Am 10.12.2024 hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler folgende Rede zur UEFA Frauen-Euro 2029 (Drucksache G24/211) gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Gerne wird ja bei Großveranstaltungen wie einer EM (Europameisterschaft) von einer Umwegrentabilität gesprochen, also dem wirtschaftlichen Nutzen, der indirekt durch eine solche Veranstaltung entsteht. Die hohe Wertschöpfung ist ein oft gehörtes Argument für ein solches Ereignis, das in diesem Fall auch Oberbürgermeister Horn bemühte. Aber stimmt denn das? Unisono hört man jedenfalls von Seiten der Wirtschaft, dass keine echte Wertschöpfung entsteht.
Welche Verlautbarungen kommen aus anderen Städten? Ca. 21 Mio. € hat beispielsweise München insgesamt für die diesjährige Männer-EM ausgegeben. „Natürlich ist es kein Geschäft für uns als Stadt“ gibt OB Reiter zu, „aber für den Imagewert von München ist es eigentlich unbezahlbar“. Man meint OB Horn zu hören. Dagegen äußert der Bayrische Handelsverband, dass von einer EM-Euphorie keine Rede sein kann. Und die Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft schließt, dass auf das Gesamtjahr gesehen durch die EM keine relevanten gesamtwirtschaftlichen Effekte eingetreten sind. Auch der Bayrische Dehoga äußert sich sehr verhalten: Es kommt zu Verdrängungseffekten und die Umsätze stiegen nicht automatisch. Da reiht sich die gestrige Stellungnahme des Dehoga Baden-Württemberg gut ein, in der er eine EM-Teilnahme Freiburgs ablehnt. Also, das Ganze scheint eher ein Strohfeuer zu sein. Im Vorfeld werden TV-Geräte, Beamer, Grill-Artikel usw. gekauft. Auch die Übernachtungszahlen steigen während der Spiele natürlich, aber danach pendelt sich alles wieder auf ein Normal ein. Langfristige Effekte? Fehlanzeige!
Wirklich ärgerlich ist aber, dass wir die Katze im Sack kaufen müssen und keine Ahnung haben, welche Kosten im Millionenbereich auf die Stadt zukommen. Bei der Gaskugel hat man wegen der angeblichen Kostenrisiken die Reißleine gezogen. Und hier sollen wir viel höhere Kostenrisiken abnicken?
Die UEFA, der Europäische Fußballdachverband und Ausrichter der Europameisterschaft, hat dieses Jahr nach eigenen Angaben mit mehr als 1,7 Mrd. € den wohl größten Gewinn bei einer Männer-EM gemacht, durch Einnahmen aus dem Verkauf von Medienrechten, Sponsoringverträgen und Tickethandel. Sie zahlt voraussichtlich 65 Mio. € an Steuern. Das entspräche bei diesem Gewinn einem Steuersatz von gerade mal rund 3,8 %.
Wieso also kommt die UEFA nicht für die entstehenden Kosten auf, die für sie ja nur Peanuts sind? Auch wenn ich, wie viele andere aus meinem Umfeld, eine Frauen-EM gerne in Freiburg sehen würde, kann ich nicht guten Gewissens der Vorlage zustimmen. Ich lehne daher eine EM-Teilnahme und damit die Vorlage ab!
Als Antwort auf Stadtrat Heger (CDU), der die Breitensportinvestitionen der UEFA als deren soziales Engagement hervorhob:
Herr Heger, es ist unbestritten und bekannt, dass die UEFA Geld für den Breitensport ausschüttet. Aber gehen wir mal von zehn Austragungsorten aus, dann könnte sie doch jeder dieser zehn Städte die geschätzten 5 Mio. € zur Verfügung stellen, insgesamt also 50 Mio. €. Das wären bei dem diesjährigen Gewinn von 1,7 Mrd. € knapp 3 %. Da bliebe immer noch sehr viel Geld für den Breitensport übrig!