den sog. „Normalschulen“ erhalten können. Aufgrund der verĂ€nderten gesellschaftlichen VerhĂ€ltnisse, damit der hĂ€ufig fehlenden sprachlichen Entwicklung der SchĂŒler, ist die Lehrerschaft ohnehin einer gewaltigen Mehrbelastung ausgesetzt, auf die bisher absolut nicht adaequat reagiert wurde.

Wir sind gespannt auf den versprochenen Maßnahmenkatalog und  die weiteren bildungspolitischen Weichenstellungen der kommenden Jahre.

Vielen Dank