Wieder ist ein wertvolles Kulturdenkmal in Gefahr abgerissen zu werden. Das im Stil eines Schwarzwaldhauses gebaute Haus in der Wintererstraße 28 in Herdern, das unter Denkmalschutz steht, sei – so der Eigentümer vor Gericht – wirtschaftlich nicht zu renovieren. Mit welchen offensichtlich durchsichtigen Tricks dabei allerdings argumentiert wurde, berichteten uns Zeugen, die bei der Gerichtsverhandlung anwesend waren. Auch die Badische Zeitung (BZ) berichtete darüber.
Bei den Kostenberechnungen wurden vom Eigentümer Summen angesetzt, die jenseits jeder Realität liegen. So wurde eine Gesamtsumme von 2,6 Mio. Euro für Renovierung genannt. Davon allein 400.000 Euro für die Instandsetzung des Gartens und 28.000 Euro jährlich für dessen Pflege! Auf der anderen Seite wurde ein Mietpreis von 9,50 Euro pro Quadratmeter angesetzt, und das für einen (dann renovierten) Altbau in dieser Lage; während an anderer Stelle in der Wintererstraße in der Realität aber bis zu 20 Euro verlangt werden. Kein Wunder, dass die Berechnung der Wirtschaftlichkeit bei derart unrealistischen Zahlen nicht aufgeht.
Man kann nur sehr verwundert und erstaunt darüber sein, wie sich das Gericht durch solche Zahlentricksereien und Scheinargumente überzeugen lassen konnte, die jeder Laie sofort als unrealistisch erkennen konnte. Und man muss sich auch fragen, warum es in Freiburg Bauherren derart leicht gemacht wird, denkmalgeschützte Häuser abzureißen…
Wie wertvoll das Haus auch für die Stadtgeschichte ist, zeigt ein Blick auf seine Historie: Es stammt aus den 1920er Jahren und wurde im Stile eines Schwarzwaldhofs von dem jüdischen Architekten Arthur Levi gebaut, von dem nur noch dieses eine Haus in Freiburg erhalten ist. Auftraggeber war damals der Unternehmer Alfred Soeder, dem unter anderem ein Schuhhaus in der Kaiserstraße (das heutige Salamander-Schuhgeschäft) gehörte. Er ließ es 1924 für seine Tochter bauen, die einen indischen Maharadscha geheiratet hatte. Das Haus gilt als seltener (innerhalb Freiburgs gar als einziger!) Repräsentant des süddeutschen Heimatstils und ist deshalb seit 1982 offiziell als Kulturdenkmal eingetragen. Die Experten des Denkmalschutzes des Regierungspräsidiums berichteten im Mai vor Gericht, dass die typischen Elemente wie die verzierten Holzbalkone oder die Wandvertäfelungen im Inneren sehr gut erhalten sind.
Siehe auch in der BZ: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/alte-villa-in-herdern-darf-trotz-denkmalschutz-abgerissen-werden–115278973.html