Rede zum Metzgergrün

Zum Metzgergrün (Drucksachen G-21/166 und 167) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 5. Oktober 2021 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Das Metzgergrün hat sich seit seinem Bau in den 50er Jahren zu einer grünen und sozialen Idylle entwickelt. Viele Wildtiere wie Füchse, Marder, Vögel, Fledermäuse und zahlreiche Insektenarten sind in den Hausgärten zu finden, sogar eine kleine Schar von Hühnern streift durch die offenen Gärten. Metzgergrün ist eine der wenigen richtigen grünen Oasen, die diese Stadt noch hat. Aber das Metzgergrün ist nicht nur eine grüne Oase, sondern auch eine soziale. Seit Jahrzehnten werden Arbeitslose, Menschen mit psychischen und Suchtproblemen von der Stadt und der Stadtbau in das Metzgergrün abgeschoben. Die Bewohner nahmen all diese problembeladenen Menschen auf und integrierten sie in die Quartiersgesellschaft, so gut es ging. Die Bewohnerschaft trifft sich oft draußen zum Reden, Kaffeetrinken, einfach zum gemütlichen Beisammensein. Da ist eine Gemeinschaft entstanden, wie ich sie mir in anderen Stadtquartieren auch wünschen würde. Anwohnerinnen – es sind in erster Linie Frauen, die sich um ihre Mitbewohner kümmern – berichteten mir, dass sie sich als ehrenamtliche Sozialarbeiterinnen der Stadt Freiburg fühlen. Diese Kümmerinnen haben der Stadt ganz viel Geld gespart, die diese sonst für professionelle Hilfe hätte ausgeben müssen. Und zum Dank wird ihnen nun ihr Quartier platt gemacht, Häuser mit guter Bausubstanz abgerissen und die oftmals liebevoll hergerichteten Gärten zerstört. Damit, meine Damen und Herren, vernichten Sie auch Existenzen, die mit diesem barbarischen Akt der Zerstörung nicht zurechtkommen. Und wofür das Ganze? Damit Freiburg weiter wachsen kann in einer Zeit, wo nicht nur Zukunftsforschern, sondern langsam allen klar wird, dass Wachsen in einem endlichen Lebensraum letztlich zum Untergang der Menschheit führen wird!

Vor dem Bürgerentscheid zu Dietenbach wurde immer wieder behauptet, dass mit dem Bauen auf der Grünen Wiese der Druck zu Nachverdichtung im Innenbereich genommen würde. Bewohner des Metzgergrüns, aber auch die der BIMA-Gebäude in der Colmarer Straße haben sich darauf verlassen und oftmals für Dietenbach gestimmt. Aber sie wurden genauso enttäuscht wie die vielen, die der Aussage „Für Dietenbach wird kein einziger Baum gefällt“ geglaubt hatten. Mit solchen Lügen konnte man 2019 den Bürgerentscheid gewinnen.

Für mich ist es unbegreiflich, dass Sie, Frau Umweltbürgermeisterin, und die Grünen überhaupt kein Problem darin sehen, eine solch grüne Idylle zu zerstören. Dafür sind die Grünen doch 1980 gegründet worden, um für den Erhalt genau solcher Naturräume auch in der Stadt zu kämpfen. Zumindest war das uns Grünen der ersten Stunde, damals, hier in Freiburg, ein oberstes Anliegen. Was ist aus den Grünen in dieser Stadt nur geworden? Und es ist für mich weiter unbegreiflich, dass Sie, Herr Sozialbürgermeister, und die mit Ihnen verbundenen Parteien SPD und ESFA (Eine Stadt für alle) über die Befürchtungen und Existenzängste mehrerer hundert Bewohner letztlich doch einfach mit einem Achselzucken hinweggehen.

Ich werde mich der großen Koalition aus Metzgergrün-Zerstörern nicht anschließen und diese Vorlage ablehnen!

Metzgergrün – ein grünes Idyll (Foto: K. U. Müller).