Arroganz und Peinlichkeiten

Der OB-Wahlkampf zeichnet sich gegenüber den vergangenen Wahlen nicht nur durch die größere Zahl an Bewerbern aus, sondern auch durch die Arroganz und Peinlichkeiten mit denen der Amtsinhaber diesen Wahlkampf führt. Man hat nicht nur den Eindruck, dass es ihm furchtbar lästig ist, sich um seine Wähler bemühen zu müssen, er mag sich auch nicht wirklich auf diesen Wahlkampf einlassen.

Dies alles ist eigentlich ganz offensichtlich. Er vertraut ganz einfach darauf, dass viele Wähler nicht nachfragen und ihn wählen, weil hinter seinem Namen „grün“ steht, obwohl er tatsächlich ökologischen, Natur und Stadtklima erhaltenden Idealen so fern ist, wie sonst nur Wenige in der Stadt.

Besonders peinlich war die Weigerung des OB, die Fragen für den Wahl-O-Mat (bei OB-Wahlen „Kandidat-O-Mat“ genannt) zu beantworten, den die Landeszentrale für politische Bildung, die BZ und die Universität vorbereitet hatten. Alle anderen Kandidaten haben die gestellten Fragen beantwortet und die Antworten begründet, was ja eine nicht unerhebliche Arbeit bedeutet. Auch die Erstellung des Kandidat-O-Mat bedeutet ja viel Arbeit. Aber das interessiert einen OB ja nicht, der wie ein Sonnenkönig regiert. Respekt vor der Arbeit der Ersteller und den Bedürfnissen der Bürger, scheint sein Ding nicht zu sein.

Zu Recht war die Empörung groß, vor allem bei der Jugend, die Wahl-O-Maten ja besonders gerne nutzt. Als der OB dann sehr spät merkte, wie sehr ihm solch arrogantes Verhalten geschadet hat, versuchte er einen Rückzieher und reichte die Antworten nach. Zu spät: Keiner will jetzt mehr hören, was der zu sagen hat, der glaubt, es einfach nicht nötig zu haben, sich mit so profanem Zeug zu beschäftigen.

Dass er auch von sozialen Online-Netzwerken, schnellem Internet und WLAN nichts hält verschweigt der OB nicht, wahrscheinlich ist er sogar stolz darauf ein „technischer Trottel“ zu sein, wie er sich selbst in einer Talk-Runde (bei Kommunikation & Medien e.V.) bezeichnete. Jugendliche Wähler, Bürger und Betriebe, die dies dringend benötigen, sind ihm offensichtlich egal.

Auch auf den Podien, die in der Stadt durchgeführt werden, geht der OB selten konkret auf die gestellten Fragen ein, sondern referiert lieber ganz allgemein und nichtssagend über europäische Geschichte (bei Pulse of Europe) oder über Freiburgs Vorzüge (für die er nun wirklich nichts kann). Auch stellt er Dinge als Erfolge dar, die eigentlich eine desaströse Bilanz seiner Politik darstellen: Wirkliche Bürgerbeteiligung, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder den Erhalt des Stadtbildes.

Peinlich war der Auftritt des Amtsinhabers bei einer Veranstaltung der Kulturliste: Alle eingeladenen Kandidaten sollten Fotos mit ihrer Sicht auf die Kulturstadt Freiburg mitbringen. Während die anderen sich Mühe gaben, das zu tun, kam Salomon mit leeren Händen. Er wollte sich der Aufgabe halt nicht stellen, man solle ihm gefälligst so zuhören, jeder wisse ja, wie die Stadt aussieht… Da kann man nur sagen: „Thema verfehlt“ und zu Recht hat er vom Publikum laute Buhrufe geerntet.

Auf die Frage des „Stadtkurier“ nach dem „Lieblingsplatz(-ort)“ der Kandidaten in Freiburg antwortet der OB allen Ernstes, dies sei „der Ausblick auf die Stadt von den Herdermer Hängen frühmorgens beim Joggen“. Meint er etwa den Ausblick, den er als Aufsichtsrat der Stiftungsverwaltung gerade gegen den Willen der Bevölkerung (insgesamt ca. 5000 Unterschriften der Bürgerinitiative) auf der Pferdewiese durch die Treubau mit höchstpreisigen Luxuswohnungen bebauen lässt?

Die Baustelle auf dem Gelände der ehem. Pferdewiese in der Sonnhalde: Dies war einer der letzten weiten Ausblicke von den Herdermer Hängen auf die Stadt.

Die Formulierungen des Monopolblatts der Stadt über den Amtsinhaber wie etwa „der Macher“, „der weiß wie’s geht“ und Feststellungen wie, der habe „in seiner zweiten Amtszeit vieles richtig und einiges richtig gut gemacht“ oder „die Menschen leben gerne in Freiburg“ klingen, als seien sie aus dem Wahlkampfmaterial des OB abgeschriebenen worden. Besonders deutlich werden jedoch seine „Macherqualitäten“ als „Stadtzerstörer“. Dass letztere Bezeichnung nicht so abwegig ist, zeigt sich in dem Wunsch des OB (auf dem Podium der Bürgervereine im Bürgerhaus Zähringen), „nicht als Zerstörer der Stadt in Erinnerung zu bleiben“.

Bleibt zu hoffen, dass die Wähler erkennen, dass ein Wechsel an der Spitze der Stadt dringend notwendig ist und dass ein neuer Politikstil an der Spitze der Verwaltung ebenso dringend gebraucht wird. Sollen zu den 16 Jahren Stadtzerstörung, Politik in Hinterzimmern zugunsten weniger Investoren und an den Interessen der Bürger vorbei wirklich noch einmal weitere acht Jahre Amtszeit hinzu kommen? Da kann man am 22. April nur sagen: „Nai hämmer gsait!“

Zur Klarstellung:
Die Veröffentlichung dieses Artikels hat (vor allem auf unserer Facebook-Seite) einige kontroverse Reaktionen ausgelöst. Der Beitrag war von Anfang an als „Diskussionsbeitrag“ gekennzeichnet. Das heißt, er gibt nicht die Meinung aller, aber vieler Mitglieder von FL.
Michael Managò (FL-Pressesprecher und Homepage-Administrator)

Siehe zum Thema des Beitrags passend auch frühere Beiträge auf dieser Homepage:

Siehe: https://freiburg-lebenswert.de/salomons-demokratieverstaendnis/

Und: https://freiburg-lebenswert.de/kretschmann-liest-salomon-die-leviten/

Und: https://freiburg-lebenswert.de/zur-entgleisung-des-ob-dieter-salomon/

Und: https://freiburg-lebenswert.de/ob-salomon-tritt-in-unanstaendiger-weise-nach/