Ein interessanter Artikel im SPIEGEL (Nr. 28 vom 04.07.2020) zum Thema Urbanismus am Beispiel von Paris trägt die Überschrift „Adieu, Tristesse!“ und beginnt mit der Feststellung: „Paris, der Sehnsuchtsort, ist für seine Bewohner oft eine Zumutung. Teuer, eng, dicht bebaut, ohne Grün – und glühend heiß im Sommer. Nun soll sich die französische Hauptstadt radikal ändern, um lebenswert zu bleiben.“ Das erinnert uns an Freiburg und unser Programm von „Freiburg Lebenswert“.
Der Artikel im SPIEGEL beschreibt, wie sich die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, gegen erbitterten Wiederstand daran macht, die Stadt zu reformieren: Mehr Grünflächen, mehr Radwege, weniger Autos, weniger Verdichtung, Investoren nicht machen lassen, was sie wollen. Die Corona-Krise gibt ihren Ideen nun neuen Rückenwind. „Weltweit suchen Städte nach Konzepten, das Zusammenleben der Bewohner neu zu organisieren. Und es sieht so aus, als könnte Hidalgo sie ihnen liefern“, schreibt der SPIEGEL. Von einer „ökologischen Transformation” ist in Paris die Rede.
Dabei wird sie unterstützt von dem bekannten britischen Architekten David Chipperfield, der über Paris sagt, was für fast alle größeren Städte gilt: „Die City wird ausverkauft, an Touristen, an Geschäftsleute und Investoren. Deshalb gibt es für mich eine zentrale Frage: Wie können wir nach wie vor Investoren anziehen, aber kontrollieren was sie tun?“ Bisher hätten Bürgermeister so viele Touristen und Bauprojekte wie möglich gewollt. „Die Städte waren Geldmaschienen, eines der letzten Geschäftsfelder, die noch funktionierten. Aber wer will schon in einer Geldmaschine wohnen?“, so Chipperfield im SPIEGEL. Und den Bedenkenträgern entgegnet er: „Vor Corvid-19 sagte jeder, wir könnten die Art, wie wir leben, nicht so schnell ändern. Inzwischen wissen wir, dass das nicht stimmt. Die Pandemie hat unsere Wahrnehmung, was möglich ist und was nicht, total verändert.“
Der Ausverkauf an Lebensqualität fand in hohem Maße und findet bis heute auch in Freiburg statt. Im Gegensatz zu Metropolen wie Paris hält man hier aber eisern am alten, überholten Konzept des ewigen Wachstums und weiterer Verdichtung fest. Und man setzt dabei weiter auf Investoren, denen man das Gelddrucken mit Neubauten, Bürokomplexen und Luxus-Wohnanlagen soweit es nur geht ermöglichen möchte. An der Spitze der Verhinderer einer „ökologischen Transformation“, wie Paris sie durchführen möchte, stehen ausgerechnet „die Grünen“ im Gemeinderat.
Jean-Louis Missika, der in Paris an der Seite der Bürgermeisterin für die Stadtplanung und Architektur zuständig ist, meint am Ende des Artikels im SPIEGEL: „Im Sommer messen wir an der Place de la Concorde bis zu 60 Grad. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir die Stadt verändern müssen, um sie zu retten.“
Hier der Link zu dem (allerdings kostenpflichtigen!) Beitrag bei Spiegel-Online: https://magazin.spiegel.de/SP/2020/28/171875134/index.html
(kostenfrei kann man dort zumindest das Modell für die geplante Fußgängerzone auf der Place de la Concorde bewundern). Ansonsten siehe im SPIEGEL (Nr. 28 vom 04.07.2029).