Zu Dietenbach (Drucksachen G-24/136, 135, 144, 165) hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler am 26.11.2024 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!
Ich kann in die gerade vorgetragene Lobpreisung zu Dietenbach nicht einstimmen. In unserer heutigen Zeit mit einem weltweit beängstigenden Verlust an fruchtbaren Ackerböden durch Übernutzung bzw. Dürren und Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels zerstören wir hier in Freiburg diese wertvollen Ressourcen mutwillig, als gäbe es kein Morgen. Und warum? Damit unser OB freudestrahlend verkünden kann, dass er so noch mehr amerikanische Firmen nach Freiburg locken kann?
Der Selbstversorgungsgrad für Nahrungsmittel in Deutschland liegt bei rund 80 %, Tendenz abnehmend. Für die Freiburger Region liegen die Werte über alle Nahrungsmittel gemittelt noch darunter. Will heißen, dass es bei eskalierenden globalen Krisen wie Kriegen und Klimawandel, die für uns hier in Freiburg momentan noch weit weg zu sein scheinen, zu bedrohlichen Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung kommen wird. Wenn wir alle Freiburger Baugebiete, worunter Dietenbach und Zinklern nur die größten sind, noch zusätzlich der Landwirtschaft entziehen, dann haben wir künftig zwar ein komfortables Wohnungsangebot für die Wachstumsphantasien unseres OB, aber auch das immer größer werdende Problem, die Bewohner dieser Wohnungen, und nicht nur die, mit Lebensmitteln versorgen zu müssen. Erst gestern habe ich mit einem Winzer und Landwirt aus Bischoffingen über Dietenbach geredet. Er benannte klipp und klar unser aller Problem. Nämlich, dass wir es seit Jahrzehnten als Selbstverständlichkeit ansehen, jederzeit alles im Supermarkt kaufen zu können. Auf eine Versorgungskrise seien wir überhaupt nicht vorbereitet. Das finge schon damit an, dass Lagerhaltung von Lebensmitteln wegen der ständigen Verfügbarkeit völlig aus der Mode gekommen sei. Und Dietenbach sei wegen des großflächigen Ackerbodenverlustes eigentlich nicht mehr hinnehmbar. Ähnlich kritisch äußerten sich auch andere Landwirte, mit denen ich geredet habe.
Und ich will ein weiteres Problem benennen, das es mir nicht erlaubt, Dietenbach euphorisch zu bejubeln, und das ist die intransparente Finanzierung. In der nächsten Gemeinderatssitzung am 10.12.2024 beschließen wir die Kosten- und Finanzierungsübersicht zu Dietenbach. Müsste diese Vorlage den heutigen Beschlüssen nicht vorgeschaltet sein? Und in ihr steht dann nebulös, dass wir in der Spitze im Jahr 2031 436 Mio. € vorfinanzieren müssen und Finanzierungskosten in Höhe von 128 Mio. € entstehen. Und mit diesen kargen Angaben zu Millionenbeträgen wollen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, allen Ernstes diese Vorlagen hier beschließen. Da wünsche ich eine gute Reise. Ich lehne die Vorlagen ab!