Wer gehofft hat, 2025 hätte Freiburg mit seiner wenig erbaulichen Tradition gebrochen, stadtbildprägende Häuser abzureißen, wurde wie jedes Jahr eines Besseren belehrt. Gerade wurde der Altbau in der Okenstraße 21 in Herdern abgerissen (Titelbild). Wenig erfreulich ist auch der Abriss des Altbaus in der Basler Straße 36 a in der Wiehre. Dieses typische wiehremer Hinterhofhaus wurde bereits im Januar abgebrochen, die Bauarbeiten für den Neubau haben jüngst begonnen.
Die beiden Neubauten in der Okenstraße bekommen wenigstens einen Sockel und ein Walmdach, so dass man sagen kann, es ist architektonisch schon schlimmer gekommen in Freiburg. Unnötig zu erwähnen, dass die Neubauten deutlich größer sind als der Bestandsbau, was massive Baumfällungen zur Folge hatte. Zu befürchten ist zudem, dass damit weiteren Abrissen und einer Bebauung der Gartenbereiche Tür und Tor geöffnet ist, wie FL bereits am 23.6.2023 in einer Anfrage an die Stadt hinwies. Doch solche Befürchtungen sind bei den Verantwortlichen der Stadt bekanntermaßen nicht vorhanden.
Äußerst schlechte Architektur wird uns derweil in der Basler Straße 36 a serviert. Der Investor bejubelt in höchsten Tönen die Ästhetik seines Baus, der sich allerdings nur an den beiden wenig gelungenen Nebenbauten und ansonsten in keiner Weise an die wiehretypische Gründerzeit- Architektur anpasst. Und die Aussage „auf einem schön gelegenen Grundstück in 2. Reihe, wie es eigentlich nicht mehr zu finden ist – unverbaubar, mitten im Grün“ muss schon als dreist bezeichnet werden, denn bei fortschreitender Bautätigkeit sind solche Grundstücke in der Tat bald nicht mehr zu finden. Bleibt allenfalls zu hoffen, dass die Käufer der sündhaft teuren Wohnungen keine bösen Überraschungen erleben, wenn gegenüber im selben „unverbaubaren“ Grundstück in der Konradstraße neu gebaut wird. Auch dabei hat die Stadt keine gute Figur abgegeben, diesen Neubau zu verhindern.

In einer umfassenden Wohnungsbauoffensive will die Stadt weiterhin Wohnraum durch massiven Neubau schaffen. Dabei sollen ökologische und städtebauliche Aspekte nicht vernachlässigt werden. Wie man ökologischen Belangen angesichts massiver Baumfällungen in Dietenbach, Bebauung der Zähringer Höhe und des massiven CO2-Ausstoßes und Abfallaufkommens bei den ständigen Gebäudeabrissen gerecht werden will, bleibt ein Geheimnis. Und was die städtebaulichen Belange angeht, muss sich die Frage stellen, warum man sich im Stadtplanungsamt nicht gegen Abrisspläne von stadtbildprägenden Gebäuden mit dem Hinweis auf das Stadtbild wehrt und warum es offensichtlich niemanden stört, dass Bauträger überall fade und einfallslose Kisten hinklotzen dürfen.
Freiburg verliert immer mehr sein Gesicht und seinen Charme, leider gibt es auch 2025 kein Halten.


(Fotos: KU Müller, K. Langosch, WD Winkler)
Siehe auch:
Webseite des Bauträgers Okenstraße
Webseite des Bauträgers Basler Straße