Weniger Neubau, bessere Förderung für energetische Sanierung und weniger Bürokratie:  So geht Energiewende

So lautet die Überschrift einer Pressemitteilung des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) vom 11.5.2022. Nicht immer mehr neue Wohnungen bauen, sondern mehr sanieren. PV-Anlagen sollen nur auf sanierte Dächer. Einführung einer zukunftsfähigen Doppelförderung Dämmung/Solar und deutlicher Bürokratieabbau. Das sind die Kernforderungen des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), damit eine Energiewende gelingt.

Freiburg Lebenswert begrüßt die Forderungen des ZVDH und weist erneut darauf hin, dass Neubau extrem klimaschädlich ist. Neue Immobilien sind für 40 % der jährlichen CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Ein Großteil der Emissionen entsteht bereits bei der Erzeugung von Baumaterialien, vor allem Beton, Stahl und Aluminium haben eine schlechte Bilanz. Allein die Zementherstellung sorgt für 8 %. Der Nutzen einer optimalen energetischen Ausstattung von Gebäuden wird durch Neubau komplett zunichte gemacht. Bestehende Gebäude zu nutzen ist daher von wesentlicher Bedeutung. Das Thema Aufstockung durch Dachausbau wurde von FL immer wieder ins Spiel gebracht, von den Baubefürwortern aber stets zugunsten des Bauens auf der grünen Wiese abgetan.

Ebenfalls zu begrüßen ist die Umwandlung von Bürogebäuden in Wohnraum, sofern das Potenzial dafür vorhanden ist. Lediglich die Nutzung von unversiegelten Baulücken muss kritisch gesehen werden. Es kann im Innenbereich nicht alles bebaut werden, da auch kleine Grünflächen bei zunehmender Hitze für ein besseres Stadtklima unabdingbar sind.

Mehr Fassadenbegrünung notwendig (Foto: K. U. Müller).

Auch Karl-Heinz Krawczyk, Stadtrat der Fraktion Freiburg Lebenswert/FürPressemeldung Zentralverband Dachdecker Freiburg von 2014 bis 2019, setzt sich als Dachdeckermeister, Energieberater und Landesinnungsmeister von Baden-Württemberg immer wieder für bessere energetische Standards am Bau ein. So ist es für ihn bei der Sanierung oder Neueindeckung eines Daches ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll, gleich auch eine Solaranlage für Strom und Warmwasser zu montieren. Bei Flachdächern ist Dachbegrünung unbedingt zu empfehlen. Das Grün, das am Boden weggenommen wird, muss am Haus wieder ersetzt werden, so Karl-Heinz Krawczyk. Dachbegrünung und Solaranlagen schließen sich dabei keineswegs aus, im Gegenteil, da die Begrünung für notwendige Kühlung sorgt.

Hier nun einige Auszüge aus der PM des ZVDH:

Neubau ist klimaschädlich (Foto: K. U. Müller).

„Es scheint eine magische Zahl in der Bauwelt geben: 400.000. So viele Wohnungen sollen bis 2024 jedes Jahr gebaut werden. Aber warum eigentlich? Zwei Dinge sprechen dagegen: Seit 2016 werden jährlich um die 300.000 Wohnungen fertiggestellt, mal mehr, mal weniger. Bei den derzeitigen Lieferengpässen, Materialknappheit, explodierenden Baustoff- und Energiepreisen, Container-Stau in Shanghai, noch nicht absehbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges ist es doch unrealistisch zu glauben, diese Zielvorgabe zu erreichen“, meint ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx. Zum zweiten stelle sich die Frage, ob 400.000 Wohnungen tatsächlich so dringend benötigt werden.  Wirtschaftsexperten halten diese Zahl mittelfristig für überdimensioniert. Zwar sei in Ballungszentren der Bedarf auch künftig hoch, allerdings drohe in Kleinstädten und auf dem Land eher ein Leerstand. Was wirklich fehle, sei bezahlbarer Wohnraum.

Der ZVDH sieht die Lösung in einer zweifachen Fördermaßnahme: „Es sollte eine Doppelförderung geben: Neben der bestehenden 20-%-Förderung bei Dämmung der Gebäudehülle noch zusätzlich 25 % Förderung für Solaranlagen. Der Neubau mache laut Auswertungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) seit 2012 nur 5 % des Gebäudebestands, erhalte aber 60 % der Fördergelder, was nicht sinnvoll sei, so Marx.

Laut dem Habeckschen Osterpaket sollen die Rahmenbedingungen für den Ausbau von Photovoltaik-Dachanlagen verbessert und die Vergütung für bestimmte Anlagen attraktiver werden. Aber auch die Kombination von Gründächern und Solaranlagen müsse mehr in den Fokus genommen werden. Begrüßenswert sei der Ansatz von Bauministerin Geywitz, Baulücken zu nutzen, bestehende Gebäude in Innenstädten aufzustocken und Büroräume zu Wohnungen umzubauen. „Das Bestehende zu nutzen ist immer ein guter und vor allem nachhaltiger Weg“, meint Marx.“

Bizarr: Zuerst wird gebaut – und dann wieder abgerissen (Foto: K. U. Müller).

Hier die komplette Pressemeldung des ZVDH als pdf.