Dietenbach: „Baugebiet ohne Baugrund?“

Die betroffenen Landwirte im Dietenbach (Foto: M. Falkner)
Die betroffenen Landwirte im Dietenbach (Foto: M. Falkner)

Folgenden Leserbrief an die Badische Zeitung haben die betroffenen Landwirte geschrieben und auch uns, mit der Bitte um Veröffentlichung, zur Verfügung gestellt. Wir folgen dieser Bitte sehr gerne, da wir die Anliegen der Landwirte, denen Enteignung droht und deren Existenz teilweise zerstört würde, in weiten Teilen unterstützen. Denn in unserem Programm steht: „Wir treten für eine umweltschonende Landwirtschaft ein, namentlich auf der Gemarkung Freiburg. (…) Gerade weil Agrarlandschaften große Flächen einnehmen, kommt ihnen eine besondere Bedeutung für den Schutz der Umwelt sowie der Kulturlandschaft zu. (…) Landwirtschaftliche Flächen in Stadtnähe sind deshalb ein hohes Gut.“ (vgl. Landwirtschaft)

Hier der Brief der betroffenen Mitbürger und Landwirte, den wir im Wortlaut unverändert wiedergeben möchten:

„Die Stadt plant groß – auf Grundstücken vieler privater Eigentümer, darunter Landwirte die mit den Äckern ihr Einkommen erwirtschaften müssen. Als Verkaufspreis werden 15,00 € geboten (den die Landwirte dann allerdings noch versteuern müssen) – oder es wird ihnen mit Enteignung gedroht? Man erinnere sich – wir haben in Freiburg die Grünen an der Macht..? Und das Umweltbundesamt und das Land Baden-Württemberg sprechen von der dringlichen Aufgabe, Böden und Landschaft zu erhalten?

Wenn man sich die Gemeinderats-Drucksache 12-194 von 2012 (eine Grundlage des Beschlusses für Dietenbach) und dort in Anlage 2 die Abb. Seite 10 genau anschaut, wird man mehr als stutzig und, ja – wütend, denn: der darin behauptete zusätzliche Baubedarf von 16.000 Wohnungen bis 2030 beruht zu fast 60 Prozent (also 9000 Wohnungen) nur auf der unnötigen Ursache „Zunahme der Pro-Kopf-Wohnfläche“ der Freiburger Gesamtbevölkerung, d.h. Zunahme um 0,2 m² pro Jahr und Person, also innerhalb von 15 Jahren 3 m² Zuwachs für alle EinwohnerInnen Freiburgs (zu finden auch in „Engagiert in Freiburg“, 2016, S.11.)

Dieser Phantasiebedarf an Wohnungen ist ein Taschenspielertrick der Stadt, um den Bedarf für einen Neubaustadtteil Dietenbach mit 5000 Wohnungen herbeizuzaubern. Die für die wachsende Bevölkerung nötigen neuen Wohnungen können mehr als genug mit dem laufenden Flächennutzungsplan und sowieso bestehenden Baurechten errichtet werden.

Unglaublich die Ignoranz seitens der Stadtoberen in punkto immenser Flächen/ Ackerverbrauch, Verdrängung von Landschaft und Naherholungsgebiet, Inkaufnahme von Existenzgefährdung einiger Landwirte und deren Familien… finden sich da keine Alternativen? Doch, die gibt es: Aufstockungen, Genehmigung für höhere Bauten, mehr Wohnungen statt teilweise leerstehende Büros (Bahnhofsmeile…), Überbauung großer Parkplatzflächen: Wir müssen endlich mehr in die Höhe bauen!!… Aber die Alternativen machen halt Arbeit, am großen freien Reißbrett der Landwirtschaftsvernichtung plant sich’s klar leichter… Bauen auf der grünen Wiese vor der Stadt – das kann doch so nicht weitergehen, bitte liebe Gemeinderäte – aufwachen und nochmals genau und ehrlich die Berechnungen durchgehen! Auch unsere Kinder, Enkel und Urenkel wollen noch ein Stückchen Land um sich haben und ihr Fahrrad im Grünen nutzen, ohne ins Auto damit steigen zu müssen…

Und wo sollen denn bitteschön die Ausgleichsflächen herkommen? Auch wieder von den Landwirten? Na klar!

Möglichst günstiger Wohnraum? Eine Farce – auch diese Wohnungen werden nach einigen Jahren aus der Mietpreisbindung herausfallen… und zu höchstmöglichen Preisen vermietet oder verkauft. Und mit m² Bauland-Preisen um 600 bis 830 € ist sowieso kein „günstiger“ Wohnraum zu verwirklichen. Abgesehen von der Riesenfinanzlücke bei der Stadt, die auf Kosten von Qualität im Stadtteil noch geschlossen werden soll – na toll!

Weiß das alles jeder, der vom „Muss“ für Dietenbach spricht? Ein Umwelt/ Sozialskandal? Gewinner: einzig die Bauunternehmen….“

Unterzeichner:

Monika Falkner, Freiburg St. Georgen

und die betroffenen Landwirte u. A.:

Kiefer Franz, Freiburg St. Georgen
Falkner Fabian, Freiburg St. Georgen
Basler Jürgen, Freiburg St. Georgen
Wagner Erwin, Freiburg Opfingen
Lorenz Eugen., Freiburg
Müller Herbert, Freiburg St. Georgen
Knörlein Hans, Freiburg St. Georgen
Linser, Martin, Freiburg Opfingen
Sauter Bernhard, Au,
Risch, Walter, Umkirch
Schitterer, Klaus, Freiburg St. Georgen
Müller, Thomas, Freiburg
Rupp, Heinrich, Freiburg-Tiengen
Kiefer, Stephan, Freiburg St. Georgen

Das landwirtschaftlich genutzte Dietenbach-Gelände (Foto: M. Falkner)
Das landwirtschaftlich genutzte Dietenbach-Gelände (Foto: M. Falkner)

Dass das Dietenbach-Gelände Überschwemmungsgebiet und als Baugrund ungeeignet ist, zeigen die folgenden Fotos:

hochwasser_01

hochwasser_02

hochwasser_03

Siehe dazu auch den Beitrag „Freiburg was nun?“ von unserem Vorstandsmitglied Dr. Dieter Kroll:
https://freiburg-lebenswert.de/quo-vadis-freiburg/