Am 17. November 2020 veröffentlichte die Badische Zeitung (BZ) einen Artikel über die neu gegründete „Klimaliste“, in der sich junge Menschen, vor allem aus der Bewegung „Fridays for future“ (FFF), engagieren und nun im März 2021 zur Landtagswahl antreten möchten. Mit der Kandidatin Samira Böhmisch (23), die sich im Wahlkreis Lörrach für die Klimaliste zur Wahl stellen wird, hat die BZ gesprochen.
Die Aussagen, die Frau Böhmisch in dem Beitrag macht, erinnern uns sehr an die Anfangsjahre von Freiburg Lebenswert (FL). Da ist von dem „Ohnmachtsgefühl“ die Rede angesichts der Tatenlosigkeit der Politik und vom Nicht-gehört-werden. „Ich will später sagen können, dass ich alles versucht habe, dass das Leben lebenswert bleibt“, sagt Frau Böhmisch. Und: „Wir sind die erste Partei, die sich aus Notwehr gegründet hat.“
Tatsächlich waren wir mit FL damals in der gleichen Situation: Wir sahen uns als Bürger zügelloser Innenverdichtung und dem Wegfall vieler Grünflächen und Gärten in der Stadt ausgesetzt. Bäume wurden ohne jede Bedenken gefällt und den Bauinvestoren wurde fast immer freie Hand gelassen. Ökologische Aspekte, Stadtklima oder Stadtbild standen hinten an und über unsere Einsprüche (oder über die der Bürgervereine) wurde in der Regel hinweggegangen. Ein OB Salomon konnte noch sagen, „wer Bäume sehen will, soll doch in den Schwarzwald gehen“ und er wünsche sich „noch viel mehr Bauunternehmer wie Unmüßig“, die „auf Teufel komm raus bauen“ könnten. Solche Aussagen würde heute wohl niemand mehr machen.
Inzwischen hat sich Gott sei Dank einiges geändert. Im Ton ein wenig, im ökologischen Bewusstsein auch gelegentlich, aber leider noch nicht im grundsätzlichen Denken und – angesichts des Klimawandels – in der notwendigen Konsequenz. Nach wie vor werden die letzten landwirtschaftliche Flächen sowie Waldstücke mit vielen alten Bäumen für einen neuen Megastadtteil geopfert, oder es werden die letzten Frischluftschneisen für andere Bauvorhaben und den Bau eines neuen Stadions geopfert.
Deshalb sind wir uns mit FFF und der „Klimaliste“ einig: Ein grundsätzliches Umdenken ist notwendig. Die Zeiten des ewigen Wachstums sind vorbei. Wir müssen uns auf eine Zeit des „Postwachstums“ einstellen – global, überregional, aber gerade auch in unserer Stadt!
Siehe auch: https://freiburg-lebenswert.de/der-forderungskatalog-von-fff-fuer-freiburg/
Kein Wunder, dass „die Klimaliste, den Grünen ihr Kernthema streitig macht“, wie die BZ schreibt. Schließlich werden fast alle oben genannten Klimasünden mit Zustimmung der Grünen im Freiburger Gemeinderat vorangetrieben und abgesegnet. Ein konsequentes Umdenken kommt hier nur in Sonntagsreden vor, nicht im politischen Handeln.
Siehe dazu auch: https://freiburg-lebenswert.de/einknicken-vor-dem-lobbyismus/