Zum Thema 5G-Mobilfunk und Breitbandnetze (Drucksache G-23/124 und 125) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 29. November 2023 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Bei fast keiner anderen Technologie liegen die Meinungen über die zukünftigen Auswirkungen und insbesondere über die Gefährlichkeit für Mensch, Flora und Fauna so weit auseinander wie beim Mobilfunk. Die nun 5. Generation 5G steht aus mehreren Gründen besonders in der Kritik.
Elektromagnetische Wellen von 5G im Millimeterwellenbereich sind zwar hilfreich, um große Datenmengen in Echtzeit zu übertragen, die Reichweite nimmt aber bei höheren Frequenzen immer mehr ab. Die Funkzellen müssen daher bei 5G engmaschiger ausgebaut werden als bei den Vorgängertechniken, was ein erster Kritikpunkt ist.
Der Vorteil von 5G-Netzen ist zunächst mal, dass sie für die Datenübertragung nur noch rund ein Drittel oder weniger der Energie verbrauchen wie die 4G-Technik. Da jedoch ein starker Anstieg der Datenraten und der Nutzungen erwartet wird, könnte der Energieverbrauch insgesamt trotzdem deutlich steigen. Ein zweiter Kritikpunkt.
Wegen ihrer hohen Frequenzen kann eine negative Interaktion mit natürlichen Zellstrukturen zumindest nicht ausgeschlossen werden. Gesundheitliche Risiken für Menschen und Tiere durch 5G werden von Kritikern als unzureichend erforscht angesehen. Ein dritter Kritikpunkt.
Weil für 5G zwangsläufig mehr Masten notwendig sind und das Endgerät weniger strahlen muss, könnte dadurch die individuelle Strahlenbelastung sogar sinken. Tatsächlich geht die höchste Strahlenbelastung für Mobilfunknutzer im Normalfall nicht von den Sendemasten, sondern von den genutzten Mobilfunkgeräten selbst aus. Ein Beispiel ist daher die Mutter, die ihr Kind in der Babytrage an der Brust trägt und nebenbei mit ihrem Handy telefoniert und so hohe Strahlenbelastung direkt am Kopf ihres Kindes zulässt. Da die neuronale Entwicklung bei Kleinkindern noch im Anfangsstadium ist, wird ein solches Verhalten als äußerst problematisch angesehen.
Im Vergleich zum Mobilfunk ist die leitungsgebundene Kommunikation als unkritisch zu bewerten. Dem weiteren Ausbau der Glasfasernetze ist also unbedingter Vorrang einzuräumen.
Bisher war es immer so, dass eine vom Menschen entwickelte Technik zunächst in hohen Tönen gelobt wurde und großes Verbesserungspotential für das menschliche Dasein versprach. Im Nachhinein stellte sich aber fast immer heraus, dass die neue Technik der Menschheit, aber vor allem der Natur mehr geschadet als genutzt hat. Es ist daher nicht anzunehmen, dass es sich mit der massiven Ausweitung des Mobilfunks anders verhalten wird. Und wenngleich natürlich Abläufe und Übertragungen in Echtzeit in bestimmten Bereichen revolutionäre Möglichkeiten eröffnen wie z.B. das Management dezentraler Energienetze, so muss man doch auch feststellen, dass die meisten Menschen das autonome Fahren bisher nicht vermisst haben. Die Frage ist also: Wann nützt es nur Einzelnen und wann der Menschheit in ihrer Gesamtheit? Ich sehe mich außerstande hier mit gutem Gewissen einer Ausweitung dieser Technologie in alle Lebensbereiche zuzustimmen und werde mich daher enthalten.