In der Sitzung des Gemeinderats am 12. Dezember 2017 hielt unsere Stadträtin Gerlinde Schrempp (FL) zum Tagesordnungspunkt „Position des Gemeinderates der Stadt Freiburg zur Weiterführung des Schulversuchs „Grundschule ohne Noten“ an der Paul Hindemith-Schule, Freiburg (GR-Drucksache –G-17/23)“ für die Fraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert / Für Freiburg (FL/FF) folgende Rede:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
ohne Not bricht eine CDU-Kultusministerin willkürlich einen Modellversuch ab, an dem zehn Schulen in Baden-Württemberg teilgenommen haben.
Es gibt sicherlich unterschiedliche Standpunkte zum Thema „Grundschule ohne Noten“. Es ist aber unbestritten, dass die Lernstandsberichte, die häufigen Gespräche zwischen Schülern, Eltern und Lehrer bei Weitem einen besseren Überblick über den Leistungsstand eines Kindes bieten, als eine einfache Note. Dass dies nur mit einem weit höheren zeitlichen Aufwand von Seiten der Lehrerschaft einhergeht, braucht nicht betont zu werden. Auch ist es selbstverständlich, dass Eltern keineswegs gezwungen sind, ihre Kinder an diesem Schulversuch teilnehmen zu lassen. Wie wir gehört haben, gibt es in Freiburg 29 Alternativen.
Wie demotivierend, aber auch wie verfälschend Noten vor allem in ganz frühem Grundschulalter sein können, habe ich in meiner langen Schullaufbahn jedes Jahr erlebt. Kinder, die mit einem Notenschnitt von 4,0 oder noch schlechter in die weiterführende Schule wechselten, manchmal nur haarscharf an der Sonderschule vorbeigeschrappt sind, das natürlich nur dank einem massiven Elterneinsatz, haben oft in der 6., spätestens 7. Klasse einen grandiosen Entwicklungsschub gemacht und gingen dann häufig als Spitzenschüler nach der Hauptschulabschlussprüfung in entsprechende Fachschulen und haben die Hochschulreife erreicht.
Dass die zuständige Ministerin nun aber ohne Rücksprache mit den Schulleitungen vom kommenden Schuljahr an diese bisher so erfolgreiche Arbeit an den Modellschulen beenden will, kann man nicht nachvollziehen. Für ein solches Verhalten gibt es übrigens in der bekannten Notenskala eine sehr unbeliebte Note: Unbefriedigend.
Es war eine wissenschaftliche Begleitung mit abschließender Evaluation vereinbart, um eine wissenschaftlich begründete Aussage über das Für und Wider dieses Schulmodells treffen zu können.
Die Ministerin verlässt willkürlich diesen vereinbarten Weg. Wir fordern die Fraktionen der Grünen und der CDU im Gemeinderat auf, mit ihren Parteifreunden in Stuttgart zu reden und darauf hinzuwirken, dass diese nicht akzeptable Entscheidung überdacht und zurückgenommen wird. Meine Fraktion jedenfalls unterstützt den Beschlussantrag, dass der Schulversuch „Grundschule ohne Noten“ an der Paul-Hindemith-Schule für weitere vier Jahre fortgeführt wird.
Vielen Dank!