STADT-GESUNDHEIT
Freiburg ist eine der am stÀrksten wachsenden StÀdte Deutschlands.
Die hohe AttraktivitĂ€t hat ihren Preis: Leben in der Stadt erhöht das Krankheitsrisiko! LĂ€rm, Hitze, Feinstaub und Stress in einer verdichteten Stadt sind Belastungen fĂŒr die Gesundheit der Stadtbewohner.
Dazu einige Fakten:
Hitze:
Freiburg ist die wĂ€rmste Stadt Deutschlands. Die sĂŒdliche Lage, umgeben von HöhenzĂŒgen, sorgt fĂŒr ein so starkes Aufheizen in den Sommermonaten, dass es als unangenehm empfunden wird, die LeistungsfĂ€higkeit mindert und gesundheitsgefĂ€hrdend ist. In der Stadt ist die Temperatur höher als im Umland. Die IntensitĂ€t der âWĂ€rme-Inselâ nimmt mit der GröĂe der Stadt zu. Das Stadtklima wird auch vom globalen Klimawandel bestimmt. Meteorologen warnen vor regelmĂ€Ăigen Hitzewellen wie zuletzt 2003, als in Freiburg 40,2° C gemessen wurden. Damals starben in Baden-WĂŒrttemberg ĂŒber 2000 Menschen an den Hitzefolgen.
Die AuĂentemperatur lĂ€sst sich vom Einzelnen kaum beeinflussen. Entscheidend fĂŒr das Wohlbefinden sind jedoch DurchlĂŒftung und Sonneneinstrahlung. Unter einem Baum bzw. in einem Park fĂŒhlen sich 30° angenehm an, in einer StraĂenschlucht oder auf einem Asphaltplatz unertrĂ€glich. Frischluftschneisen, GrĂŒnzonen und Wasser (âgreen and blueâ) sind stĂ€dteplanerische MaĂnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas. Hier mĂŒssen wir von sĂŒdlichen Regionen lernen.
Feinstaub:
So schlimm wie in Peking wird es in Freiburg hoffentlich nie werden. Doch LĂ€rm und Smogbelastung sind auch bei uns Risikofaktoren.
Die Luftverschmutzung fĂŒhrt nicht nur zu einem Anstieg von Lungenerkrankungen, sondern auch von Herzinfarkt und Schlaganfall. Kinder sind besonders gefĂ€hrdet fĂŒr Allergien. Je kleiner die Partikel, umso tiefer können sie in den Körper eindringen. Ein Schwellenwert, unterhalb dessen keine Gefahr besteht, existiert nicht. Bei Hitze steigt die Feinstaubbelastung.
LĂ€rm macht krank!
Er schwÀcht das Immunsystem, schÀdigt Herz-Kreislauf und setzt Körper und Geist unter Stress. Besonders nachts! Ab 55 Dezibel, was einem normalen GesprÀch entspricht, wird der Schlaf gestört. Bei Dauerbelastung steigt das Herzinfarktrisiko. Erstaunlicherweise gilt das auch, wenn einen der LÀrm gar nicht bewusst stört. Neben VerkehrslÀrm findet zunehmend FreizeitlÀrm Beachtung: Menschen reagieren besonders empfindlich auf SprachlÀrm. Freiburg ist eine lebendige, offene Stadt. Die Innenstadt muss aber bewohnbar bleiben.
Stressbedingte Erkrankungen:
StĂ€dter haben ein erhöhtes Risiko, psychisch zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit, depressiv zu werden, ist 40% höher als auf dem Land. Der StĂ€dter ist stressanfĂ€lliger als Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind oder leben: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der sog. Mandelkern (Amygdala) umso aktiver ist, je gröĂer die Stadt, in der die Menschen leben. Diese Hirnregion ist verantwortlich fĂŒr die Bewertung von Gefahren und Entstehung von Angst. Als Ursache von erhöhtem Stress werden LĂ€rm, Hitze, Mangel an GrĂŒn und frischer Luft sowie belastende Arbeitsbedingungen und Mangel an sozialer UnterstĂŒtzung vermutet.
Die Stadtplanung muss gesundheitschĂŒtzend sein:
Um die Stadt in Zeiten des Klimawandels gesund zu gestalten, mĂŒssen Stadtplaner eng mit Umweltexperten und Ărzten zusammenarbeiten:
- Die Frischluftschneisen schĂŒtzen gegen Hitze und helfen, die Luft rein zu halten.
- Gleiche Wirkung haben schattenspendende BÀume und WasserflÀchen.
- Die HĂ€nge mĂŒssen frei gehalten werden, der Boden darf nicht weiter versiegelt werden.
- SchÀdliche LÀrmquellen wie VerkehrslÀrm und nÀchtliche Ruhestörung sind einzugrenzen.
Der Reichtum einer Stadt hĂ€ngt heutzutage vor allem an ihrer LebensqualitĂ€t. Was wĂ€re Manhattan ohne den Central Park â wie viele zusĂ€tzliche Wohnungen in HochhĂ€usern lieĂen sich dort bauen? In den schnell wachsenden Metropolen Asiens, Lateinamerikas und Afrikas wirft die Umweltzerstörung heute gewaltige auch wirtschaftliche Probleme auf.
Freiburg sieht sich als âGreen Cityâ und âHealthy Cityâ. Dieses Kapital ist schnell verspielt, wenn kurzsichtigem Gewinnstreben freier Lauf gelassen wird.
Dr. med. Kerstin Langosch
(MĂ€rz 2014)