Zum Thema Städtebauliches Rahmenkonzept „Stadtteil Mooswald“ (Drucksache G-19/180) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) im Gemeinderat am 4. Februar 2020 folgende Rede gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Die Zielsetzungen des Rahmenkonzepts unter den Punkten 2.1 bis 2.4 sind ein Sammelsurium oder an Einzelvorschlägen, die eine große Linie vermissen lassen. Und ob einige der Vorschläge wirklich das Zeug haben, zu einer Verbesserung des Wohnumfeldes beizutragen, ist eher fragwürdig. Bei einigen Vorschlägen ist sogar eher von einer erheblichen Verschlechterung für die Betroffenen auszugehen.
Völlig oder doch weitgehend ignoriert werden in der Drucksache zwei wichtige Themen. Das eine ist die zu erwartende Verkehrssituation nach Fertigstellung des SC-Stadions. Und auch das vom Gemeinderat geforderte Freibad West wird nur am Rande gestreift.
Geradezu absurd erscheint einem die Errichtung eines „Elefantenparks“ auf einem abschüssigen Bahndamm, der an seiner breitesten Stelle keine 30 m breit ist. Schon die Namensgebung ist völlig irreführend. Der Name wird die Tierschutzorganisation PETA auf die Barrikaden treiben, da diese sicher fürchtet, dass dort neben Elefanten auch Tiger und Löwen auf dem viel zu kleinen Areal nicht artgerecht gehalten werden sollen. Oder es werden Eltern mit ihren Kindern fehlgeleitet, weil sie erwarten, dort Affen beobachten zu können. Also, bei aller Toleranz gegenüber den Vorschlägen des Stadtplanungsamtes, da bin ich mal gespannt, wieviel Erholungswert ein solcher extrem steil geneigter Park zwischen der im Minutentakt vorbeifahrenden S-Bahn auf der einen und dem Elefantenweg auf der anderen Seite haben wird. Letzter ist ja ein beliebter Schleichweg für Autofahrer zwischen Landwasser und den nördlichen Stadtteilen Freiburgs. Ich versteige mich jetzt schon mal zu der Prognose, dass der Besucheransturm auf einen solchen Park in keinem auch nur ansatzweise vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen wird.
Und wozu braucht Mooswald einen neuen Stadtteiltreff? Der Mooswald ist diesbezüglich einer der privilegierten Stadtteile, der mit dem Fritz-Hüttinger-Haus einen Stadtteiltreff hat, von dem andere Stadtteile nur träumen können.
Weiter stehen nahezu alle Wohngebäude der Stadtbau in Mooswald zur Disposition. Wieso eigentlich? Bei dem Ensemble der Familienheim im Bereich zwischen den Wiehrebahnhöfen (Stichwort Quäkerstraße) hat der Gestaltungsbeirat festgestellt, dass diese Gebäude ein optimales Verhältnis von Wohnfläche zu Grünfläche aufweisen. Das gilt im gleichen Maße für die Stadtbau-Ensembles Metzgergrün im Stühlinger und eben auch für den Drachenweg im Mooswald. Das letztgenannte Quartier zwischen Rasenweg und Elsässerstraße ist eines der attraktivsten im ganzen Stadtteil und wird eigentlich nur noch durch den Bereich um den Seepark übertroffen. Warum also will man ausgerechnet dieses idyllische Quartier „neu entwickeln“, was ja erst mal nichts anderes als zerstören bedeutet?
Eine Neustrukturierung der Gebäude bedeutet auch eine weitgehende Zerstörung des die Häuser umgebenden Parks – eine gut funktionierende CO2-Senke. Man würde auf der einen Seite zur Verärgerung der verunsicherten Mieter – mit viel grauer Energie bei Abriss und Neubau – CO2 erzeugen und auf der anderen Seite eine CO2-Senke vernichten. Beide Aspekte führen dazu, dass selbst energetisch optimierte Neubauten diese CO2-Last im Laufe ihres Daseins erst sehr spät oder gar nicht werden kompensieren können. Und – anders als bei der ECA-Siedlung – wäre der Zugewinn an Wohnraum eher bescheiden. Ich könnte mir dagegen gut eine Aufstockung in Holzbauweise wie in der Belchenstraße – wenn denn eine noch höhere Wohndichte gewünscht ist – und eine Belegung mit flächendeckender Photovoltaik vorstellen. Aber Abriss? Keinesfalls! Das Gleiche gilt übrigens für den Aufdingerweg.
Die Stadtbau sollte sich mehr auf die Neubaugebiete konzentrieren und ihre Bestandsgebäude erhalten. Sie kann schließlich jeden Euro nur einmal ausgeben. Und mir ist in Stühlinger-West, Zinklern, Zähringen Nord und Dietenbach die Stadtbau als Bauherr wesentlich lieber, als regional oder überregional gewinnorientiert agierende Wohnbauunternehmen.