Rede zum Thema Dachausbau

Zum Thema „Dachausbau“ (Drucksache G-20/130) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 30. Juni 2020 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!

In den letzten Jahren wurde das Dachausbaupotential Freiburgs vom Baudezernat und allen voran vom Leiter der Projektgruppe Dietenbach konsequent klein geredet. Allenfalls wenige hundert Wohnungen wären möglich und alle viel zu teuer zu realisieren. Dagegen gingen die Dietenbachgegner immer von weit mehr Wohnungen aus. Diese ermittelten – wohlbemerkt unbezahlt, in ihrer Freizeit – ein Potential von rund 4.000 Wohnungen. Insofern ist es gut, dass wir nun endlich eine wissenschaftlich fundierte Potentialanalyse vorliegen haben. Und siehe da: Es wurden 1.800 bis 3.200 mögliche neue Wohnungen durch Dachentwicklung festgestellt. Und das sind nur die Wohnungen, die relativ leicht umzusetzen sind. Wohnungseigentümergemeinschaften oder kleinere Gebäude privater Eigentümer, die in ihrer Anzahl nicht zu unterschätzen sind, wurden in der Studie gar nicht berücksichtigt. Man kann also unbedenklich davon ausgehen, dass die Dietenbachgegner mit ihrer kostenlos ermittelten Schätzung recht nahe an der Wirklichkeit liegen.

Der GdW ist der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Seine 15 Mitgliedsverbände haben rund 3.000 Mitgliedsunternehmen aus der Wohnungswirtschaft. Sie repräsentieren zusammen einen Bestand von ca. 6 Mio. Wohnungen, das entspricht rund 17 % des gesamten bzw. 30 % des Mietwohnungsbestandes in Deutschland. Und dieser GdW stellte bereits 2018 zu Dachaufstockungen fest: „Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand: Aufstockungen bestehender Gebäude können einen entscheidenden Beitrag zur Lösung der Wohnungsnot vor allem im innerstädtischen Bereich leisten. Das Wohnangebot im Quartier wird verbreitert, was die soziale und demografische Mischung begünstigt. Energetisch optimierte Aufstockungen verbessern zudem die Energieeffizienz des gesamten Hauses – ein wesentlicher Aspekt mit Blick auf die Erreichung der Klimaziele 2050. Auch fallen keine Grundstückskosten an, es wird kein zusätzliches Bauland benötigt und Grünflächen bleiben unversiegelt.“

Meine Damen und Herren, es ist schon peinlich für die selbsternannte Green City, dass der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft offensichtlich zukunftsweisender und ökologischer argumentiert als die Verantwortlichen in der Freiburger Stadtverwaltung und im Freiburger Gemeinderat. Hier in Freiburg wird immer noch das Bauen auf der grünen Wiese propagiert, als könnte das Wachstum der Menschheit auf dem endlichen System Erde auf Kosten von Fauna und Flora immer so weitergehen wie bisher.

Dabei könnte gerade bei Dachaufstockungen der Baustoff Holz verstärkt zum Einsatz kommen, da Massivbauweise aus statischen Gründen oftmals nicht möglich ist. Damit wäre auch der Kohlenstoff, den die Bäume über das CO2 aufgenommen hatten, der Atmosphäre langfristig entzogen. Die Stadtbau hat es bei ihren Mietshäusern in der Belchenstraße vorgemacht. Und bei der Gelegenheit wurden die Dächer gleich noch komplett mit Photovoltaik belegt, eine Energieform, die nicht nur weiter für eine CO2-Minderung sorgt, sondern auch den Mietern über das Mieterstrommodell zugutekommt.