BZ berichtet über Sternwaldstraße nach Pressemitteilung von FL

Hatte uns die Badische Zeitung auf eine Pressemitteilung nach den Baumfällungen in der Sternwaldstraße Ende Februar 2021 noch mitgeteilt, nicht mehr über das Bauprojekt berichten zu wollen, erschien nun auf unsere kürzliche Pressemitteilung ein ausführlicher Bericht über die aktuelle Entwicklung. Das war auch angebracht, zu schwerwiegend waren die Vorwürfe gegen den Investor und die Baufirma: Nicht nur wurde für den Zugang zum Grundstück auch Teile des Nachbargrundstücks beschädigt, auch wurden Anwohner, die sich verständlicherweise beschwerten, von Mitarbeitern der Baufirma bedroht.

Bereits 2021 wurde munter auf dem Nachbargrundstück gerodet (Foto: M. Müller).

Investor Peter Halm weist die Vorwürfe zum Großteil zurück. Auf BZ-Anfrage erklärte er, die Baufirma habe „versehentlich einen kleinen Teil des Nachbargrundstücks“ gerodet. Dies sei ein „grober Fehler“ gewesen, für den er sich bei den Eigentümern entschuldigt habe. Auch die Baufirma weist jegliche Schuld von sich, kein Mitarbeiter habe jemals Anwohner bedroht. Der Firmenchef überlegt nun, Strafanzeige wegen Verleumdung zu stellen. „Der Grundstücksentwickler“, so die BZ, habe hingegen mitgeteilt, die Bauarbeiter seien körperlich von Anwohnern angegangen und aggressiv gefilmt worden. Er habe allerdings eingeräumt, dass die Bauarbeiter fälschlicherweise fünf Obstbäume, die auf dem Zufahrtsweg der Baustelle standen, umgepflanzt hätten. „Die beiden Bauherren“ hätten sich enttäuscht über die ganze Aufregung gezeigt. Gerne würden sie im Einvernehmen mit den Anwohnern handeln, jedoch sei schon vor Baubeginn jeglicher Gesprächsversuch abgeblockt worden. Dabei würden sie familiengerechte Wohnungen bauen und Nachverdichtung sei auch politisch gewünscht. „Das geht nur, wenn alle zusammen eine gewisse gegenseitige Toleranz aufzeigen und nicht zu sehr polemisieren“, so der Bauherr.

FL-Vorstandsmitglied und Anwohner Peter Vogt hat die BZ bereits kontaktiert und auf ein paar inhaltliche Fehler im Artikel aufmerksam gemacht. So sind „die beiden Bauherren“ der Sternwaldstraße 7 und 9 ein und derselbe. Auch gehört ihm die Firma der Grundstücksentwicklung. Keineswegs wurden die 5 Obstbäume umgepflanzt, tatsächlich wurden diese Bäume zusammen mit einem Nuss-, Ahorn und einem Magnolienbaum gefällt, was laut Bundesnaturschutzgesetz verboten war.

Überdimensionierte Klötze werden die Natur bei den Gründerzeit-Häusern verdrängen (Foto: K. U. Müller).

Was die vom Investor geforderte Toleranz anbelangt, sind dessen Erwartungen äußerst hochgesteckt. Welche Toleranz würde er seinerseits aufbringen, wenn auf seinem Grundstück in der Schweiz „versehentlich ein kleiner Teil“ gerodet würde? Und was die Gesprächsbereitschaft anbelangt, muss er wohl zuallererst sich selbst hinterfragen. So hat ein Dialog mit den Anwohnern niemals stattgefunden. Diese wurden mit einem überdimensionierten Entwurf konfrontiert und werden von nun an mit diesen baulichen Hinterlassenschaften leben müssen. Trotz zahlreicher Einwände sahen es weder die Stadt noch der Bauherr als nötig an, einen runden Tisch einzuberufen, der vielleicht am Ende bessere Ideen hervorgebracht hätte. Die Anwohner stellen klar, dass sie generell nichts gegen die Schaffung von bezahlbaren und „familiengerechten“ Wohnungen haben. Sie wenden sich lediglich gegen diesen Wohnraum, der mit 10.000 Euro pro Quadratmeter vermarktet wird und baulich in keiner Weise in die Umgebung passt.

In einer Stadt, die nach wie vor auf Neubau ohne Grenzen setzt, mag der Investor mit seiner Einschätzung, eine Nachverdichtung sei politisch gewünscht, richtigliegen. Die Anwohner hingegen wenden sich auch wegen der drohenden Klimakatastrophe gegen diese Naturzerstörung. Die BZ, häufig voll und ganz mit der Stadt auf Baulinie, hat am gleichen Tag ein Interview mit Klimaanpassungsmanagerin Verena Hilgers veröffentlicht. Deren Kernaussage „die Extreme werden zunehmen“, sollte im Baudezernat eigentlich die Alarmglocken klingeln lassen. Falls das noch nicht genügt, ein Artikel in der BZ am 17.7.2022 behandelt die aktuelle Hitzewelle in Südbaden. Dort liest sich: „Die Bepflanzung der Stadt mit großkronigen Bäumen als „stromfreie Klimaanlagen“ gehört dazu, kühlendem Wind darf der Weg nicht verriegelt werden…“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Höchste Zeit, beim Bauen die Bremse zu ziehen.