Am 10.12.2024 hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler folgende Rede zur Klimaschutzbilanz (Drucksache G24/157, 166) gehalten:
Sehr geehrter Herr OberbĂŒrgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Die Freiburger Klimaschutzbilanz ist mehr als ernĂŒchternd. Von Klimaschutz weitgehend keine Spur. Eine Steigerung der Erzeugung regenerativen Stroms von 2015 bis 2021, also in sechs Jahren, um gerade mal ein Prozent, von etwa sieben auf etwa acht Prozent, ist ein Offenbarungseid. 2022 hat ausgerechnet der russische Angriffskrieg die SchlafmĂŒtzigkeit beendet. Nun liegen wir bei einem Wert von knapp 10 % regenerativen Stroms, wĂ€hrend es deutschlandweit bereits rund 60 % sind.
Nun könnte man meinen, dass die selbsternannte grĂŒne Stadt wenigstens in anderen Bereichen Vorreiter ist. Aber auch da Fehlanzeige. GrundsĂ€tzlich gilt Baurecht vor Baumschutz wie uns beinahe tĂ€glich vorgefĂŒhrt wird, zuletzt in der ElsĂ€sserstraĂe oder auf der Eichhalde, wo Ende November auf rund 400 mÂČ alle BĂ€ume gefĂ€llt wurden, um einem ĂŒberdimensionierten Klotz Platz zu machen. Ganz zu schweigen von Dietenbach. Auch hier wurden am Wochenende erste Schneisen in den Dietenbachwald geschlagen, obwohl man leicht durch Umplanungen der StraĂenbahnfĂŒhrung und bei den GebĂ€udehöhen den Langmattenwald in GĂ€nze hĂ€tte erhalten können. Selbst ihre hervorragende Eigenschaft als CO2-Senke schĂŒtzt die BĂ€ume in Freiburg nicht vor der KettensĂ€ge, wĂ€hrend gleichzeitig die Beschleunigung des Klimawandels durch den CO2-Anstieg in der Druckvorlage mit KrokodilstrĂ€nen bejammert wird. Dazu passt die heutige Schlagzeile, dass 2024 die 1,5Grad-Marke gerissen wird.

Die Freiburger Nachhaltigkeitsziele wie Erhalt des Waldbestandes, der biologischen Vielfalt und naturnaher Ăkosysteme, letztere sogar mit der Forderung zur Wiederherstellung, werden weitgehend ignoriert. Die vor wenigen Jahren im Nachhaltigkeitsbericht noch erhobene Forderung bis 2030 die Versiegelung von naturnahen und landwirtschaftlichen FlĂ€chen auf null zu bringen, wurde inzwischen durch die nichtssagende Forderung nach einem âschonenden Umgangâ mit der Ressource Boden ersetzt. Und selbst dieses massiv verwĂ€sserte Ziel wird stĂ€ndig ignoriert. Denn neben Dietenbach wartet noch rund ein Dutzend weiterer Baugebiete auf seine Realisierung auf der âgrĂŒnen Wieseâ.
Angesichts des massiven Artensterbens, der unĂŒbersehbaren Auswirkungen des Klimawandels und des realitĂ€tsfernen irrsinnigen Weiterso im Baubereich kann ich nur BaubĂŒrgermeister Haag zustimmen, der in der BZ so zitiert wird: âAber jeder muss sich fragen, mit welchem moralischen Anspruch man solche Wahnsinnsaktionen durchfĂŒhrtâ. Das werden sich kĂŒnftige Generationen sicher auch fragen und die heutigen wachstumsgeleiteten, bauwĂŒtigen Generationen ob ihrer Ignoranz ökologischer Handlungsnotwendigkeiten verfluchen.

