„Einknicken vor dem Lobbyismus“

Für „Die Grünen“ sind die Aussagen von Gerlinde Wax, die nach 40 Jahren Parteizugehörigkeit nun ihren Austritt erklärte, ein Offenbarungseid. Sie meint zum Zustand der Partei: „Heute muss ich einmal mehr feststellen, dass das grundsätzliche Ziel der Grünen, nämlich der Lebensschutz auf diesem Planeten, offenbar im Bewusstsein und im Handeln dieser Partei faktisch nicht mehr existiert.“ Ein vernichtendes Urteil für eine Partei, die sich „grün“ nennt.

Gerlinde Wax war 1979 Gründungsmitglied der Freiburger Grünen und wurde gleich darauf, 1980, in den Freiburger Gemeinderat gewählt, dem sie fünf Jahre lang angehörte. Sie gehörte also zum Urgestein der Grünen, hat viele Funktionen in der Partei wahrgenommen und sitzt heute im Gemeinderat ihrer jetzigen Heimat Buchenbach. Sie würde sich selbst als „eher zu den Realos und nicht zu den Fundamentalisten“ zählen, so meint sie. Und sie verstand früher ihre Partei in erster Linie als „parlamentarisch verlängerten Arm der Bürgerinitiativen“.

Heute, so Gerlinde Wax, hätten sich „Die Grünen“ auf den Lobbyismus eingelassen und ihre Prinzipien verraten. Dieses „Einknicken vor dem Lobbyismus“, speziell der Bauindustrie, ist auch klare Politik der Grünen im Freiburger Gemeinderat. Ergebnis dieser Politik in Freiburg in den letzten Jahren war: Die Vernichtung vieler Grünflächen, die Abholzung vieler Bäume, der Beschluss eines Mega-Stadtteils auf den letzten Ackerflächen Freiburgs, die Vernichtung von Wiesen und Waldstücken, die Dezimierung des letzten Kaltluftreservoirs und der Magerrasenfläche im Wolfswinkel zugunsten eines neuen Stadions, die Vernichtung vieler Gärten und Kleingartenanlagen durch Innenverdichtung, der Abriss vieler renovierbarer Gebäude zugunsten von Neubau etc. etc. – Alles mit den Stimmen und auf Betreiben „Der Grünen“ und eines grünen (heute abgewählten) Bürgermeisters.

Als „parlamentarisch verlängerten Arm der Bürgerinitiativen“ ist deshalb 2013 Freiburg Lebenswert (FL) gegründet worden und versteht sich bis heute so. FL konnte das Vakuum füllen, das „Die Grünen“ hinterlassen haben und konnte viele enttäuschte, langjährige Mitglieder und Wähler dieser Partei an sich binden. Die Grünen müssen sich nun fragen, wie lange sie mit dem Verrat ihrer Prinzipen und der Täuschung der Wähler durch das „Grün“ in ihrem Namen noch fortfahren wollen. Denn, so Gerlinde Wax in der Badischen Zeitung (BZ) vom 24.07.2020: „Lobbyismus ist nur eine kultivierte Form der Korruption.“

Siehe in der BZ: https://www.badische-zeitung.de/nach-40-jahren-kehrt-gerlinde-wax-gruenen-den-ruecken–189019340.html

Protest gegen den Bauwahn der Grünen in Freiburg (Foto: W. Deppert)
Auf dem Gelände des geplanten neuen Stadtteils Dietenbach sollen – entgegen städtischer Zusagen vor dem Bürgerentscheid und mit Zustimmung der Grünen – nun doch über 3.700 Waldbäume gerodet werden. (Foto: BI Pro Landwirtschaft)
Im Gegensatz zu den Grünen in Freiburg, wenden sich andere Ortsverbände gegen den fortwährenden Flächenfraß, so wie hier in München (Foto: K.-H. Krawczyk)

Siehe dazu auch: Klimagerecht Bauen und Wohnen nach Corona

Und: BDA fordert: „Bauen muss vermehrt ohne Neubau auskommen!“