Neubauziele nicht zu erreichen

Bauwirtschaft will trotz Krise Neubau vorantreiben, bietet aber auch Alternativen

400.000 Wohnungen will die Bundesregierung pro Jahr neu schaffen. Durch die Energiekrise, Material-, Personalknappheit und Auftragsstornierungen ist dieses Ziel allerdings in weite Ferne gerückt. Die Bau- und Immobilienwirtschaft schlägt daher Alarm. „Wir sind meilenweit vom Ziel der Bundesregierung entfernt, in diesem Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen“, so der Präsident des Mieterbundes Lukas Siebenkotten. Auch die IG Bau warnt davor, in einer Phase wachsender Zuwanderung und zunehmender Wohnungsnot beim Neubau auf die Bremse zu treten.

Dieser Altbau wurde aufgestockt. Dabei wurde der Charme des Altbaus erhalten (Foto: K. U. Müller).

Mit Sorge muss dabei betrachtet werden, dass die Ampelkoalition beim Klimaschutz den Bausektor offensichtlich völlig ausklammert. Dieser macht jedoch fast 40 % der globalen CO2-Emissionen aus, hierzulande gehen allein 55 % des Abfalls auf Bau und Abriss von Immobilien zurück. Da lohnt ein Blick auf die Alternativen zum Neubau. So appelliert sogar die IG Bau an die Immobilienwirtschaft, angesichts der aktuell schwierigen Neubaubedingungen nach alternativen Wegen zu suchen. Der Umbau von vorhandenen Nicht-Wohngebäuden zu Wohnungen biete große Chancen und brauche deutlich weniger Material, so die IG Bau. Zudem sei der Umbau deutlich kostengünstiger als Neubau. Darüber hinaus biete die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, ein enormes Potenzial – ebenfalls günstiger als jeder Neubau.

Freiburg Lebenswert hat diese sinnvollen Maßnahmen zur Wohnraumbeschaffung immer wieder zur Sprache gebracht, leider hat die Stadt den Neubau stets bevorzugt vorangetrieben. Dabei sieht sogar das Baudezernat in seinem Jahresbericht 2020 (letzte Seite) auch für Freiburg gutes Potenzial für den Dachausbau. Demnach können in Freiburg 1.800 bis 3.200 neue Wohneinheiten durch Dachentwicklung entstehen. Da verwundert doch sehr die wiederholt von Prof. Dr. Rüdiger Engel, Leiter der Projektgruppe Dietenbach, geäußerte Meinung, Dachaufstockungen seien im Vergleich zum Neubau marginal und viel zu teuer.

Deutschland hat enorm viel neu gebaut in den letzten Jahren. Günstiger Wohnraum ist damit wenig entstanden, eine Lösung für die gewaltigen Umweltprobleme ist nicht in Sicht. Um bezahlbare Wohnungen zu schaffen, wird sich Deutschland daher gewaltig umbauen müssen.

Rücksichtslos fressen sich die Neubaublöcke in schönste Weinberglandschaft wie hier in Ebringen – so kann es nicht weitergehen, Alternativen sind gefordert (Foto: K. U. Müller).

Siehe auch: Bericht in der BZ vom 13.10.2022