Abrissmoratorium gefordert
Jedes Jahr werden in Deutschland tausende Gebäude abgerissen, ohne dass vorab die Auswirkungen auf das Klima geprüft werden. Gebäudeabrisse verursachen jährlich Millionen Tonnen CO2, sie verursachen eine Menge Abfall, zerstören historische Baukultur und schädigen soziale Gefüge.
Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „Es ist vollkommen unverständlich, warum die Bauministerin zulässt, dass vermeidbare Abrisse jedes Jahr Millionen Tonnen CO2 freisetzen und wertvolle Ressourcen vernichten. Angesichts der verfehlten Klimaziele im Gebäudesektor ist es geradezu fahrlässig, am willkürlichen Abrisswahn in Deutschland festzuhalten…Sanierung und Umbau können die Wohnqualität im bestehenden Wohnraum sozialverträglich erhöhen und gleichzeitig den Flächenverbrauch im Vergleich zum Neubau reduzieren.“
Ein Bündnis aus Architektur-, Kultur- und Umweltschutzorganisationen hat sich nun für die Erstellung eines Abriss-Atlas für Deutschland zusammengeschlossen. Damit soll der Wert bestehender Gebäude für Klimaschutz, Baukultur und soziale Räume betont werden. In dem Bündnis sind die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Architects4Future (A4F), der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), das Denkmalnetz Bayern, das KulturerbeNetz.Berlin, die Initiative Abrissmoratorium sowie die Leibniz Universität Hannover und Theatrum e.V.
Der Atlas enthält derzeit etwa 270 Beispiele. Jeder kann Gebäude darin erfassen, die bereits abgerissen wurden oder von Abriss bedroht sind. Bereits im August 2023 hatte die Deutsche Umwelthilfe eine Liste mit absurden Abrissen in ganz Deutschland veröffentlicht. Freiburg ist, kaum verwunderlich, ebenfalls vertreten und zwar mit der Kreuzstraße (bereits abgerissen) und dem bald bevorstehenden Abriss am Rosshaldeweg.in der Wiehre. Unnötig zu erwähnen, dass die Liste nicht vollständig ist.
Die Sanierung eines Wohngebäudes spart mindestens ein Drittel der CO2-Emissionen im Vergleich zu einem Neubau, in der Regel noch deutlich mehr. Das Bündnis fordert deshalb ein Abrissmoratorium bis es eine Abriss-Genehmigungspflicht inklusive Ökobilanzierung gibt. Diese könne laut einem juristischen Gutachten problemlos in die Landesbauordnung aufgenommen werden.
Freiburg Lebenswert schließt sich dieser Forderung an. Seit unserer Gründung 2013 fordern wir, den Abrisswahn zu beenden. Immer wieder haben wir auf die klimaschädliche Wirkung von Abriss und Neubau hingewiesen, wie auch auf die Unmengen an Grauer Energie, die dabei verschwendet werden. Auch gibt es im Gemeinderat kaum eine zweite Gruppe, die sich so ernsthaft um das Stadtbild Freiburgs sorgt wie FL. Vor allem historische Gebäude fallen in Freiburg dem Abriss zum Opfer. So verliert die Stadt mehr und mehr ihr Gesicht. Zuletzt geschehen bei dem völlig unnötigen Abriss des seltenen Altbaus in der Habsburger Straße 91.Auch werden bei Abrissen immer wieder jahrelang gewachsene soziale Strukturen zerstört, was z. B. enorm im Metzgergrün zu spüren sein wird.
Daher müssen in den Landesbauordnungen die Fehlanreize für einen Abriss beseitigt werden. Mehr im Bestand bauen, kulturelle Werte erhalten und die sog. Graue Energie, also die Energie für Bau, Herstellung und Transport geringhalten. Wir können nicht weiter so bauen wie bisher und glauben, dies habe keine schädlichen Auswirkungen auf unsere Zukunft.