Anfrage zum Hitzeschutz am Droste-Hülshoff-Gymnasium

Zum Hitzeschutz am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Freiburg-Herdern hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 24.2.2024 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Mitte der 1990er Jahre wurde vom Gemeinderat entschieden, das zur Hälfte schon generalsanierte Kepler-Gymnasium (KG) an der Habsburgerstraße abzureißen und ein neues „Kepler-Gymnasium“ im Rieselfeld aufzubauen. Beibehalten werden sollte das Droste-Hülshoff-Gymnasium (DHG), ebenfalls in Herdern gelegen. Schon damals wurde diese Entscheidung von vielen als Schildbürgerstreich gesehen. Denn es waren bereits 20 Mio. DM in die Sanierung des verkehrsgünstig gelegenen KG geflossen und mit weiteren 20 Mio. DM wäre das Gebäude auf allerneustem Stand gewesen. Stattdessen verkaufte die Stadt das Grundstück für 40 Mio. DM, um den städtischen Haushalt für ein Jahr ausgleichen zu können. Im Nachhinein erwies sich diese Entscheidung noch als viel schwerwiegender, als damals gesehen. Denn die Sanierung des DHG in den Jahren 2006 bis 2009 kostete die Stadt dann 16,5 Mio. € oder 33 Mio. DM. Sie hatte durch diese unsinnige Entscheidung also 13 Mio. DM oder 6,5 Mio. € verloren. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Während im KG mit seinen dicken Mauern auch im Sommer halbwegs angenehme Temperaturen herrschten, entwickelt sich das DHG im Sommer immer mehr zu einem Backofen. Im Jahr 2005 wurde ein Klimaschutzverein (KSV) am DHG ins Leben gerufen, dessen 1. Vorsitzender ich damals war. Neben dem Bau von drei Photovoltaikanlagen war bereits damals ein Thema des KSV immer auch die sommerliche Hitzebelastung im DHG.

Nun hat sich nach jahrelangem vergeblichem Bemühen der Schulleitung aufgrund der Verschärfung des Problems die „Initiative Hitzeschutz“ gebildet aus Schülern, Eltern und Lehrkräften. Die Initiative hat sich an mich gewandt mit der Bitte um Unterstützung des Anliegens. Ich gebe hier im Folgenden das mir zugesandte Schreiben weitgehend im Original an Sie weiter:

Das Droste-Hülshoff-Gymnasium (DHG) im Stadtteil Herdern ist jährlich während der Sommermonate stark überhitzt. Die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen leiden zunehmend stark unter der Hitzelast, im vergangenen Jahr bereits ab Mai. Hintergrund: das DHG wurde 1963 vom Architekturbüro Behnisch & Partner geplant und unter Leitung des Architekturbüros Hotz Freiburg von 2006 – 2009 saniert. Dabei war laut Matthias Hotz das DHG die letzte Schule in Freiburg, bei der im Zuge der Sanierung keine Belüftung eingebaut wurde. Das DHG hat keinen außenliegenden Sonnenschutz an Fassaden und nur eingeschränkt an den Fensterflächen. In Kombination mit fehlender Belüftung führt dies zur extremen Hitzesituation im Gebäude. Das Architekturbüro Behnisch & Partner hat das architektonische Urheberrecht inne, was bei der Sanierung berücksichtigt wurde. Seit Auftreten der Hitzeproblematik wird das architektonische Urheberrecht seitens Gebäudemanagement als Begründung für die Verhinderung von baulichen Hitzeschutzanpassungen angeführt, so die Schulleitung.

Nach Beratung der Initiative durch einen Anwalt für Bau- und Urheberrecht und der Architektenkammer Stuttgart sei das architektonische Urheberrecht nachrangig zur Gebäudefunktionalität zu behandeln: die Funktionalität des Schulgebäudes ist während der Hitzemonate nicht gewährleistet.

Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung hinsichtlich Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit werden regelmäßig nicht eingehalten (vgl. www.baua.de/DE/Angebote/Regel-werk/ASR/ASR.html). Der Personalrat des DHG hat sich diesbezüglich im vergangenen Herbst bereits an das Regierungspräsidium gewandt, ohne Resonanz bisher.

Die SMV des DHG brachte beim jährlich stattfindenden „Jugendforum.komm“ im Haus der Jugend am 27.06.23 bei Bürgermeisterin Buchheit sowie den anwesenden GemeinderätInnen das Thema „Hitze an Schulen“ bereits ein. Die GemeinderätInnen nahmen das Thema mit in die Fraktionen und Ausschüsse. Bisher gibt es aus diesen Gremien und von Bürgermeisterin Buchheit laut der „Initiative Hitzeschutz“ keine Resonanz.

Im letzten Sommer war auf der Sonnenseite der Schule bereits spätestens ab der 4. Unterrichtsstunde kein regulärer Unterricht mehr möglich. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Übelkeit sind Folgen und führen zu regelmäßigen Abmeldungen vom Unterricht. SchülerInnen nehmen gehäufte Toilettengänge in Anspruch, um abzukühlen.

Der Schulleitung wurde nun ein Schließdienst für die frühen Morgenstunden ermöglicht, welcher Durchzug und damit teilweise Abkühlung bringen soll. Erste Erfahrungen zeigen, dass damit eine minimale Verzögerung der Überhitzung gewonnen werden kann.

Die Maßnahme ist zu begrüßen, stellt jedoch keine dauerhafte Lösung dar. Das Gebäude hat weiterhin einen schlechten außenliegenden Sonnenschutz und keine Belüftung, was während der Sommermonate zunehmend zur Aufheizung des Gebäudes führt und die Problematik während der Hitzemonate immer weiter verschärft.

Gesammelte Messdaten aus dem vergangenen Jahr zeigten regelmäßig überhöhte Temperaturen und Luftfeuchte. Die Vergleichbarkeit dieser Daten war noch nicht gegeben, da Messschwankungen vorkamen. Im kommenden Sommer sollen erneut regelmäßig verwertbare Messungen erhoben werden.

Soweit das Schreiben der „Initiative Hitzeschutz“, die nach Rücksprache mit der Schulleitung um dringliche Maßnahmenplanung seitens der Stadt Freiburg bittet, was ich als Stadtrat gern aufnehme und weitergebe.

Der KSV hatte damals unter meinem Vorsitz beispielsweise vorgeschlagen, Photovoltaik-Module über den Fenstern anzubringen, um die Sonneneinstrahlung auf die Fenster im Sommer zu reduzieren. Dies wurde mit dem Hinweis auf das von der „Initiative Hitzeschutz“ bereits angeführte Urheberrecht des Architekten abgelehnt. Als zweiter Grund wurde angeführt, dass die PV-Module wegen ihrer Überkopfanbringung entsprechend gegen Glasbruch gesichert sein müssten, was damals noch nicht marktreifer Stand der Technik war. Inzwischen sind aber beide Ablehnungsgründe offensichtlich hinfällig.

Daher nun hier meine Fragen:

1) Welche Maßnahmen gedenkt die Stadt zu ergreifen, um diesem untragbaren Zustand der sommerlichen Hitzebelastung am DHG ein baldiges Ende zu bereiten?

2) Ist die schon damals vom KSV vorgeschlagene Fenster-Verschattung durch PV-Module eine von hoffentlich mehreren möglichen Lösungen?

Vielen Dank für die zeitnahe Beantwortung der Fragen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)