SAUBERKEIT

Strategien zur Erhaltung der Sauberkeit und Bekämpfung von Vandalismus in Freiburg

Zwei Probleme, die in Freiburg immer stärker in den Focus treten und immer mehr Kritik hervorrufen sind die Themenbereiche „Sauberkeit“ (Wegwerf-Müll, illegaleMüllhalden und rücksichtslose Verschmutzung) sowie „illegale Graffitis“anHäusern und Wänden in unserer Stadt. Freiburg Lebenswert (FL) tritt hier fürein konsequenteres Durchgreifen, gegebenenfalls auch für höhere Strafen ein, umeiner zunehmende Vermüllung der Stadt Einhalt zu gebieten.

Die „Theorie der zerbrochenen Fenster“ beschreibt, wie ein vergleichsweise harmloses Phänomen der Unordnung zu völliger Verwahrlosungeines Stadtviertels führen kann. Die Abwärtsspirale beginnt mit ein paar Schmierereien an der Wand, etwas Müll auf dem Boden, einem zerbrochenen Fensterin einem leerstehenden Haus oder an einem stillgelegten Fahrzeug. Zeichen wie diese, so die Theorie, bringen schlechtes Verhalten der Menschen zum Vorschein. Wenn die Umgebung signalisiert, dass sich hier niemand um Sauberkeit, Recht und Ordnung schert, eskaliert die Situation. Schmierereien werden mehr, die Kriminalität nimmt zu, ganze Viertel verkommen. In einer Art ursächlicher Abfolge seien dann Unordnung und Kriminalität innerhalb einer Gemeinschaft unentwirrbar miteinander verknüpft.

Vermüllung

Besuchern in anderen Städten, vor allem in Asien, aber auch in vielen anderen Europäischen Städten fällt auf, wie sauber diese im Vergleich zu Freiburg sind: Keine Fast-Food-Pappschachteln auf Plätzen oder in Parks, keine Zigarettenkippen, keine leeren Dosen, keine Flaschen, Papierfetzen aufden Straßen und an deren Rändern oder Haltestellen. Und das, obwohl  z.B. in den Partnerstädten Suwon und Matsuyamain den Parks oder an den Gehwegen so gut wie keine Müllbehälter oderPapierkörbe zu sehen sind. Die Menschen haben offensichtlich ein völlig anderes Verständnis, was die Müllentsorgung oder sogar die Müllvermeidung angeht. Dermöglicherweise entstehende Abfall wird nicht öffentlich entsorgt, man nimmt ihn mit und zeigt Verantwortung für die Umwelt, in der man lebt.

Wir finden dagegen in Freiburg morgens auf Schulhöfenmancher Stadtteile jede Menge leere Wodkaflaschen, die vorhandenen Papierkörbequellen über, am Platz der alten Synagoge machen sich besonders„Einfallsreiche“ die Mühe, ihre Pizzaschachteln oder anderen Abfall in dieRitzen der Holzpanelen der Sitzgelegenheiten zu drücken, obwohl genügend Entsorgungsmöglichkeiten vorhanden sind. Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftmüssen diese regelmäßig auseinandernehmen, um Gestank und Ungezieferbefall in Grenzenzu halten. Die Kaugummientsorgung auf diesem Platz kostet extrem viel Geld undist trotz Spezialmaschinen nicht restlos zu beseitigen. In der Stadt wurde schon oft beobachtet, dass Mitarbeitern der Abfallwirtschaft nach erfolgterReinigung eines Platzes wieder Abfall vor die Füße geworfen wurde, manchmalverbunden mit Bemerkungen, wie „dafür bist Du doch da“! Bemerkenswert ist auch,dass es in unserer Stadt Straßenzüge gibt, in denen keine Mülltrennung vorgenommen wird, obwohl die Geschäftsleitung der Abfallwirtschaft sich intensiv darum bemüht hat.

Wie ist mit solchen Missständen oder Fehlverhalten umzugehen? Bedauerlicherweise wird man wohl in Zukunft in Freiburg aufrestriktive Maßnahmen wie Verhängung von Bußgeldern durch den Ordnungsdienst zurückgreifen müssen, um der Vermüllung des öffentlichen Raums Einhalt zugebieten. Das hat in anderen Städten geholfen und wird sicher auch bei unsnotwendig sein. Auch innovative Maßnahmen, wie sie in Wien durch die„wastewatchers“, aber auch in deutschen Städten angewendet werden, können weiterhelfen.

Erfahrene Abfallentsorger sagen uns, dass gerade im Umfeld von Müllbehältern besonders viel Abfall liegt, obwohl die Behälter keineswegs voll sind. Es ist abzuwägen ob größere oder mehr Müllbehälter zu mehr Sauberkeit führen. Sicher ist das auch vom Standort abhängig. In jedem Fall ist eine neue Strategie notwendig, um ein lebenswertes Freiburg zu erhalten.

Wie ist mit solchen Missständen oder Fehlverhalten umzugehen?

Illegale Graffitti „zeugen eher von Minderwertigkeitsproblemen denn von künstlerischer Begabung der Schmierfinken“ (Foto: Dr. W. Deppert)

Graffiti

In diesen Zusammenhang gehört auch der Themenbereich Graffiti:

2008 wurde im renommierten Fachblatt Science eineStudie veröffentlicht, in der von der Macht von Schmierereien an Hauswändenberichtet wird. Man hatte Flyer an die Lenker von Fahrrädern gehängt und beobachtet, wie viele der Werbezettel auf den Boden geworfen wurden. Waren die Wände sauber, landeten weniger Zettel auf dem Gehweg. Graffiti, verleiteten hingegen dazu, die Straße mit den Zetteln zu vermüllen.

Die oben erwähnte „Theorie der zerbrochenen Fenster“ sollten uns dazu verleiten, darauf zu achten, den weiteren Niedergang zu verhindern, Schmierereien an Wänden und Müll auf dem Boden sofort zu beseitigen undzerbrochene Fenster sofort zu reparieren. Ähnliches lässt sich übrigens anSchulen feststellen. Je verwahrloster sie sind, umso weniger zeigen die SchülerInteresse, ihre Schule zu „erhalten“. Auch hier nimmt der Vandalismus rapide ab, wenn die Gebäude saniert und sauber sind. Ein Plädoyer für Schulsanierungen!

Dass legale, künstlerisch wertvolle Graffiti auch positiv wirken können, zeigt sich an dem Haus in der Wiehre. Das dort aufgesprayte vollflächige Fassadenbild mit seinen Blumen- und Tiermotiven erfreut die Passanten. Viele unschöne Mietskasernen in Freiburg könnten so mit legalen Graffiti verschönert werden. Nicht akzeptabel sind jedoch Tags, reine Signaturkürzel, die in großer Zahl auf möglichst vielen Häusern platziert werden und eher von Minderwertigkeitsproblemen denn von künstlerischer Begabungder Schmierfinken zeugen. Einher geht damit ein erheblicher Wertverlust des besprühten Objekts. Häufig ist es so, dass frisch renovierte Flächen gleich wieder beschmiert werden.

 Freiburg Lebenswert spricht sich daher bei illegalenGraffiti für eine Nulltoleranzstrategie aus.

Plakat aus der Schweizer Gemeinde Horgen (Foto: Prof. Klaus Rückauer)