Gebäudegrün

Am 21.2.2024 fand im Hörsaal 1098 der Universität Freiburg eine FL-Veranstaltung zum Thema Gebäudegrün statt. Dr. Gunter Mann, Präsident Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) brachte in einem äußerst fundierten Vortrag den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern die Vorteile einer Dach- und Fassadenbegrünung nahe.

In den letzten Jahren war im ganzen Land eine enorme Bautätigkeit zu verzeichnen, auch in unserer Stadt sind die Folgen dieses Baubooms sichtbar. Vor allem aber sind die klimatischen Folgen spürbar. Bei immer dichterer Bebauung heizen sich die Städte immer weiter auf. Die fortschreitende Bodenversiegelung sorgt zudem dafür, dass Regenwasser nicht mehr in dem Maße aufgenommen werden kann wie es eigentlich nötig wäre. Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel immer häufiger. Auch in Freiburg sind diese Folgen nicht mehr zu ignorieren. So wurde letzten Sommer die Günterstalstraße nach einem Starkregen in eine Wasserstraße verwandelt.

Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind gravierend. Die ernüchternde Aussicht: Jedes Jahr wird noch wärmer. Mehr Grün in den Städten zur Kühlung ist daher unabdingbar. Dabei beschränken sich die Möglichkeiten nicht allein auf Grünflächen zwischen Gebäuden, deren Erhalt schon wichtig genug ist, sondern auch auf die Gebäude selbst. Mit einer Dach- und Fassadenbegrünung lässt sich viel erreichen.

Die Dachbegrünung bietet mehrere positive Effekte: Sie hält das Regenwasser zurück, welches ansonsten in die bei Starkregen völlig überlastete Kanalisation gelangen würde. Ein Quadratmeter kann 30 Liter Wasser speichern. Das wiederum sorgt für einen Kühleffekt durch Verdunstung. 2 Liter pro Tag können auf diese Weise abgegeben werden, was die Lufttemperatur in der Umgebung um 1,5 Grad senkt. Eine Dachbegrünung leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein Quadratmeter bindet 800 g CO2, hochgerechnet auf das gesamte Dach und schließlich auf sämtliche begrünbare Dächer ist dieser Beitrag nicht zu unterschätzen. Schließlich filtert die Dachbegrünung Schadstoffe aus der Luft und sorgt für eine Lärmminderung von bis zu 20 dB. Enorm wichtig ist der Beitrag zur Biodiversität. Das Artensterben hat inzwischen dramatische Ausmaße angenommen, mehr Grün auf Dächern und an Fassaden bietet Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten.

Bei Neubauten kann jedes Flachdach so konzipiert werden, dass es für eine Dachbegrünung geeignet ist, bei Bestandsbauten sollte vorher ein Fachmann zu Rate gezogen werden. Giebeldächer sind bis zu einer gewissen Neigung ebenfalls gut geeignet. Die häufig geäußerte Befürchtung, auf begrünte Dächer ließen sich keine Solaranlagen installieren, ist nicht nur unbegründet, das Gegenteil ist richtig und der Effekt ist positiv. Durch die kühlende Wirkung eines bepflanzten Dachs steigt die Leistung einer Photovoltaikanlage. Auch die Bodenverankerung ist einfacher, für eine Befestigung am Dach sorgt das Substrat. Schattenliebende Pflanzen wachsen problemlos unter der Photovoltaikanlage. Diese kann übrigens auch in steileren Winkeln angebracht werden, was die Pflanzfläche wiederum vergrößert. In der Schweiz ist diese Praxis längst üblich.

Doch nicht nur horizontal, auch vertikal lassen sich Gebäude begrünen. Eine Fassadenbegrünung bindet ebenfalls CO2 und kühlt nicht nur die Umgebung, sondern in heißen Sommern auch die Innenräume, wohingegen sie im Winter eine natürliche Wärmedämmung bietet. Je nach Möglichkeit kann die Fassadenbegrünung boden- oder wandgebunden sein. Bei einer bodengebundenen Begrünung wurzeln die Pflanzen im Boden, die dann an der Fassade hochklettern. Der Bewässerungsaufwand ist dabei gering und, wenn überhaupt, allenfalls in Zeiten großer Trockenheit notwendig. Etwas aufwändiger ist die wandgebundene Begrünung, die dort zum Einsatz kommt, wo kein bepflanzbarer Boden an der Fassade zur Verfügung steht. In diesem Fall werden die Pflanzen an der Wand angebracht, sie müssen dann regelmäßig bewässert und gedüngt werden.

Angesichts dieser Vorteile gibt es keine nennenswerte Gründe, die gegen eine sofortige Umsetzung sprechen. Die Stadt Hamburg wird schon bald eine Solardach- und Gründachpflicht einführen. In unserer Stadt ist in jüngster Vergangenheit manches schiefgelaufen. Der Platz der alten Synagoge wurde wider besseres Wissen zu einem städtischen Backofen umgestaltet und auch die Neubauten des Studierendenwerks an der Sundgauallee stehen da als rohe Betonklötze, sie bieten aber viel Begrünungspotenzial, wobei damit gleich der architektonischen Eintönigkeit entgegengewirkt wäre. Der Wille bei der Stadt ist allerdings vorhanden. Und jeder, der die Möglichkeit hat, kann seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Abschließend noch ein Blick auf die Kosten: Für eine Dachbegrünung fallen je nach Ausgestaltung 2 bis 12 Euro pro Quadratmeter an, für eine Fassadenbegrünung sollte man mit 15 bis 40 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Kosten allerdings amortisieren sich mit der Zeit durch geringere Heizkosten aufgrund der Wärmedämmung und bei Solardach durch Ertragssteigerung der Photovoltaikanlage durch den Kühlungseffekt. Schon dadurch profitiert man ganz direkt. Und es kommt noch besser: Mit dem Förderprogramm GebäudeGrün hoch³ erstattet die Stadt Freiburg bis zu 50 % der Kosten. Es lohnt sich also.

Dachbegrünung in den Gutleutmatten (Foto: K.-H. Krawczyk)
Dachbegrünung am Güterbahnhof (Foto: K.-H. Krawczyk)
Negativbeispiel Sundgauallee. Hier wäre eine Fassadenbegrünung in jeder Hinsicht von Vorteil (Foto: K. U. Müller)