Projekt steht vor dem Aus – Stadt sieht zu großes Risiko
Es sah so gut aus für den einzigartigen Industriebau. Im Sommer 2024 kam die Zusage, dass die Stadt für die Gaskugel drei Millionen Euro aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ bekommen sollte. Nun aber zog die Stadtverwaltung die Notbremse und wird doch keinen Fördermittel-Antrag stellen. Damit ist das das Projekt, die Gaskugel zum Kulturort umzubauen, gescheitert. Zu groß waren die Bedenken, vor allem im Hinblick auf Zeitplan und Kostenexplosion. Heftige Kritik kam aus Reihen des Gemeinderats.
Auch Freiburg Lebenswert bedauert diese Entwicklung und sieht in dem Verzicht auf die Fördermittel eine vertane Chance, den Bau mit neuem Leben zu füllen und damit für die Freiburger Bürgerschaft ein einzigartiges Kulturangebot zu schaffen. Dabei bleibt ein fahler Beigeschmack, denn die Begeisterung bei der Stadt über die Zusage des Fördermittel war äußerst überschaubar. Offensichtlich hatte man nicht mit der Förderung gerechnet und bringt nun eine Reihe von Bedenken an, um den Rückzieher zu begründen.
Am 26.11.2024 hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler folgende Rede zur Gaskugel (Drucksache G24/201) gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Ein breites Netzwerk fachkundiger Personen unter der Leitung der Stiftung BauKulturerbe entwickelt ein schlüssiges Konzept wie die denkmalgeschützte Gaskugel künftig kulturell genutzt werden könnte. Im April 2024 reicht die Stadt dieses Konzept zwecks Bundesförderung beim Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ein. Von 117 eingereichten Projekten werden aber gerade einmal 17 Projekte für eine Förderung ausgewählt. Aber was man fast nicht für möglich gehalten hätte: Als einziges förderwürdiges Projekt aus Baden-Württemberg wird zur allgemeinen Freude der Gaskugel-Initiatoren ihr Projekt ausgewählt. 3 Mio. € werden vom Bund in Aussicht gestellt, mehr als 2/3 der Projektsumme.
Und dann müssen wir uns im gemeinderätlichen Bauausschuss am 6.11.2024 vom Leiter des APS (Amt für Projektentwicklung und Stadterneuerung) in epischer Ausführlichkeit anhören, warum die Entwicklung des Projektes bis zum Jahr 2028 überhaupt nicht zu stemmen sei und dieses überhaupt viel zu viele Risiken berge. Und man hätte die detaillierten Unterlagen bereits Anfang November einschicken müssen. Der Termin sei somit jetzt verstrichen.
Allerdings teilte mir der Geschäftsführer der Stiftung BauKulturerbe gestern mit, dass der späteste Abgabetermin der 19.11.2024 gewesen wäre, man also durchaus noch Zeit für die Abgabe gehabt hätte. Zumal seitens der Stiftung der Zeitplan bis 2028, dem Jahr, in dem laut Förderbedingungen das Projekt abgeschlossen sein muss, minutiös erstellt war. Auch alles andere wie der äußerst detaillierte Kosten- und Finanzierungsplan lagen fix und fertig vor. Überhaupt muss man doch feststellen, dass die Entscheidungsgremien in Berlin wohl kaum einem Projekt eine Chance geben würden, dessen Konzept nicht hieb- und stichfest ist. Wieso wird also von der Stadt ein Projekt torpediert, das eine breite stadtgesellschaftliche Zustimmung erfährt, angefangen von der Hochschule für Musik über die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild bis hin zur AFB, der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Bürgervereine? Würde man bei Dietenbach dieselben Kriterien anlegen, müsste dessen Bau sofort gestoppt werden, wo doch allein die Kostenerhöhungen bei der Leitungsverlegung von 15,4 Mio. € das über Dreifache des Gaskugelprojekts ausmachen. Ich billige daher das Vorgehen der Verwaltung nicht und lehne die Vorlage ab.