Zum Thema „Öffentliche Straßenbeleuchtung“ (Drucksache G-20/007) hatte Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 30. Juni 2020 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede vorbereitet. Aus Zeitgründen hat er sie dann aber nicht gehalten. Der Vollständigkeit wegen, möchten wir sie trotzdem hier dokumentieren:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Die Aussagen dieser Vorlage zur städtischen Straßenbeleuchtung sind ein Lichtblick. Innerhalb von knapp 20 Jahren wurde der jährliche Energieverbrauch von über 12 Mio. kWh auf weniger als 7 Mio. kWh nahezu halbiert. Und das bei einer Zunahme der Leuchten von rund 17.000 auf rund 20.000 Stück. Und das ist offensichtlich noch nicht das Ende der Einsparung. Durch weiteren Austausch von schon recht sparsamen Natriumdampf-Leuchten gegen die noch sparsameren LED-Leuchten sind laut Vorlage weitere 60% Stromeinsparung und damit eine weitere CO2-Minderung in den nächsten Jahren möglich. Also was die öffentliche Straßenbeleuchtung betrifft, hat die Verwaltung unter Franz Bühler gute Arbeit geleistet. Durch besser auf den Straßenraum ausgerichtete Leuchten wurde auch die Lichtverschmutzung reduziert. Und durch die Änderung des Lichtspektrums der Leuchten wurde auch dem Insektenschutz mehr Aufmerksamkeit gezollt. Also diesbezüglich läuft seitens der Stadt alles zufrieden stellend. Sie geht mit gutem Beispiel voran.
Ich will aber an dieser Stelle auch nochmal darauf hinweisen, dass es im industriellen, gewerblichen und privaten Bereich bezüglich Lichtverschmutzung und Insektenschutz viel weniger gut aussieht. Insbesondere die Geschäfte in der Innenstadt fallen teilweise durch extreme Schaufensterbeleuchtung auf. Dabei werden nachts eben nicht nur die Verkaufsgegenstände angestrahlt, sondern auch gleich noch die öffentlichen Flächen davor. Manche Strahler sind so grell, dass es in den Augen weh tut. Und das Absurde ist, dass die Strahler nicht nur nachts angeschaltet sind, sondern auch tagsüber – auch bei strahlend blauem Himmel! Da werden die Energie und das Geld für die Energie buchstäblich zum Schaufenster raus geworfen, von der CO2-Erzeugung ganz zu schweigen. Und müssen die Hallen in den Gewerbe- und Industriegebieten nachts erleuchtet werden? Reicht da nicht ein Bewegungsmelder, um die Sicherheit zu gewährleisten?
Dabei wird der Anteil der Lichtverschmutzung am Insektensterben häufig unterschätzt. Tierökologen gehen davon aus, dass nach den Monokulturen der Landwirtschaft künstliche Lichtquellen der zweite Hauptgrund des Insektensterbens sind. Milliarden von Insekten verenden jede Nacht an den künstlichen Lichtquellen. Sie verbrennen an heißen Lampen oder sterben vor Erschöpfung beim Kreisen um das Licht.
Wer es mit dem Erhalt der Biodiversität ernst meint, sollte daher ein großes Augenmerk auf Verbesserungen im Lichtbereich richten. Ich will daher nochmal unseren Wunsch nach Einsetzung eines Lichtschutzbeauftragten erneuern. Zusammen mit dem in Kürze verabschiedeten Biodiversitätsstärkungsgesetz der Landesregierung könnte ein solcher Beauftragter zu wesentlichen Verbesserungen auch im nichtöffentlichen Bereich beitragen. Er sollte dann aber auch mit Industrie, Gewerbe, Einzelhandel und Privatleuten Kontakt aufnehmen dürfen, um auf Missstände hinzuweisen. Wir werden daher diesbezüglich in Kürze nochmals einen Vorstoß unternehmen.