Zu der Baumfällaktion am Dorfbach in Haslach, die viel Protest hervorgerufen hat, hat Ulrich Glaubitz folgenden Leserbrief verfasst und an die Badische Zeitung (BZ) geschickt. Wir möchten diesen Brief hier gerne hier veröffentlichen und damit all unseren Lesern zugänglich machen:
Es ist lobenswert, daß die BZ über den Protest und die Empörung der Bürger anläßlich der massiven Baumfällungen der letzten Wochen und Monate berichtet und auch den sprachkritischen Kommentar eines Bürgers erwähnt, der die Fällaktion in Haslach zutreffend als „Denaturierung“ bezeichnet. Die Einlassungen der Vertreter der Stadtverwaltung, zitiert im BZ-Artikel „Renaturierung mit Säge“ vom 5.3.2016, sollten aber nicht unkommentiert stehen bleiben. Darum dieser Leserbrief.
Man habe der Bürger „Resonanz unterschätzt“ sagt Matthias Heigold vom GuT. Das ist nun wirklich wenig glaubwürdig, wenn man bedenkt, daß bei Planungen mit Bürgerbeteiligung (z.B. ZAK in Betzenhausen) über das Thema Baumfällungen bis kurz vor dem Anwerfen der Kettensäge nicht gesprochen wird. Nein: Das Gegenteil ist richtig: Die Verwaltung weiß genau, wie unpopulär Baumfällungen sind; deshalb versucht sie, solche Planungen möglichst nur ganz diskret in die öffentliche Debatte zu geben.
Der Haslacher Dorfbach sei in seinem jetzigen Zustand „ein totes Gewässer“, weil für Fische „Stufen im Bachbett“ ein Hindernis seien und „Kleinstlebewesen“ sich „nicht wohl“ fühlten. Auch diese unbegründeten Behauptungen können nicht überzeugen, wenn man sich vor Ort begibt und den Bach in Augenschein nimmt. Schön wäre es auch, wenn sich die Verantwortlichen um die etwas größeren Lebewesen, uns Bürger nämlich, ebenso sorgten. Die Bäume erhalten unsere Atemluft, die durch steigenden Verkehr und Klimawandel bedroht ist. Der Slogan auf den Wahlplakaten der Grünen „Wir erhalten, was uns erhält“ sei hiermit unserem OB aufs Butterbrot geschmiert.
Auch der Hochwasserschutz muß als Argument herhalten, ein kleines Brücklein sei „häufig nicht passierbar“. Von Haslacher Bürgern hört der Schreiber dieser Zeilen das Gegenteil: Maßlos übertrieben.
Mit dem Satz „Die Bäume hätten im Weg gestanden – und wären sowieso verfault, weil sie durch den neuen Bachlauf nasse Füße bekämen“ wird Thomas Lindinger vom GuT zitiert. Dieser Standpunkt birgt nun aber eine Arroganz, die den Bürger zornig macht. Es ist höchste Zeit, daß in Freiburg eine effiziente Pflanzenschutzsatzung geschaffen wird, die solche selbstherrlichen und zerstörerischen Projekte der Verwaltung vereitelt. Für die Fraktionen im Gemeinderat besteht Handlungsbedarf, weil das GuT in seiner aktuellen Verfassung die Natur im Stadtgebiet nicht schützt sondern preisgibt. Es ist auch offensichtlich, daß die ungute Verquickung von G „Garten“ und T „Tiefbau“ im GuT aufgelöst werden sollte, damit zwei separate Ämter ihre naturgemäß unterschiedlichen Interessen transparent in der öffentlichen Debatte vertreten können.
Fassungslos ist der Bürger jedoch, wenn er jetzt zur Kenntnis nehmen muß, daß das Projekt am Haslacher Dorfbach, für das 500.000 EURO (!) an Steuergeldern ausgegeben werden, als „ökologischer Ausgleich“ für den Naturflächen-Verbrauch beim Bau des neuen Rathauskomplexes im Stühlinger dienen soll. Wie soll man da nicht vom Glauben abfallen! Freiburg Green City, sagen die Werbefuzzis vom Rathaus. Freiburg Black Town, sagt die betonierte Wirklichkeit.
Ulrich Glaubitz