Der Langmattenwald muss erhalten bleiben!

Pressemitteilung vom 02.12.2020

Der Wald, so wie wir ihn kennen, bietet uns Menschen kostenfrei seine wichtigsten Funktionen an. Er schützt uns vor Gefahren, speichert das für die Umwelt schädliche CO2 und sein Holz kann regional als nachwachsender Rohstoff zum Beispiel für den Möbel- und Hausbau genutzt werden. Wir können uns in ihm frei bewegen und seine entspannende Wirkung erspüren. Tiere beobachten und Pflanzen bestaunen. Wir Menschen müssen gerade im Hinblick auf den Klimawandel und im Rahmen der Umweltvorsorge und zum Schutz des Gemeinwohls dafür Sorge tragen, alles für seinen Erhalt zu tun! 

Auch Forstexperten sind alarmiert:
Der Wald im Dietenbach muss als Ganzes erhalten bleiben!

Dies hat, bei einer von Freiburg Lebenswert unter Einhaltung der geltenden Coraonaregeln durchgeführten Waldbegehung, deren erste Vorsitzende Hilke Schröder, von Beruf selbst Försterin, den interessierten Teilnehmenden erklärt. Mit dabei waren FL-Stadtrat Wolf-Dieter Winkler, aber auch Andreas Roessler, Vorsitzender des BürgerInnenvereins Rieselfeld, und Vertreter der Bürgerinitiativen.

FL-Waldbegehung im Langmattenwald auf dem Dietenbach-Gelände (Foto: M. Managò)

Die Waldstücke entlang der Mundenhofener Straße werden, wenn der neue Stadtteil Dietenbach tatsächlich gebaut wird, zwischen diesen beiden Stadtteilen liegen. Und genau diese Lage, macht sie so besonders schützens- bzw. erhaltenswert. „Denn das, was uns dieser Wald an dieser Stelle alles bietet, kann nicht durch sogenannte Ausgleichsmaßnahmen oder Wiederaufforstung an anderer Stelle ersetzt werden“, so Hilke Schröder.

Das Besondere an diesem kleinen Wäldchen ist, dass sich beim Eintauchen in den Wald bereits nach nur wenigen Schritten das Gefühl einstellt, direkt im Wald zu sein. Die Erholungswirkung tritt hier sofort ein und die damit verbundenen Vorteile für den menschlichen Organismus sind schnell für jedermann spürbar. Er gleicht Extreme wie Hitze und Kälte, starken Wind, zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit und intensive Sonneneinstrahlung aus. Daher ist dieser Wald auch als Erholungswald 1a ausgewiesen, also als Wald mit sehr großer Bedeutung für die Erholung im urbanen Umfeld, und somit sind dessen Wirkungen und Leistungen hinsichtlich ihrer Gemeinwohlleistung dokumentiert.

In einer im Frühjahr 2020 von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und dem Städtischen Forstamt Freiburg durchgeführten Erhebung, wurden die Bürgerinnen und Bürger Freiburgs über die Bedeutung des Waldes als Erholungsraum während der Corona-Pandemie, bzw. während des Lockdowns befragt. Der Wald biete neben der Möglichkeit sich darin zu bewegen und etwas für die Gesundheit zu tun (98 Prozent), ein Ort der Ruhe und des Rückzugs (74 Prozent) aber und das insbesondere für jüngere Befragte, auch die Möglichkeit soziale Kontakte zu pflegen (58 Prozent). Für 91 Prozent der befragten Freiburger Bürgerinnen und Bürger, diente der Freiburg Wald zu Beginn der Corona-Maßnahmen der Bewältigung psychischer Belastungen.

„Wenn ich daran denke, dass hier im Rieselfeld um die 10.000 Einwohner leben und diesen Wald aufsuchen, wie wird dies erst werden, wenn nochmals 15.000 Dietenbacher hinzukommen. Dann müsste der Wald eigentlich größer statt kleiner werden!“ äußerte ein Teilnehmer, der bei der Waldbegehung dabei war.

Die geplante Reduzierung der bisherigen Waldfläche bereitet auch der Försterin Hilke Schröder große Sorge. Der Wald biete auch noch weitere gesundheitsrelevante Aspekte wie Luftreinhaltung und Lärmreduktion und die, vor allem für das Freiburger Klima besonders wichtige, Abkühlungswirkung für die angrenzenden Stadtteile Rieselfeld und Dietenbach. „Doch wenn der Wald an so vielen Stellen durch Fällungen aufgerissen und vielfach auf nur noch 30 m tiefe Streifen reduziert wird, dann schwächen wir die noch verbleibenden Bäume so stark, dass diese als intaktes Ökosystem Wald so nicht überleben werden“, so Schröder.

Försterin Hilke Schröder bei einer gesunden, alten Eiche im Langmattenwald auf dem Dietenbach-Gelände (Foto: M. Managò)

Diese Waldstücke dienen uns in niederschlagsarmen Zeiten, wie wir sie in den letzten Jahren kennengelernt haben, als Wasserspeicher und verbessern die Qualität des Grundwassers. Im Zusammenhang mit den Klimafolgenanpassungsstrategien versuchen viele Städte ihre Grün- und Wasserinfrastruktur als „Schwammstädte“ zu erhalten und auszubauen, um so für eine dringend notwendige Abkühlung in ihren Städten zu sorgen. Und hier, in der „Green City“, sollen Teile der bestehenden Waldfläche abgeholzt und dadurch so geschwächt werden, dass sie immer mehr austrocknen und mehr oder weniger zu Müllstreifen verkommen.

„Für Dietenbach muss kein einziger Baum gefällt werden.“ Dies versprach vor dem Bürgerentscheid 2019 der für die Projektleitung Dietenbach zuständige und ehemalige Leiter des Freiburger Baurechtsamt Rüdiger Engel und wurde selbst in diversen überregionalen Zeitungen, beispielsweise in der „Augsburger Allgemeine“ vom 22.2.2019, so zitiert. Nun will man davon nichts mehr wissen.

Freiburg Lebenswert kritisiert die waldschädigende Vorgehensweise bei der Planung des neuen Stadtteils. „Der Mindestabstand vom Wald zur Bebauung beträgt laut Landesbauordnung 30 Meter, das entspricht etwa einer Baumlänge, damit im Falle eines Sturms keine Gefahr vom Wald auf die Häuser ausgeht.“ erklärt Schröder. Dies macht, zum Schutz der Häuser, also durchaus Sinn. Da die Häuser jedoch bis an die jetzige Waldgrenze gebaut werden sollen, muss dieser Abstand auf Kosten der Waldfläche und des noch verbleibenden Baumbestandes wiederhergestellt und es müssen Bäume gefällt werden.

In Anbetracht der Tatsache, dass nur noch 20 % der Waldflächen in Baden-Württemberg ungeschädig ist und weltweit Menschen erkennen, wie wichtig der Wald für unsere Gesundheit und unser Fortbestehen ist und Bäume pflanzen, umso weniger nachvollziehbar ist es, dass die Stadt Freiburg mit Unterstützung der Grünen den Wald und die Bäume opfert, statt sie zu erhalten.

FL-Waldbegehung im Langmattenwald auf dem Dietenbach-Gelände: Försterin Hilke Schröder mit Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (Foto: K. Langosch)