Stimmen gegen Bebauung Obergrün übergeben

Eine Interessengemeinschaft (IG) hat mehr als 2600 Stimmen aus einer Online-Petition gegen die Bebauung im Gewann Obergrün an Oberbürgermeister Martin Horn und Baubürgermeister Martin Haag übergeben. Die IG will das Projekt noch kippen, zwar reichen die Planungen Jahre zurück, allerdings habe sich die Situation geändert. So schreite der Klimawandel unaufhaltsam voran.

Nicht nur das. Obergrün ist ein ökologisch wertvolles Kleinod im Westen der Stadt. Es gibt dort seltene Pflanzen- und Tierarten, wie z. B. den Neuntöter, den Bluthänfling, Zaun- und Mauereidechsen oder auch Wildkaninchen, die inzwischen im ganzen Land nur noch selten anzutreffen sind. „Und auch für uns ist es die einzige grüne Fluchtoase“, so eine Anwohnerin, die bei der Unterschriftenübergabe zugegen war. Dann habe die Stadt 2019 ein Klima- und Artenschutzmanifest unterzeichnet. Dieses müsse ernstgenommen werden, so die Forderung von FL-Mitglied Janina Billian, die bei der Unterschriftenabgabe zusammen mit FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler ebenfalls anwesend war.

Die erwartbare Reaktion der Rathausspitze: Die Stadtverwaltung müsse eine Abwägung treffen. „Ich kann die Argumente total nachvollziehen“, so OB Martin Horn, „und wir machen es uns nicht leicht.“ Baubürgermeister Martin Haag meinte dazu „Und hier können wir auf wenig Fläche viele Wohnungen schaffen.“ Auch das sei Klimaschutz.

Angesichts der Tatsache, dass Freiburg einen neuen Stadtteil plant und zusammen mit etlichen weiteren Baugebieten Wohnraum für mehr als 20.000 Einwohner schafft, sind keine Gründe ersichtlich, warum das ökologisch wertvolle Gebiet Obergrün ebenfalls bebaut werden muss. Müsste denn der Wohnraumbedarf mit den geplanten Baugebieten bei keineswegs steigender Einwohnerzahl nicht mehr als gedeckt sein? Der „Klimaschutz“ des Baubürgermeisters ist leider lediglich ein Grünreden einer tatsächlich klimaschädlichen Maßnahme, die auch für die Artenvielfalt im Gewann katastrophale Folgen hat.

Dass bei all den globalen und lokalen Umweltproblemen wie Klimawandel oder Artensterben die Abwägung der Stadtspitze zugunsten des Wohnungsbaus ausgeht, kann nur bedeuten, dass im Freiburger Rathaus niemals eine andere Abwägung getroffen wird. So zeigt es auch die Erfahrung der letzten Jahre oder gar Jahrzehnte. Für Obergrün bringt diese Abwägung viel Zerstörung bei tatsächlich wenig Wohnraum. Auf die klimaschädliche Wirkung des Bauens haben wir in letzter Zeit immer wieder hingewiesen. Die Stadtspitze, vor allem der Baubürgermeister, hätten allen Grund, ihre Haltung zum Klima-, wie auch zum Artenschutz zu überdenken und dies endlich ernsthaft zu betreiben.  

Nein Herr Baubürgermeister, Bauen ist kein Klimaschutz, auch dann nicht, wenn auf kleiner Fläche viele Wohnungen entstehen. Für den Artenschutz ist es besonders schlecht, insbesondere, wenn ein Gebiet eine hohe Artenvielfalt bietet, wie z. B. Obergrün (Foto: K. U. Müller).

Siehe auch: Bericht in der BZ vom 26.6.2022 und einen Leserbrief als Reaktion darauf.