Nach einer aktualisierten Kosten- und Finanzierungsübersicht, die am 31.1.2023 auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen wird, soll der Gemeinderat eine Verdoppelung der Projektkosten schlucken und absegnen.
Wurden die Kosten beim Bürgerentscheid 2019 noch mit 602 Millionen Euro angesetzt, summieren sich die Ausgaben nun auf sagenhafte 1,247 Milliarden Euro. Das Fazit in der Berichterstattung der Badischen Zeitung vom 20.1.2023 lautet: Bezahlbarer Wohnraum, also das ursprüngliche Hauptargument für den Bau, wird nicht realisierbar sein.
Junge Familien mit Kindern, die auf günstiges Wohnen angewiesen sind, waren damals die wichtigste Zielgruppe. Sie müssen sich übel getäuscht fühlen. Die Verantwortlichen des Dietenbach-Projekts haben ihre Kostenkalkulation viel zu niedrig angesetzt. Zwar konnte man den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie nicht voraussehen, doch die Klimakrise und knappe Ressourcen waren schon 2019 jedem bekannt. Wie bei anderen Großprojekten wurden wohl auch in Dietenbach die Kosten viel zu niedrig geschätzt, um den Bürgern das Projekt schmackhaft zu machen.
Freiburg Lebenswert hat sich von Anfang an gegen dieses Projekt ausgesprochen und hat nicht nur wegen der hohen Kosten, sondern auch wegen der ökologischen Auswirkungen vor dem Stadtteil gewarnt. Der Stadtteil wird nicht „klimaneutral“ sein, wie die Stadt und einige Parteien schwadronieren und er wird auch keinen bezahlbaren Wohnraum liefern, sondern Besserverdiener ansprechen. Das war die Ansicht von FL, die nun auch mit neuen Zahlen bestätigt ist.
Heute ist klar, dass die zwei zentralen Versprechungen, derentwegen die Bürgerinnen und Bürger Freiburgs 2019 mehrheitlich für einen neuen Stadtteil gestimmt hatten, nämlich Klimaneutralität und bezahlbarer Wohnraum, niemals erfüllt werden. Der Rechtsweg erlaubt nach vier Jahren, auf der Grundlage neuer, erst jetzt bekannt gewordener Fakten, erneut über den Neubau abzustimmen.
Den politischen Irrtum zu erkennen und dem eingeschlagenen Weg noch rechtzeitig zu verlassen, ist jetzt das Gebot der Stunde. Denn eines ist für uns klar: Das war nicht die letzte Preissteigerung, die Dietenbach erfahren würde.
Siehe auch: Kommentar in der BZ zum Thema