Zum Thema GebäudeGrünhoch3 (Drucksache G-21/079) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 15. Juni 2021 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Die wasserundurchlässige Versiegelung von Naturböden vor allem durch Verkehrswege wie Straßen – insbesondere Autobahnen – aber auch durch den ausufernden Wohnungsbau haben einen ernst zu nehmenden Anteil an den Umweltproblemen, die sich die Menschheit selbst geschaffen hat. Nicht zuletzt ist die Versiegelung mit verantwortlich dafür, dass es zu immer mehr Schadensereignissen nach Starkregen kommt und dass der Klimawandel weiter befeuert wird. Nahmen früher natürliche Überflutungsflächen die Wassermassen zum großen Teil auf, so nimmt der Mensch diese Flächen mehr und mehr für seine eigenen Bedürfnisse in Anspruch, ohne die negativen Folgen auch für ihn selbst zu bedenken. Insofern ist es höchste Zeit, dass man sich wie mit dieser Vorlage damit beschäftigt, wie solche nachteiligen Maßnahmen zumindest in der Stadt wieder rückgängig oder zumindest abgeschwächt werden können. Wenn man sich gerade im Privathausbau die oft langen gepflasterten Zufahrten zu einer Garage im hintersten Teil des Grundstücks, die aus der Zeit gefallenen Schottergärten oder langweilige, sterile Hausfassaden anschaut, dann bleibt noch viel Überzeugungsarbeit bei vielen Zeitgenossen zu leisten. Aber jede noch so kleine Verbesserung ist ein Schritt hin zu einer lebenswerteren Umwelt.
Allerdings muss man sich auch klar machen, dass es nur kosmetische Verbesserungen sind und wirklich messbare Auswirkungen erst in vielen Jahren nach der Umsetzung sehr vieler dieser kleinen Schritte erkennbar sein werden. Umso wichtiger ist es, dass man schädliche Entwicklungen von vornherein gar nicht erst zulässt. Insofern ist für viele Freiburger nicht nachvollziehbar, dass man Teile des Langmattenwäldchens, das ja auch wichtig für die Lebensqualität zukünftiger Bewohner eines geplanten neuen Stadtteils ist, beseitigen will, obwohl man seinen Erhalt leicht ermöglichen könnte – so man denn nur wollte. Wenn wie geplant rund vier Hektar dieses Wäldchens zerstört werden, dann hat man einen Schaden bezüglich Klima, Artenvielfalt, Lebensqualität verursacht, der die kleinen positiven Maßnahmen, die mit dieser Vorlage hier erreicht werden sollen, zur Belanglosigkeit verdammt. Dann hat man innerhalb weniger Tage einen Schaden angerichtet, den die hier angedachten Maßnahmen auch nach Jahrzehnten nicht werden kompensieren können. Wer die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene und gestern veröffentlichte Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 zur Kenntnis nimmt, die auch für uns in Deutschland Horrorszenarien prognostiziert, kann unmöglich zu dem Schluss kommen, dass es heute noch angebracht ist, artenreichen, intakten Wald abzuholzen.