Anfrage von Dr. Wolf-Dieter Winkler an OB Dr. Dieter Salomon:
Die Quadratur des Kreises ist mehr als ein geflügeltes Wort – tatsächlich handelt es sich um ein uraltes mathematisches Rätsel, über das sich schon Generationen von Mathematikern und Philosophen, wie beispielsweise Archimedes, den Kopf zerbrachen. Die Frage, die sich alle stellten, war: Ist es möglich, allein durch Konstruktion mit Zirkel und Lineal ein zu einem gegebenen Kreis flächengleiches Quadrat herzustellen. Bereits Archimedes führte das Problem auf die Konstruierbarkeit des Kreisumfangs und damit auf die Kreiszahl π zurück, deren exakte Berechnung sich als unmöglich erwies. Johann Heinrich Lambert zeigte in den 1760er Jahren, dass π keine rationale Zahl ist, also nicht als Bruch geschrieben werden kann.
Doch die entscheidende Idee kam Ferdinand von Lindemann (1852-1939) in Freiburg an seinem 30. Geburtstag im Jahr 1882, als er „einen längeren Spaziergang nach Günthersthal und zurück über die Lorettohöhe machte“. Wieder daheim an seinem Schreibtisch bewies er, dass π auch transzendent ist. Das heißt, dass es kein Polynom mit rationalen Koeffizienten gibt, dessen Nullstelle π ist. Daraus folgt, dass es prinzipiell unmöglich ist, mithilfe geometrischer Konstruktionsschritte unter Einsatz von Zirkel und Lineal einen Kreis in ein flächengleiches Quadrat umzuwandeln. Er löste damit in Freiburg (!) eines der bedeutendsten mathematischen Probleme, nämlich dass die Quadratur des Kreises unmöglich ist!
Am 20.9.1982 hatte die Klasse 10b des Berthold-Gymnasiums zum hundertjährigen Jubiläum des Beweises an Oberbürgermeister Eugen Keidel einen Brief geschrieben und darum gebeten nach Lindemann eine Straße zu benennen. Da Eugen Keidel bei der OB-Wahl am 16.11.1982 durch Rolf Böhme abgelöst wurde, geriet diese Anfrage offensichtlich in Verges-senheit. Die obigen Informationen und Daten sind aus Wikipedia und „Mathematik hat Geschichte“, Peter Mäder, Freiburg, Metzler 1992.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, als Physiker ist es mir unverständlich, dass man einen sehr berühmten Mathematiker und Bewohner Freiburgs noch mit keinem Straßennamen geehrt hat. Ich möchte daher anregen, dass Ferdinand von Lindemann bei einer der künftigen Straßenbenennungen endlich die ihm gebührende Ehre zuteil wird.
Dr. Wolf-Dieter Winkler
(Fraktionsvorsitzender FL/FF)