Rede zum Energiebericht des Gebäudemanagements

Für die Sitzung des Gemeinderats am 20. Oktober 2020 hatte Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) zum Thema Energiebericht des Gebäudemanagements 2019 (Drucksache G-20/185) folgende Rede vorbereitet, die er dann allerdings nicht gehalten hat. Aufgrund von Corona war man im Ältestenrat übereingekommen, die Sitzung kurz zu halten. Dennoch möchten wir unseren Lesern auch diese Rede hier zur Kenntnis geben:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Im GMF sind beim Sachgebiet Allgemeiner Hochbau 25 Menschen beschäftigt. Im Sachgebiet Technische Anlagen sind es zehn bei der Versorgungstechnik, acht bei der Elektrotechnik und gerade mal vier beim Energiemanagement. Insofern verwundert es nicht, dass der Energiebericht des GMF äußerst ernüchternd ausfällt.

Symptomatisches Beispiel für eine nicht angemessene Berücksichtigung von Energiebelangen ist die Situation im RiS (Rathaus im Stühlinger), das als Netto-Plusenergiegebäude konzipiert war. Bei einem solchen Gebäude sollte die jährliche Energiebilanz einen positiven Wert annehmen, d.h. durch das Gebäude sollte mehr Energie gewonnen werden, als von außen bezogen wird. Insofern irritiert es, dass im Energiebericht die Rede davon ist, dass lediglich 20 % der Wärme durch den fossilen Energieträger Erdgas bereitgestellt werden musste. Eigentlich sollten es ja 0 % sein. Offensichtlich konnten sich die Energiefachleute dem Architekten gegenüber nicht durchsetzen. Denn die Gebäudefassade erfüllt mit Sicherheit nicht die Anforderungen eines Plusenergiehauses. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich Büroangestellte über kalte Zugluft in ihren Büros beschweren. Die im RiS angebrachten Deckenstrahler erzeugen zwar theoretisch durch Strahlungswärme eine angenehmere Wärme, allerdings verlieren sie diesen Vorteil, wenn sie die über die Fassade eindringende Kälte nicht kompensieren können. Wenn beispielsweise die Fenster nicht die Vorgaben der notwendigen Wärmedämmung erfüllen, dann wären Konvektoren unter den Fenstern die bessere Variante gewesen, um kalte Zugluft zu verhindern. Die Folge ist nun, dass die an den Fenstern entstehende Kaltluft nach unten sinkt und die Angestellten kalte Füße bekommen. Die versuchen dies dann mit ihren privaten Heizstrahlern auszugleichen, was wiederum den Stromverbrauch erhöht und die Plusenergiekonzeption des Gebäudes erst recht konterkariert.

Ein weiterer Schwachpunkt ist der unzureichende Windfang beim Bürgerservice im Erdgeschoss. Zwar existieren bei den beiden Eingängen jeweils zwei hintereinanderliegende Türschleusen. Bei hohem Publikumsverkehr sind aber beide Schleusen geöffnet. Ist das dann noch bei beiden Eingängen der Fall, ist dem Durchzug im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor geöffnet und lässt die Mitarbeiter in den Service-Rondellen frösteln. Hier wäre mindestens eine Prallwand unmittelbar nach der jeweils zweiten Schleuse eine sinnvolle Investition gewesen. Vermutlich wurde auch auf diese aus ästhetischen Gründen verzichtet, weil ja dann die Besucher rechts und links um die Wand hätten herumgeführt werden müssen.

Erschreckend gering ist auch der Autarkiegrad beim elektrischen Strom. Bei der Netto-Autarkie wird nur der Strom berücksichtigt, der zum Betrieb des Gebäudes notwendig ist. Wegen des hohen Strombedarfs im RiS konnte die auf Dach und Fassade angebrachte Photovoltaikanlage in 2018 statt 100 % des für den Betrieb des Gebäudes benötigten Stromes gerade mal 43 % erzeugen. Darin dürften die von den Angestellten privat betriebenen Heizlüfter ziemlich sicher noch nicht mal eingerechnet sein, was man eigentlich müsste, da diese Energie ja für die Beheizung des Gebäudes bestimmt ist. Rechnet man noch den Strom dazu, der für die nutzerspezifischen Verbräuche wie beispielsweise für die  Computer der Mitarbeiter benötigt wird, so liegt der Autarkiegrad sogar bei nur 29 %.

Das Ganze zeigt, dass bei der Konzeption des RiS die Expertise von Energiefachleuten weitgehend außen vor geblieben sein muss. Ich führe das auf die fehlende Weisungsbefugnis der Energieleute gegenüber Architekten und Bauleuten anderer Gewerke und vor allem auf die geringe Personalstärke des GMF im Energiebereich zurück.

Nach dem Ifeu-Institut muss Freiburg jährlich 6% CO2 einsparen, um seine ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen – 60 % CO2-Reduzierung bis 2030 und 100% bis 2050. Wir brauchen also unbedingt mehr Personal im GMF, aber auch stadtweit, um unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Nach meiner Einschätzung ist der Personalschlüssel für Energiefachleute in der Stadtverwaltung völlig unzureichend.

Nebenbei bemerkt: Peinlich ist bei diesen unbefriedigenden Sachverhalten im RiS, dass sich die Stadt am 19. September 2020 von Eurosolar den Deutschen Solarpreis verleihen ließ in der Kategorie Solare Architektur und Stadtentwicklung. Da wäre es sicher angebracht gewesen, die nun geplanten Nachbesserungen abzuwarten.

Wegen des hohen Strombedarfs im RiS konnte die auf Dach und Fassade angebrachte Photovoltaikanlage in 2018 statt 100% des für den Betrieb des Gebäudes benötigten Stromes gerade mal 43% erzeugen. (Foto: Pixabay)

Die zweite Rede, die W.-D. Winkler am 20.10.2020 gekanten hat (zum Thema Flüchlinge) ist bereits in unserem Beitrag https://freiburg-lebenswert.de/redebeitraege-von-stadtrat-dr-winkler-am-29-09-2020-im-gemeinderat/ enthalten.

Siehe zum Thema Flüchtlinge aus Griechenland auch unsere Pressemitteilung vom 18. September 2020: https://freiburg-lebenswert.de/fl-ist-fuer-die-aufnahme-von-fluechtlingen-aus-griechenland/

Der Migrationsdruck entsteht nicht nur durch Krieg sondern auch, weil die Menschen in Nahost oder Afrika aufgrund des Klimawandels ihre Existenzgrundlage verlieren. Millionen Menschen werden in Zukunft aufgrund des Klimawandels auf der Flucht sein. (Foto: Pixabay)