Während die Einwohnerzahl zwischen 1993 und 2013 mehr oder weniger stagnierte, stieg die Zahl der Wohnungen um 6 Millionen. „Und doch reicht es vermeintlich nie aus. Neubau löst nicht die Probleme“ so schreibt Daniel Fuhrhop in seinem Blog „Verbietet das Bauen“. Und dort lesen wir weiter zu den aktuellen Koalitionsverhandlungen in Berlin:
Wenn in diesen Tagen Politiker von SPD und CDU über eine große Koalition verhandeln, können wir von einem sicher ausgehen: Die Bauwut soll angeheizt werden mit weiteren Milliarden, sei es durch Sonderabschreibungen oder durch direkte Förderung. Die SPD steht damit in ihrer Tradition als Betonpartei nach dem Motto „wo Beton fließt, geht es dem Bauarbeiter gut, darum fördert eine Arbeiterpartei das Bauen“. Doch um welchen Preis das geschieht, wieviel Heimat damit zerstört wird, könnte zumindest die CDU sorgen – aber es sieht nicht danach aus; stattdessen hebelt der politische Machtwille jegliche Logik aus. Das zeigt sich in einem Interview von Kanzleramtschef Peter Altmaier mit der Süddeutschen Zeitung, in dem er sagt: „Wir wollen (…) die Zahl der neu gebauten Wohnungen in den nächsten vier Jahren um 50 Prozent steigern, weil wir glauben, dass der enorme Anstieg der Mieten darauf zurück geht, dass bisher zu wenig Wohnungen gebaut werden (…)“.
Wenn es tatsächlich so wäre, dass Neubau den Anstieg der Mieten aufhebt und für genug Wohnraum sorgt, dann hätten wir schon längst keine Probleme mehr, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: In den zwei Jahrzehnten seit 1993 stagnierte die Zahl der Einwohner bei etwa 81 Millionen, aber die Zahl der Wohnungen stieg um 6 Millionen! Das gäbe genug Platz für zwölf bis fünfzehn Millionen Menschen.
Würden wir wohnen wie vor zwanzig Jahren, hätten wir also Platz frei für zehnmal mehr Menschen, als 2015/16 Flüchtlinge zuzogen. Auch deren Zahl ändert nichts an der Logik, denn in den fünf Jahren ab 2013 stieg zwar die Einwohnerzahl Deutschlands um etwa zwei Millionen, doch im gleichen Zeitraum wurden weit über eine Million Wohnungen neu gebaut, das allein hätte also genug Platz gegeben. Fazit: Neubau löst keine Wohnprobleme, sondern man muss endlich anfangen darüber nachzudenken, wie und wo gewohnt wird, und alle Werkzeuge anwenden, unsere Altbauten besser zu nutzen (50 Werkzeuge in „Verbietet das Bauen!“).
Siehe: http://www.verbietet-das-bauen.de/grosse-koalition-der-bauwuetigen/
Freiburg Lebenswert (FL) hat in seinem Programm die Ursachen und Auswirkungen dieses Phänomens von Anfang an benannt und beschrieben:
Es ist empirisch bewiesen, dass die Mieten umso schneller steigen, je schneller eine Stadt wächst. Und je schneller eine Stadt wächst, umso interessanter wird sie für Kapitalanleger und Bauträger, die lukrative Bauprojekte mit sicheren und langfristig steigenden Mieterträgen suchen. (…) Aufgrund hoher Grundstückspreise und hoher Baukosten wird durch „Bauen auf Teufel komm raus“ vornehmlich hochpreisiger Wohnraum geschaffen, aber kaum bezahlbarer Wohnraum für untere und mittlere Einkommensschichten.
Siehe: https://freiburg-lebenswert.de/unser-programm/wohnungspolitik-2/