Kritik an der Planung moderner Vorstädte

„Warum schaffen wir es eigentlich nicht, einen Städtebau zu machen, in dem sich unsere Gesellschaft wohl fühlt?“

Das fragt Professor Christoph Mäckler, Architekt und Stadtplaner mit Weltruf, sehr kritisch nach. Er hat in Freiburg zum Beispiel den oft gelobten Umbau des Augustinermuseums verwirklicht. In einem Beitrag des MDR vom 20. Februar 2019 verbindet er diese Kritik an der modernen Architektur mit der Kritik an der Bauhaus-Tradition, die in Deutschland leider vorherrsche. Anlass ist des 100-jährige Jubiläum des Bauhauses.

So heißt es im MDR-Beitrag: „Ein Blick in die heutige Stadt zeigt auch: Die Menschen wollen nicht in weißen Klötzen oder abweisenden Vorstädten wohnen. Sie ziehen in gut sanierte Altbauten, bevorzugen geschlossene Plätze und sitzen dort gern im Café. Architekt Mäckler wünscht sich deshalb die Stilelemente zurück, die das Bauhaus ablehnte: „Wir müssen versuchen, Elemente, die es in den Jahrhunderten vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab, wieder in unserer Architektur zurückzuerobern.“

„Quadratisch, praktisch und schlicht – so sieht Architektur heute oft aus.“

Ohne das Bauhaus wäre diese Idee nicht denkbar gewesen. Im Beitrag kommt auch der Architekturexperte Dankwart Guratzsch zu Wort. Er ist sich sicher, „dass durch die Bauweise in Satellitenstädten samt Plattenbauten viele Probleme entstehen – sowohl soziale als auch ökologische“. Bewohner würden aus der eigentlichen Stadt ausgegliedert. Dazu käme: „Die serielle Bauweise erzieht den Einzelnen zur Gleichförmigkeit und macht ihn zu einer Ameise im Stadtganzen. Der Individualismus geht verloren, der noch in der Gründerzeit in jedem einzelnen Baublock gepflegt wurde“.

Das Bauhaus habe, so Guratzsch, versucht, das Bauen zu industrialisieren. Damit habe es aber auch die Grundlagen für anonymisiertes Wohnen geschaffen. Er hält die traditionelle Blockbauweise aus der Gründerzeit jedoch für viel geeigneter – „mit den untereinander verbundenen und reich verzierten Häusern, die Wand an Wand gebaut sind“, wie er in dem MDR-Beitrag feststellt. Wolfgang Thöner, Leiter der Sammlung der Stiftung Bauhaus, betont, dass die „Bauhaus-Idee“ ein Experiment gewesen sei. Wichtig sei es, „dass man jedes Experiment hinterher einschätzt und die richtigen Schlussfolgerungen zieht“ – und Fehlentwicklungen korrigiert.

Auch der Entwurf für Dietenbach sieht wieder genau so aus, wie die Experten es kritisieren: „Einförmig, eckig und schlicht – vier Wände, Glas, Stahl, Beton und ein Flachdach.“ Auf Mäckler wirken diese einheitlichen Vorstädte, „in denen heute zehntausende Menschen leben, klinisch und abweisend“.

Es lohnt sich, den Beitrag zu lesen: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/kritik-an-bauhaus-architektur-100.html

…und das Video anzuschauen: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/video-276546_zc-2080e25c_zs-a8eb16dc.html

Monotone, monströse Neubau-Luxuswohnungen im Bauhaus-Stil, in der Sebastian-Kleipp-Straße in Herdern. (foto: M. Managò)