Hier die Rede unserer FL-Stadträtin Gerlinde Schrempp (Fraktionsgemeinschaft FL/FF im Gemeinderat am 10.05.2016 zum Aufbau eines integrierten Mobilitätsmanagement in Freiburg (hier: Baustein öffentliches Fahrradverleihsystem, Drucksache G 16/042):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
FL/FF stimmt dem Punkt 2 des Beschlussantrages ausdrücklich zu, den Punkt 1 nehmen wir zur Kenntnis und machen die Zustimmung von dem Ergebnis der unter 2 aufgeführten Prüfung abhängig. Damit geben wir auch unsere Verwunderung zum Ausdruck, warum zunächst der Aufbau eines Fahrradverleihsystems mit 55 Stationen in Freiburg beschlossen werden soll und als nächstes die Verwaltung beauftragt wird, Prüfung und Aufbau dieses Systems vorzunehmen. Eigentlich müsste das doch umgekehrt ablaufen, zumal mit diesem Fahrradverleihsystem zusätzliche Kosten für die Stadt im sechsstelligen Bereich pro Jahr zu erwarten sind.
Wir lehnen ein Fahrradverleihsystem keineswegs ab, im Gegenteil, es kann – wie in der Drucksache beschrieben – ein Teilprojekt des integrierten Mobilitätsmanagements in der Fahrradstadt Freiburg sein.
Aber jetzt bin ich auch schon bei den kritischen Punkten. Laut Statistik gibt es in jedem Freiburger Haushalt mehrere Fahrräder. Vor allem Studierende nutzen ihr eigenes Fahrrad und bei Gesprächen habe ich nur ungläubiges Kopfschütteln erlebt, dass Studierende auf ein solches keineswegs kostenfreies System zurückgreifen würden, um von einem Hochschulbereich innerhalb der Stadt zu einem anderen zu gelangen. Auch fahrradaffine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen ihr eigenes Rad, denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass eine Radstation sich gerade in der Nähe ihres Arbeitsplatzes befindet. Auch Klinikbesucher oder Begleitpersonen von Patienten im Klinikumsbereich – häufig Ortsunkundige – steht ein hervorragendes Straßenbahnnetz in unmittelbarer Nähe zur Verfügung – im Uniklinikumsbereich, im Bereich Kliniken in der Hauptstraße, im Bereich Josephskrankenhaus, Lorettokrankenhaus oder Diakoniekrankenhaus, weshalb sollte diese angesprochene Personengruppe nicht die Straßenbahn nutzen, um z.B. in die Innenstadt zu gelangen.
Wir sehen Bedarf für Touristen, Messebesucher, eventuell Jugendherbergsgäste. Aber wären hier nicht eher die Hotels, die FWTM oder das Jugendherbergswerk gefragt, Fahrräder zur Verfügung zu stellen?
Ein weiterer Punkt, den wir sehr kritisch sehen ist die Errichtung dieser geplanten 55 Stationen. Im Verkehrsausschuss wurde bereits geklagt, dass viel zu wenige Fahrradparkplätze zur Verfügung stehen. Eine Lösung dieses Problems konnte im Ausschuss nicht gefunden werden, weil bekanntermaßen Plätze nicht erweiterbar sind. Wie sollen also weitere 55 Stationen mit zwischen fünf und zehn Fahrradplätzen bei der bestehenden Platznot eingerichtet werden?
Zusammengefasst meinen wir, dass vor der Einrichtung dieses Fahrradverleihsystems eine sorgfältige Prüfung der angesprochenen Probleme vorangehen muss. Die bisherigen Ergebnisse der Machbarkeitsstudie haben uns noch nicht überzeugt.