Anlässlich des Besuchs einer Delegation aus Ghanas Hauptstadt Accra in Freiburg, bei dem es unter anderem auch um Kooperationen im Umweltbereich geht, haben die Stadträte von Freiburg Lebenswert (FL) im Gemeinderat einen Brief an Oberbürgermeister Martin Horn geschrieben, um auf die menschenunwürdigen Zustände sowie auf die Umweltprobleme in den riesigen Elektroschrott-Müllkippen in Agbogbloshie, einem Stadtteil von Accra, aufmerksam zu machen. Hier der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
immer wieder wird über Ghanas Hauptstadt Accra und dessen Stadtteil Agbogbloshie in den Medien berichtet. Jährlich landen Millionen Tonnen Elektronikschrott in Accra. Ein Großteil des Elektronikschrotts wird vor Ort repariert und dann verkauft.
Der Teil, der nicht mehr recycelt werden kann, landet auf einer riesigen offenen Müllkippe. Dort werden vor allem von Kindern und Jugendlichen ohne Schutzkleidung verwertbare Rohstoffe (überwiegend Eisen, Aluminium, Zink und Kupfer) aus den Geräten geholt, um diese dann zu verkaufen. Bei der nicht organisierten und vollkommen unsachgemäßen Trennung der Wertstoffe, vorwiegend mit Hilfe von offenen Feuern, entstehen hochgiftige, krebserregende Dämpfe aus den Bauteilen. Umwelt- und Gesundheitsschäden sind die Folge. Grundwasser und Boden sind verseucht (Blei, Cadmium, Quecksilber, Arsen) und der vorbeifließende vormals fischreiche Odor-Fluss, der in den Atlantik mündet, ist durch die eingeleiteten Giftstoffe längst tot. Mit dem Wasser des Flusses wird das Gemüse auf den angrenzenden Feldern gegossen und so gelangen Giftstoffe in die Nahrungskette. Agbogbloshie ist einer der giftigsten Orte der Welt.
Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister,
uns ist durchaus bewusst, dass es sich hier um ein zweischneidiges Schwert
handelt. Auf der einen Seite besteht in Agbogbloshie ein Umweltproblem von
großem Ausmaß, auf der anderen Seite stehen aber Menschen, die mit einfachsten
Mitteln zu überleben versuchen. Da nun eine Delegation aus Accra nach Freiburg
kommt, um u.a. über Kooperationen im Umweltbereich zu sprechen, wäre es
sinnvoll, die hier dargestellte Problematik aufzugreifen, um Lösungsansätze zu
finden. Zum einen sollte etwas für die Umwelt getan werden, aber auch für die
Menschen, damit diese ihr Auskommen haben.
Einen Überblick gibt die Sendung „Gefährlicher Elektroschrott – Endstation Afrika“ (https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/gefaehrlicher-elektroschrott-endstation-afrika-102.html). In dieser werden auch von verschiedensten Seiten mögliche Lösungsansätze angesprochen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerlinde
Schrempp(Stadträtin)
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)
Weitere Links
zu Berichten und Videos:
– https://www.youtube.com/watch?v=aBNLMkCUlJ0
– https://www.youtube.com/watch?v=rG74HpFCbko
– https://www.youtube.com/watch?v=qqYDWbVg2yw
– https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronikschrottdeponie_in_Agbogbloshie
Siehe auch: https://www.badische-zeitung.de/vertiefte-beziehungen–180397309.html