Das „Backsteinhüsli“ soll bald Geschichte sein?

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Pressemitteilung der Fraktionsgemeinschaft FL/FF

Wie aus der Ausgabe der BZ vom 18.2.2016 zu erfahren ist, soll das sogenannte „Backstein-hüsli“ in der Wiehre in rund zwei Wochen abgerissen werden. Der markante Klinkerbau Merzhauser Straße 157, in dem früher die Gaststätte „Zum Schlierberg“ untergebracht war, soll mit seinem Nebengebäude einem Neubau mit 18 Eigentumswohnungen weichen.

In der letzten Zeit wurden bzw. werden in Freiburg die verschiedensten stadtbildprägenden Gebäude abgerissen. Hierzu gehören beispielsweise das „Amerika-Haus“ in Herdern, momentan das „Ratsstüble“ in der Innenstadt sowie die im Schwarzwaldhausstil errichtete Villa in der Wintererstraße 28. Das Dreikönigshaus, in dem sich zurzeit der Essenstreff befindet, soll dem Stadttunnel weichen. Der Meierhof in der Kartaus sollte ebenfalls abgerissen werden, steht aber möglicherweise vor der Rettung, nachdem von vielen Seiten interveniert wurde und Stadtrat Wolf-Dieter Winkler von Freiburg Lebenswert/Für Freiburg den bekannten Altbausanierer Willi Sutter ins Spiel gebracht hatte. Und jetzt ist das „Backsteinhüsli“ dran.

Der Denkmalschutz hat in Freiburg keine Lobby und gehorcht den Wünschen der Bauwirtschaft. Die Vorgehensweise ist in Abwandlungen immer dieselbe. Ziel ist die Beseitigung des Gebäudes. Oftmals wird ein historisches oder denkmalgeschütztes Gebäude gekauft mit dem Hintergedanken des Abrisses und anschließender Renditemaximierung durch größere Neubauten. Der neue – oder der alte – Besitzer macht eine Zeitlang nichts an dem Gebäude, obwohl er laut Gesetz dazu verpflichtet wäre, und dann wird konstatiert, dass das Gebäude aufgrund zu großer Mängel nicht mehr erhaltenswert sei und abgerissen werden müsse. Wie kann es beispielsweise sein, dass das denkmalgeschützte Ratsstüble über acht Jahre hinweg dem Verfall preisgegeben wird, ohne dass die Denkmalschützer einschreiten?

Stadtrat W.-D. Winkler
Stadtrat W.-D. Winkler

Wie in der BZ zu lesen ist, wusste der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre bislang weder von den Abrissplänen des „Backsteinhüsli“ noch von der vorgesehenen Neubebauung etwas. Dazu Wolf-Dieter Winkler: „Ich bin sehr verärgert darüber, dass ich als Stadtrat aus der Zeitung von den Plänen erfahren muss. Es kann nicht sein, dass wir in regelmäßigen und immer kürzeren Abständen mit dem Abriss stadtbildprägender Häuser konfrontiert werden. Und meist wurden hinter verschlossenen Türen schon Tatsachen geschaffen und die Genehmigungen erteilt. So auch jetzt beim „Backsteinhüsli“. Wo ist hier die von der Stadt Freiburg vielbeschworene Transparenz und Bürgerbeteiligung? Die Zerstörung für die Gesamtstadt wichtiger Gebäude betreffen alle Bürger der Stadt. Es kann nicht sein, dass unter dem Deckmantel des Datenschutzes eine Stadt systematisch ihrer architektonischen Kleinode beraubt wird.“

Siehe dazu: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/markanter-klinkerbau-an-merzhauser-strasse-wird-abgerissen-dann-soll-ein-wohnhaus-neu-gebaut-werden–117815678.html

Zum Thema „Denkmalschutz in Freiburg“ fand am 18.02.2016 auch eine von der Badischen Zeitung (BZ) veranstaltete Podiumsdiskussion statt. Siehe dazu den Beitrag: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/denkmalschutzdebatte-gegen-den-eigentuemer-geht-nichts