Denkmalschutz statt geschichtsvergessener Funktionsarchitektur

Denkmalschutz vor unbeständiger Tristesse (Foto: M. Managò)

Die Probleme in den Städten scheinen überall die gleichen zu sein. Ein Gastbeitrag von  Iris Wenderholm, Dozentin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, in der FAZ vom 14.02.2018 zeigt deutlich, wie die Situation in Hamburg ist. Ein Umgang mit dem Stadtbild durch Abriss historischer Gebäude, der die Identität der Stadt gefährdet bzw. zerstört. Ihre Beschreibung erinnert sehr stark an Freiburg und ihre Argumente gegen diesen „Skandal“ (wie sie den aktuell geplanten Abriss des Deutschlandhauses bezeichnet) erinnert an die Diskussionen die wir hier in Freiburg auch geführt haben, als ein Abriss denkmalgeschützter und denkmalwürdiger Gebäude nach dem anderen anstand.

Es geht in Hamburg um den geplanten Abriss des von den jüdischen Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld entworfenen und 1929 fertiggestellten Deutschlandhauses , in dem einst der Ufa-Palast mit dem zu seiner Zeit größten Kinosaal Europas untergebracht war. Es handle sich um ein, „aus bautechnologischer Perspektive in jedem Fall zu schützendes Gebäude“.

Die Autorin schreibt dazu: Wer heute über Fragen des „kulturellen Erbes“ spricht, wird kaum dessen Bedeutung für ein gemeinschaftsstiftendes Miteinander bestreiten. Umso erstaunlicher ist, wie robust im Bereich des Städtebaus – zumal unter den Bedingungen des überhitzten Immobilienmarktes – die Öffentlichkeit immer wieder von der Mitsprache ausgeschlossen wird.“ Und sie fragt: „Wie anders ist es sonst zu erklären, dass im Herzen Hamburgs jetzt der Abriss eines historisch und städtebaulich bedeutenden, identitätsstiftenden Bauwerkes beschlossene Sache zu sein scheint, ohne Beteiligung der Hamburger Bürger, ja geradezu an ihnen vorbei?“

Wie in Freiburg argumentiert die Kulturbehörde, man habe „keine Handhabe“ gegenüber der Investoren-Gruppe, die „aus Kapazitätsüberlegungen und aufgrund veränderter ‚heutiger Anforderungen moderner Nutzer‘ einen Neubau bevorzugt. Das Gebäude stehe nicht unter Denkmalschutz, da es kriegsbeschädigt war und in den siebziger und achtziger Jahren nicht denkmalgerecht umgebaut wurde. Zu keinem Zeitpunkt wurde daran gedacht, eine der national bekannten Ikonen des Neuen Bauens unter Denkmalschutz zu stellen.“

Das was Stadtplaner und Investoren stattdessen planen und bauen bezeichnet die Expertin als „ein zunehmend verglastes, lediglich Investorenwünschen folgendes, geschichtsvergessenes Konglomerat von Funktionsarchitektur“, die „eine Illusion von Stadt abgeben soll“. Und sie plädiert für „architektonische Nachhaltigkeit“, für die Wahrung des „gemeinsamen Kulturerbes“ und für die „denkmalgerechte Wiederherstellung“ solcher identitätsstiftender Gebäude einer Stadt.

Siehe: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/skandal-abriss-des-deutschlandhauses-in-hamburg-geplant-15447035.html

Eines der ältesten verbliebenen Häuser der Stadt, das Ratsstüble, stand unter Denkmalschutz, wurde aber dennoch so lange leer stehen gelassen, bis es angeblich nicht mehr zu retten war.