Verwaltungsgericht weist Eilantrag des NABU gegen Rodung ab

Baumfällungen im Dietenbachwald können beginnen

Noch vor einem Jahr hatte das Verwaltungsgericht (VG) Freiburg einem Eilantrag des Naturschutzbundes (NABU) gegen geplante Baumfällungen im Dietenbachwald zur Verlegung einer Gasleitung stattgegeben. Das Regierungspräsidium habe nicht ausreichend Alternativen geprüft. Die Stadt Freiburg zog vor den VGH, der zwar der Argumentation der Stadt folgte, allerdings eine fehlende Genehmigung für eine „befristete Waldumwandlung“ (das Wort „Rodung“ wurde tunlichst vermieden) angeprangerte. Damit blieb der Eilantrag zunächst bestehen. Die Stadt beantragte sodann die Genehmigung, welche sie im Juni dieses Jahres auch bekam und beantragte daraufhin die Änderung des Ausgangsbeschlusses des VG vom Oktober 2023. Am 29.10.2024 wurde nun bekannt, dass das Verwaltungsgericht dem stattgegeben und den Eilantrag des NABU abgewiesen hat. Grund: Die vom NABU vorgeschlagene Alternativtrasse beeinträchtige zu sehr die Planung der Stadt.

Die Stadtverwaltung begrüßte den Beschluss des Verwaltungsgerichts, Umweltverbände zeigten sich enttäuscht. Das Bündnis „Wald statt Asphalt“ sprach von einem traurigen Tag für den Artenschutz. „Das Verwaltungsgericht hat der Stadtverwaltung nun das Recht bescheinigt, hektarweise den Lebensraum bedrohter Arten zu zerstören“, so Christian Zissel, Sprecher des Aktionsbündnisses „Hände weg vom Dietenbachwald“. Der Vorsitzende des Freiburger NABU und FL-Mitglied Ralf Schmidt zeigte sich ebenfalls betroffen. Walderhalt sei Gewinn für die Zukunft und gerade in der heutigen Zeit des Klimawandels sei es geradezu ein Anachronismus, den Wald zu roden. Letztendlich müsse man die demokratisch getroffene Entscheidung und nun auch die Rechtsprechung akzeptieren und zur Kenntnis nehmen, dass wir in einer Zeit leben, in der „die Wirtschaftskraft wichtiger ist als die natürlichen Grundlagen“, so Schmidt in einem Interview mit Radio Dreyeckland am 1.11.2024.

Freiburg Lebenswert, stets auf Seiten des Naturschutzes, bedauert ebenfalls den Beschluss des VG Freiburg. Seit 1989 ist die Zahl der Insekten deutschlandweit um 76 % zurückgegangen. Um die Artenvielfalt in Freiburg zu eruieren, hat der Gemeinderat 2019 ein Langzeit-Monitoring beschlossen, dessen Ergebnisse nun vorliegen. Danach ist Freiburg zumindest bei den Pflanzen vergleichsweise artenreich. Was die Artenvielfalt bei Tieren anbelangt, ist die Bilanz jedoch ernüchternd. Leider ist zu befürchten, dass künftige Ergebnisse des Monitorings noch schlechter ausfallen, weil durch diverse Bauprojekte weitere Lebensräume für Tiere und Pflanzen abhandenkommen. Die völlig unnötige Bebauung der Zähringer Höhe dürfte für einen weiteren Rückgang der Artenvielfalt in Freiburg sorgen. Waldrodungen verbessern die Situation ebenfalls in keiner Weise. Da hilft es auch nicht, dass Bäume ersatzweise neu gepflanzt werden. Es braucht Jahrzehnte, bis dadurch ein vergleichbares Gebiet entsteht.

„Es sieht so aus, als ob die Natur uns erst die Grundlagen entziehen müsste, bevor wir umdenken“, so lautet das nüchterne Fazit von Ralf Schmidt bei Radio Dreyeckland. Bedauerlicherweise hat er damit Recht.